Happy Birthday to Heaven

Mein lieber Freund,
einen herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Ich hoffe Du feierst schön da oben. Was wünscht man sich eigentlich so zum Geburtstag in Deiner Situation? Was auch immer es sein mag; ich hoffe, Du hast einen tollen Tag.

Hier ist gerade so unfassbar viel los und Vieles davon betrifft auch den Job.
Letztens hatte ich eine sehr bewegende Situation. Da stand ich im Dienst mit einem unserer Psychologen hinter der Klinik und wir sind irgendwie auf den Neuro – Facharzt und auch auf Dich zu sprechen gekommen. Und dann sind wir irgendwann darauf gekommen, dass Du wahrscheinlich so ziemlich der einzige Mensch warst, der mich in allen Facetten kannte. Und irgendwann meinte der Psychologe dann so: „Was würde denn der Freund sagen zu der Frage, ob Du weiterhin Psychosomatik machen sollst?“ Irgendwie hatte ich mir die Frage, was Du so zu meinem aktuellen Leben sagen würdest schon einige Zeit nicht mehr gestellt und deshalb war es vielleicht auch so bewegend. Denn ich weiß Du würdest sagen: „Auf gar keinen Fall Mondkind, gehst Du jemals wieder weg aus der Psychosomatik. Jetzt bist Du doch endlich angekommen, das kannst Du doch nicht wieder her geben.“

Letzte Woche hatten wir Selbsterfahrung in körperbezogener Gruppentherapie.
In einer Übung mussten wir mit einem anderen Teilnehmer Rücken an Rücken stehen und zwischen unseren Rücken sollte noch ein Softball sein.
Das hat mich so sehr an uns erinnert, wie wir manchmal Rücken an Rücken saßen und gesprochen haben und dabei das Vibrieren der Lunge des anderen gespürt haben.
Ich habe viele „erste Male“ erlebt, seitdem Du gestorben bist, aber so Rücken an Rücken zu stehen ist nicht unbedingt etwas, das Du täglich machst. Und da habe ich gemerkt, dass mich das mich die Wiederholung von Situationen, die irgendwie uns gehörten, immer noch ziemlich kalt erwischen können. Auf der einen Seite ist es eine super schöne Erinnerung, auf der anderen Seite ist es eben ein Fehlen.

Nächsten Monat geht es übrigens wieder in die Geburtsstadt. Zum Konzert von Florian Künstler. Auch hier muss ich irgendwie oft daran denken, dass ich es nie geschafft habe, Dir die Stadt zu zeigen. 


Im Moment spiegeln die Menschen mir oft, dass ich sehr gestresst wirken würde. Ich fühle mich ehrlich gesagt auch ziemlich gestresst. Aber dazwischen gibt es eben auch gute Momente. Wie eine Kollegin, die mit mir in die Geburtsstadt zum Konzert fahren wird und ich freue mich so sehr darauf.
Außerdem war ich in diesem Monat schon in Slowenien. Ich glaube, das war das erste Mal seit über 10 Jahren, dass ich so weit weg war. Ich habe da schon sehr gute Erinnerungen mitnehmen können, die mich zwischen allem Chaos doch ein bisschen Leben fühlen lassen.

Und irgendwie hoffe ich immer noch, dass wir beide auf unsere Art glücklich werden können. Jeder in seiner eigenen Welt. Und manchmal denke ich, wie schade wäre es, wenn wir uns irgendwann wieder sehen und feststellen, dass wir uns nur wehmütig vermisst haben. Vielleicht sollen wir so viele gute Momente wie möglich sammeln, um sie irgendwann teilen zu können.
Und das heißt nicht, dass Du nicht immer noch bei mir bist. Ständig. Das wird sich wahrscheinlich auch so schnell nicht ändern. Und das ist okay.

So, halt die Öhrchen steif und lass es krachen da oben.
Ganz viel Liebe
Mondkind

 

Bildquelle: Pixabay

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