Ein Jahr ohne Dich

“Grief never ends, but it changes. It is a passage, not a place to stay. Grief is not a sign of weakness nor a lack of faith: it is the price of love.”

Queen Elizabeth I 


 

Hey,
na, wie geht es Dir so? Ist Sommer bei Dir? Bist Du glücklich? Vermisst Du uns genauso sehr wie ich?
Ein Jahr ist dieser Tag her, der mein Leben komplett auf den Kopf stellte.

In diesen Tagen werden die Erinnerungen aus dem letzten Jahr um diese Zeit nochmal wach. Wie Blitzlichter, an viel kann ich mich nicht erinnern, aber das Wenige reicht mir.
Ich weiß noch, dass ich morgens am 3. Juli eine unbekannte Nummer auf meinem Handy gesehen habe, die etwas von mir gewollt hat. Und ohne nachzuforschen was da los ist, wusste ich: Jetzt ist es vorbei. Jetzt ist der Moment da, den ich mir einerseits nach der langen Stille von Dir herbei gesehnt habe und von dem ich andererseits gehofft habe, dass er doch nie kommt. Es war zwei oder drei Minuten nach sechs in der Früh, als ich wusste: Du bist tot. Deine Mum hatte mir zu der Information  ein Foto dazu geschickt. Darauf zu sehen war ein Bild von Dir, auf einer Kommode. Daneben ein Engel, ein mit einem Schriftzug versehener Stein, ein paar Blümchen und vor dem Bild lagen Deine Ringe. Diese Ringe haben mich am Meisten irritiert und das tun sie bis heute. Die gehörten doch an Deine Finger.
Das nächste Blitzlicht ist im Büro des Oberarztes, mit dem ich damals die Epilepsie – Station gemacht habe. Er hat wohl gesehen, dass es mir nicht gut geht und wollte mit mir sprechen. Ich habe Minuten gebraucht um zu sagen, was los ist. Und dann hat er sich in seinem Stuhl nach hinten fallen lassen und die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen.
Noch ein Blitzlicht. Telefonat mit Herrn Kliniktherapeuten. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was dort gesprochen wurde. Ich habe nur noch ein paar Sekunden in meinem Kopf, in denen ich zitternd, weinend und komplett nass geschwitzt im Blutabnahmezimmer gesessen habe. Er war still, ich habe ihn nur atmen gehört und im Hintergrund die Vögel. So viel Leben am Telefon, so viel Tod in mir.
Es muss schon in der Woche danach gewesen sein. Eine etwas größere Stadt hier im Umkreis. Ich stehe auf dem Bahnhof, ich glaube es ist kalt und warte mit der ersten Krankschreibung meines Lebens stundenlang auf dem Zug. Ich sitze auf irgendeiner Bank und frage mich, was ich hier mache. Eigentlich sollte ich in diesem Moment arbeiten. Und nicht auf einen Zug warten. Und keine Ahnung haben, was die kommenden Tage bringen.
Auf dem Weg in die Studienstadt ein paar Tage später muss ich über den Bahnhof gefahren sein, auf dem ich immer saß, wenn ich auf den Bus gewartet habe, wenn ich Dich in der Studienstadt besucht habe. Ich habe keine Erinnerungen daran, aber das im Handy gespeicherte Ticket protokolliert es. Ich frage mich, wie ich das überlebt habe. Dort mitten in der Nacht zu stehen ohne Dich in der Leitung. Das gab es nicht.
Noch ein Blitzlichtmoment. Da bin ich schon auf dem Psychiatrie – Gelände. Herr Kliniktherapeut bringt mich in die Notaufnahme. Er ist schnellen Fußes unterwegs, ich habe kaum Kraft, um mit ihm mitzuhalten. Ich schaue eigentlich nur auf den Boden. Er trägt blaue Schuhe und ein lila T – shirt. Lila passt zu ihm. Noch ein Blitzlichtmoment kurz danach. Wir sitzen nebeneinander im Wartebereich, coronakonform mit einem Meter Abstand. Ich habe so viel zu sagen, aber ich kann nicht. Mir fehlt die Kraft so laut zu sprechen, dass die Worte auch noch hörbar einen Meter neben mir ankommen.
Danach bin ich erstmal auf der geschützten Station. Ich glaube neben all dem Chaos das es war, neben der Angst um den Job, neben dieser trostlosen Atmosphäre die eine solche Station mit sich bringt, war ich auch dankbar. Dass ich nach einer knappen Woche endlich irgendwo fallen durfte. Nicht mehr stark sein musste.

Und weißt Du, das war alles schlimm damals. Aber ich konnte die Dimensionen, die es hat, noch gar nicht absehen und verstehen. Ich wusste nicht, dass dieses Ereignis mich und meine Sicht auf die Welt für immer ändern wird. Dass ich wahrscheinlich nie wieder der Mensch sein werde, der in davor war.
Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre es, dass sich dieses Fallen und Sichersein dürfen nochmal wiederholen würde. Ich kann diese Parallelwelten nur noch ganz schwer aufrecht erhalten. Funktionieren, arbeiten und gleichzeitig das nochmalige Durchleben von diesem Drama.

Du hast gefehlt in dem Jahr. Du warst der Mensch, der immer an meiner Seite war. Den ich immer um Rat fragen konnte. Von dem ich sicher war, dass er bleibt. Und nun hast Du diese Situation ausgelöst, in der ich eigentlich permanent einen Ansprechpartner um mich herum gebraucht hätte, ein offenes Ohr, die Sicherheit, dass noch wer da ist. Wie paradox es war, dass dieser Mensch, der das immer für mich sein konnte, plötzlich tot war. Und ich niemanden hatte, der das alternativ sein konnte, so verzweifelt, wie ich auch gesucht habe. Und je verzweifelter ich war, desto abgrenzender wurden die Antworten.

Es ist viel passiert hier und ich hätte Dich oft gebraucht. Nicht nur, um Dich um Rat zu fragen, um Deine Stütze in meinem Rücken zu fühlen, sondern auch um die Momente teilen zu können, die so wundervoll waren, dass ich gefühlt die Welt hätte umarmen können.
Die Klinikzeit letztes Jahr ohne Dich war hart – insbesondere deshalb, weil ich im Gesamten sehr angeeckt bin. Und weil dieses Gelände mich permanent an Dich erinnert hat. Du fehlst bei so kleinen Dingen wie den Sonntagsspaziergängen, die nicht so einsam waren mit Dir in der Leitung. Du fehlst auch immer dann besonders, wenn es um das Thema Urlaub geht. Weil ich eigentlich weiß, dass das hätten die Zeiten werden sollen, in denen wir uns sehen. In denen wir die Bahnhofstreffen erleben, die Cafe – Momente, Spaziergänge am Fluss;  Zeit, die nur uns beiden gehört. Du fehlst immer schmerzlich, wenn ich Bahnhöfe passiere. Du fehlst beim Curry kochen, wenn es mich an unser getrennt – gemeinsames Kochen erinnert. Du fehlst, wenn ich abends noch Musik höre, an den Revolverheld – Songs vorbei komme, die irgendwie uns gehörten, allen voran „Liebe auf Distanz“, ein Lied, das Du als wie für uns geschrieben tituliert hast. Und dann erinnert es mich daran, dass wir mal auf ein Konzert wollten, dass ich Dir Dresden zeigen wollte und wir nach Holland zum Zelten wollten. Und letztens habe ich mal Bilder von einem alten Urlaub in Paris gefunden und ich weiß noch, dass ich mir damals dachte, Du und ich, wir müssten mal nach Paris, das wäre irgendwie passend. Du fehlst, wenn ich morgens Deine Kerze auf meinem Tisch anzünde.
Du fehlst aber auch bei allen positiven Dingen. Wenn ich abends auf den Wintergarten komme, nach den Tomatenpflanzen schaue. Oder nach meiner Mini – Orange, die ihre Orangen leider verliert. Du hast wahnsinnig gefehlt bei den ersten Diensten. Zuerst bei den Wochenenddiensten tagsüber, später auch vor allen Dingen nach dem ersten Nachtdienst, der auf Deinen Geburtstag gefallen ist. Ich hätte Dich so gerne wissen lassen, dass ich es geschafft habe und wahrscheinlich hätte ich Dich mit meiner dezenten Hypomanie im Anschluss etwas angesteckt.
Du bist in so vielen Dingen die ich tue und ich möchte auch gar nicht, dass es anders ist.

Ich gehe immer mal wieder unsere whatsApp – Konversationen durch. Wir haben Ende März viel über einen Artikel diskutiert, der den Titel trug: „Wer jetzt allein ist, wird es lang bleiben.“ Es ging um die Kinderschuhe der Corona – Krise, die gerade erst beschlossenen Kontaktbeschränkungen und ich habe Deine Angst gespürt. Du hast immer gesagt, dass die Welt nie wieder so wird, wie sie gewesen ist. Irgendwie hat sich dieser Satz in meinem Kopf eingebrannt. Wir haben beide beschlossen, dass wir unsere wenigen Kontakte hüten müssen. Wann wir beide uns wieder sehen, wussten wir damals nicht. Und interessanterweise – ich habe den Artikel nochmal gelesen – thematisiert er genau das, wovon ich glaube, dass es Dir unter anderem auf die Füße gefallen ist: Die Einsamkeit der Alleinlebenden, der psychisch erkrankten, bei denen eine psychiatrische Vorerkrankung dann gerne mal zur suizidalen Krise ausweiten kann.
Was genau es am Ende war, wird immer Dein Geheimnis bleiben. Wahrscheinlich eine Mischung aus Vielem. Deine Situation, in der Du warst, die Corona – Krise, dass wir beide nicht aus dem Tee kamen.

Das Leben ohne Dich ist eine permanente Achterbahn. Ich habe viele Monate versucht, absolut nichts in meinem Leben zu verändern, damit es nicht so deutlich wird, dass die Zeit weiter voran schreitet. Damit wir uns nicht so weit von unserem letzten gemeinsamen Punkt entfernen, damit ich vielleicht auch – wenn ich alle Realitäten ignoriere – so tun kann, als wäre zwischenzeitlich nichts passiert. Ganz nach dem Motto: „Wenn ich nur fest genug daran glaube, dass Du noch hier irgendwo bist, dann kann ich das vielleicht überleben.“ Das ist eine Einbahnstraße, das merkt man recht bald, aber ändern kann man es halt auch nur mit viel Wiederstand.

Und dann gibt es die Momente, in denen ich die Realität sehe und versuche das Beste daraus für uns Beide zu machen. Kannst Du Dich daran erinnern, dass ich Dir zu Deinem Geburtstag versprochen habe, jeden guten Moment für Dich mitzuerleben? Ich glaube, das ist ein sehr vernünftiger Ansatz, nur muss man dafür mutig und stark sein und darf den Glauben an die Zukunft nicht verlieren und daran, dass es eine Zukunft geben kann. In letzter Zeit hast Du da wahrscheinlich wenig gespürt, weil es mir sehr schwer fällt, das umzusetzen. Aber ich werde daran arbeiten.

Du musst noch einen Platz finden in mir und meinem Leben; das habe ich irgendwie noch nicht so ganz hinbekommen, obwohl ich es seit einem Jahr versuche.
Ich habe im letzten Jahr gelernt, dass Trauer – so wie ich sie erlebt habe – eines der intimsten Dinge überhaupt ist. Denn die Menschen setzen sich nicht neben Dich und sagen: „Ich weiß nicht ganz genau was Dir dieser Mensch bedeutet hat, was da passiert ist und wie ich Dir helfen kann, aber ich versuche gerade einfach für Dich da zu sein.“ Die Menschen fragen Dich erst genau aus, was das für eine Beziehung war, um dann daraus abzuleiten, ob Du überhaupt traurig sein darfst. Und bei den meisten Menschen habe ich diese Sondierung nicht bestanden.

Weißt Du, ich frag mich manchmal, wie das Leben jetzt weiter gehen soll. Meistens versuche ich irgendwie im Moment zu bleiben, nur den nächsten Tag zu schaffen und das ist schon manchmal mehr als genug. Es war zu früh und zu viel. So viel auf ein Mal zu verlieren. Mit Dir ist die Studienstadt verloren gegangen und alle Menschen, die ich dort kannte. Ich war seit dem letzten Mai nicht mehr am Fluss. Auf der einen Seite vermisse ich es sehr, auf der anderen Seite wüsste ich nicht, wen ich mitnehmen sollte wenn ich wieder dorthin komme, weil ich mich alleine nicht traue. Ich glaube, in einer Situation in der ich es bin, bräuchte ich so eine Sandkastenfreundin. Wahrscheinlich muss man sich ernsthaft damit auseinander setzen, wenn man einen Mensch bei der Trauer unterstützen möchte und sich informieren, was dem Menschen helfen könnte. Ich weiß das ja oft selbst nicht genau. Und wahrscheinlich konnte ich das von Menschen, die ich erst in den letzten Jahren des Studiums kennen gelernt hatte, nachdem ich endlich mal freier und unabhängig war und ohne die Kontrolle meiner Eltern tun und lassen konnte was ich wollte, nicht erwarten.
Und neben den Freunden und der Stadt vermisse ich auch irgendwie das Klinikgelände, den Herrn Kliniktherapeuten, die wöchentlichen Termine bei Frau Therapeutin; der Sicherheiten, die ich dort hatte.

Letztens hieß es nochmal, dass ich meine Beziehungen wahrscheinlich so gelebt habe, wie alles andere in meinem Leben auch. Am wichtigsten war der Job, bzw. davor die Uni und erst musste das funktionieren, bevor irgendetwas anderes kommen konnte. Mit zwei Examensjahren hintereinander und dem nahtlosen Jobstart war das vermutlich ein Drahtseilakt, der mir nicht gelungen ist. Weißt Du, ich war wahrscheinlich ziemlich naiv und habe geglaubt, dass wir noch Zeit haben. Und wenigstens hat letztens mal wer zu mir gesagt, dass er nicht glaubt, dass all die Pläne ein nachträglicher Selbstbetrug waren, sondern, dass wir das schon ernst meinten – nur eben meine verschobene Prioritätensetzung uns so sehr in die Quere kam, dass es am Ende nicht gereicht hat. Und ich werde auch nie aufhören, mir dafür Vorwürfe zu machen.

Zukunft ist immer noch ein schwieriges Thema. Meine Welt hat sich noch nicht von diesem Meteoriten – Einschlag erholt, der es war. Da wächst noch kein kleines, grünes Pflänzchen zwischen den Kratern. Ich habe letztens nochmal lange mit einer Leiterin der AGUS – Gruppe gesprochen. Die relativ schnell erfasst hat, wie viel ich verloren habe, wenn ich ohnehin nur so wenig hatte. Du warst im privaten Setting der einzige Rückhalt, auf den ich mich immer verlassen konnte. Die potentielle Bezugsperson, die therapeutische Anbindung – das war zwar alles schön und gut, aber Du hast da kein Mitspracherecht. Wir haben es so oft besprochen und es ist halt auch so. Die Leute kommen und gehen wie sie wollen und Du bleibst abhängig.

Wo wir bei meiner therapeutischen Zukunft wären. Ich habe keine Ahnung, ehrlich gesagt. Ich habe sehr lange versucht nochmal die Chance zu bekommen mit dem Herrn Kliniktherapeuten sprechen zu dürfen. Eine letzte Ansprache an die inneren Kiddies war so die Idee, aber die gab es nicht und mittlerweile arbeitet er nicht mehr an der Klinik. Weißt Du, ich kann mich so gut erinnern, wie er mir letztes Jahr am letzten Morgen einen Faden in die Hand drückte und zu mir sagte: „Ziehen Sie mal dran.“ Ich habe gezogen und er auch. „Ich bin immer da. Sie müssen nur am Faden ziehen.“ Das hat mir das Herz zerrissen damals. Weil ich wusste, dass er da gerade etwas sagt, das er nicht halten kann. Weil das eigentlich das war, das ich am meisten brauchte, gerade eben mit Dir verloren hatte und in der Situation am wenigsten hatte. Manchmal hatte ich das Gefühl er nimmt mein Herz und schmeißt es auf den Boden. Das waren alles hohe Ambitionen und sein „Ich glaube, ich bin die stabilste therapeutische Beziehung, die Frau Mondkind je hatte“ war da auch so ein Statement. Sicher, das war so. Ich hätte diesem Menschen mein Leben anvertraut – beziehungsweise habe es auch getan irgendwo. Aber naja… - das ist dann schwierig, wenn bei genau solchen Menschen das Dasein nicht funktioniert und es am Ende dieselbe Verlusterfahrung wie immer ist. Ich kann die Menschen nicht in meinem Leben halten. So ist es einfach. Im besten Fall gehen sie einfach, im schlimmsten Fall sterben sie und ich weiß nicht mal, ob ich nicht der Grund war.
Schauen wir, wohin es mit der neuen Therapeutin führt, ob das nochmal irgendwann in der Klinik landet. Ich weiß es nicht. Ich weiß auch langsam nicht mehr, was wichtig und richtig ist. Vielleicht wäre das auch nicht so schlecht, wenn es in diesem Job endlich mal knallen würde. Ich bin sowieso recht unglücklich mit der ganzen Jobsituation und wenn ich gezwungen wäre etwas anderes zu machen… - who knows…? Wobei das natürlich ohne Unterstützung im Rücken auch wieder schwer ist.

Deine Kerze brennt hier weiterhin jeden Tag. Ich erinnere mich an unsere Momente und vermisse sie ganz doll. Und… - ich habe Dir ja glaube ich schon mal gesagt: Ich glaube, jeder Mensch trifft irgendwann im Leben diesen einen Menschen. Von dem man irgendwie das Gefühl hat, dass man ihn schon sein ganzes Leben irgendwie gekannt haben muss. Mit dem man alles teilen kann. Bei dem man nicht nur so halb man selbst ist. Auf den man sich blind verlassen kann. Das sind diese Verbindungen, von denen die beiden Beteiligten glauben, dass man zu Zweit gegen die Welt kämpfen kann. Dieser Mensch, dem man ein Stück des eigenen Herzens abgibt und dafür ein Stück des anderen Herzens bekommt. Das warst Du für mich.
Und sollte ich das erleben, werde ich noch  - wenn ich alt und grau bin – von diesem Menschen erzählen, den ich da in der Studienstadt einst kennen gelernt habe, der mir das Leben gezeigt hat, mit dem es so viele Pläne gab und der der Mensch an meiner Seite hätte werden sollen, mit dem ich gemeinsam die Jahre ziehen lasse. Wenn wir es beide denn geschafft hätten.

Ich hoffe, Du bist sicher und glücklich dort, wo Du jetzt bist. Ich hoffe, Du schaust ab und an auf all die Menschen die Du kanntest und auf mich hinab und freust Dich vielleicht manchmal mit, wenn ich wieder einen Moment erlebt habe, den ich gern mit Dir teilen würde.
Ich hoffe, Du wartest irgendwo da oben auf mich und ich hoffe, dass wir uns irgendwann wieder sehen. Dass ich irgendwann aus dem Zug gepurzelt komme, Du schon – mit Deinem Rucksack lässig über der Schulter, wie immer – am Bahnhof stehst und auf mich wartest und ich dann endlich wieder Deine Arme auf meinem Rücken spüren werde. Ich hoffe, das wird passieren, wenn die Zeit dafür reif ist.

Ganz, ganz viel Liebe in Richtung Universum. Du fehlst hier, wie am ersten Tag.
Mondkind


 

 

Was ist sterben?
Ein Schiff segelt hinaus und ich beobachte
wie es am Horizont verschwindet.
Jemand an meiner Seite sagt: "Es ist verschwunden."
Verschwunden wohin?
Verschwunden aus meinem Blickfeld - das ist alles.
Das Schiff ist nach wie vor so groß wie es war
als ich es gesehen habe.
Dass es immer kleiner wird und es dann völlig aus
meinen Augen verschwindet ist in mir,
es hat mit dem Schiff nichts zu tun.
Und gerade in dem Moment, wenn jemand neben
mir sagt, es ist verschwunden, gibt es Andere,
die es kommen sehen, und andere Stimmen,
die freudig Aufschreien: "Da kommt es!"
Das ist sterben.

Charles Henry Brent

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