Zwei Mails... - und zwei Enden


Füße auf den Boden.
Rücken an die Wand.
Teetasse in der Hand. Aber heute nicht mit Therapeuten – Tee, sondern mit Kamillen- und Fenchel – Tee. Wegen der Erkältung.
Atmen.

Erinnern.
Zusammenbrechen.
Die guten alten Zeiten. „Ich auf dem grünen Stuhl. Er übereck.“ So gingen viele Tagebucheinträge damals los. Ich habe mich nie so verstanden, so sicher, so angenommen gefühlt.
Gute Erinnerungen. Die genauso weh tun.

Jahrelang hast Du an dieser einen Beziehung gearbeitet. In der Dein Gegenüber nie wissen sollte, wie sehr er Dich da gerade rettet. Schritt um Schritt, ganz langsam und mit viel Geduld.

Aber Du kannst nicht alles kontrollieren, was um Dich herum passiert. Dieses Etwas zwischen uns, war das Wertvollste und das Fragilste, das ich hatte. Darauf fußte so viel. Persönlich und mit einem realen Gegenüber, habe ich das eigentlich nur in der Klinik thematisiert. Denn zerbrechen können Leute erst etwas, wenn sie darum wissen.

Und dann klemmen sich Leute einfach so dazwischen. Obwohl Du nie darum gebeten hast. Ihnen gesagt hast, sie dürfen alles tun, aber das nicht.

Und dann verlierst Du zwei Menschen an einem Tag.
Den Einen, der alle Grenzen überschritten hat, die Du je ziehen konntest.
Und den Anderen, weil dieses schmale Band, an dem Du Jahre gebastelt hast, zerreißt.

Du hättest nie gedacht, dass man das schaffen kann. Und trotzdem weiter machen kann.
Vielleicht hast Du es auch nur noch nicht realisiert. Weil es eigentlich nur zwei Mails waren. Die mehr Inhalt getragen haben, als Mails das tun sollten. Und die gesammelt bei Dir angekommen sind. Und die sehr sicher viel von dem Möglichkeiten- in den Erinnerungskasten verrücken.

Ich hätte nie gedacht, dass diese Geschichte nach vier Jahren so endet. Dass ich jemals so einen Blogpost schreiben könnte. Dass nicht ich, sondern ein anderer Mensch, den ich eigentlich sehr geschätzt habe, dieses Band zerreißt. Und eventuell hoffe ich noch, dass man hier irgendetwas retten kann.

Mondkind

***
„[...] und lasse mich  auf den grünen Stuhl fallen. 

[…]
Er schaut mich lange an. „Es ist das letzte Mal Mondkind“, sagt er irgendwann, „Ziel ist das Ende des Studiums und dann sehen wir weiter. Und Du nimmst Dir Zeit für Dich. Ich sage nicht, dass es im Januar einfach wird. Aber zieh es einfach durch. Sag Dir: Das muss jetzt einfach sein. Es wäre schade, so kurz vor dem Ziel doch nochmal zu scheitern. Obwohl das auch kein generelles Scheitern wäre. Lediglich noch ein Umweg und Du würdest das alles eben etwas weniger elegant lösen. Und Du bist so stark und hast schon so Vieles geschafft, obwohl die letzten Jahre so schwer waren. Und heute habe ich ja gesehen, was aus Dir im spannenden Moment werden kann. Ich habe mir echt Sorgen gemacht, dass Du die Prüfung nicht packst, aber plötzlich stand da ein ganz souveräner und sortierter Mensch.“
„Ich hoffe es geht irgendwie…“, sage ich. „und ich weiß, dass alles andere keine Option ist.“

Das sind die Momente, die bleiben werden. Aus dieser langen Geschichte, die mich an diesen Ort hier gebracht hat.

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