Ein kleines Statement

Weil es unter den letzten Blogposts so viele rege Diskussionen gegeben hat, dachte ich, ich verfasse mal einen kleinen Post dazu – weil die ja auch alle in dieselbe Richtung gehen und ich das nicht unkommentiert lassen möchte.

Zunächst mal wird es langsam allein deswegen kompliziert, weil dieser Blog Grenzen wahren muss. Ich kann von mir erzählen und natürlich geht auch um Menschen, die mein Leben in entscheidender Weise prägen oder manchmal auch nur streifen, manchmal geht es um kurze Momente mit Menschen, die bewegen, aber natürlich kann ich hier nicht das Privatleben anderer Menschen ausbreiten.
Deswegen wird es schwierig über etwas zu diskutieren, das nur in Teilen bekannt ist. Die Geschichte mit dieser anderen Frau ist um Längen brisanter, als ich das hier darstellen kann und bringt auch ganz viele Fragen zu uns beiden und wie das damals mit uns anfing ein bisschen neu – oder zumindest in einem anderen Licht – auf den Tisch.

Ich wollte nicht umsonst unbedingt den Intensiv – Oberarzt vor seinem Urlaub sprechen, weil ich an der Stelle und unter vier Augen natürlich zumindest mehr erzählen kann. Tatsächlich brauche ich in dem Fall einfach einen von „den Großen“. Nicht unbedingt in therapeutischer Funktion, sondern einfach als offenes Ohr, als Möglichkeit zum Reflektieren, als Gegenüber mit mehr Lebenserfahrung. Vielleicht kann mir irgendwer erklären, was hier eigentlich gerade läuft.
Dummerweise – wenn das Helfersystem aktuell aus dem Intensiv – Oberarzt und seiner Frau besteht – bricht natürlich alles komplett zusammen, wenn die im Urlaub sind. Und meine verzweifelten Versuche irgendwen aus den „alten Zeiten“ zu greifen, waren da bisher nicht sehr erfolgreich.
Ich weiß nicht genau, wie ich das jetzt zwei Wochen mit mir rum schleppen soll. Ich meine ich habe seine Handynummer und auch die von seiner Frau – aber es gibt Grenzen und die achte ich. Und immerhin ist niemand gestorben oder so etwas – also ganz großes Drama ist es auch nicht; objektiv, für mich ist es dennoch eins.

Zurück zu der anderen Frau: Ich glaube nicht, dass irgendetwas laufen würde, ohne dass er mir das sagt. Das nehme ich ihm tatsächlich ab. Allerdings… - Am Donnerstag hat er mir noch gesagt, dass er sich definitiv nicht mit ihr treffen wird – innerhalb der ersten 10 Sätze, die wir Samstagabend nach meinem Dienst miteinander gewechselt haben kam ein „Heute Mittag habe ich einen ausgedehnten Spaziergang mit [der anderen Frau] gemacht.“ Diese Überzeugung sie nicht zu treffen, hat also genau zwei Tage gehalten. Von daher bin ich mir da mittlerweile nicht mehr so sicher. Heute meinte er, dass sie definitiv länger brauchen wird, als ich um ihn „rum zu kriegen“ und er mag sie immerhin.

Dass ich das alles nicht sonderlich beruhigend finde, dürfte wohl klar sein. Genauso wie die Tatsache, dass ich dann doch wahrscheinlich raus bin, wenn die andere Frau drin ist, aber ich weiß nicht, ob ihn das so stört.
Was ich allerdings noch viel störender finde ist die Tatsache, dass er irgendwie gar nicht zu der Idee kommt mal nachzufragen, wie es mir damit geht. Wir kennen uns ja immerhin nicht seit gestern.

Und was die Frage anbelangt, wo die Grenze ist – die Frage stelle ich mir auch. Ich habe das Gefühl, die ist theoretischerweise schon sehr, sehr lange überschritten. Aber wie auch richtig festgestellt wurde – ich habe überhaupt keine Chance die zu kommunizieren, weil bei dem Thema die Beziehung zwischen dem ehemaligen Freund und mir dann sofort beendet ist. Und es kann auch schon sein, dass ich das nie so richtig gelernt habe, Bedürfnisse zu erkennen und zu kommunizieren. Ich spüre, dass das immer noch sehr schwer für mich ist, überhaupt etwas wahrzunehmen geschweige denn, es laut zu sagen. Aber es gibt ihn halt nur so – was kann ich machen? Er dürfte wissen, dass ich das absolut nicht cool finde.

Es bleibt immer noch die Frage, was ich jetzt tue.
Ein bisschen ist es ein „Fishing for moments“ auf einem anderen Level.
Ich habe die meiste Zeit meines Lebens gefühlt nur verloren. Es war selten mal okay – oder hat sich zumindest okay angefühlt. Aber ihn zu spüren, gemeinsam auf dem Balkon zu frühstücken oder Abend zu essen, ihn in meiner Nähe zu haben, ist immer noch ganz viel Wunder. Nicht mehr so viel wie letztes Jahr, dazu liegen zu viele Schatten über uns, aber immer noch ein bisschen. Es wäre alles einfacher, würde ich diesen Mann nicht sehr lieben – das darf man eben nicht vergessen und das ist der Punkt, an dem die Sichtweisen wahrscheinlich kollidieren. Ich kann schon verstehen, dass die meisten Menschen mich für höchstgradig bescheuert halten, aber die haben eben auch keine Bindung zu diesem Mann.

Nach der Trennung ist jedenfalls die Idee, dass das große Ganze nochmal gut werden kann, irgendwie verloren gegangen. Weil es ja eben doch so ist, dass eine Mondkind am Ende immer nur verliert. Was gut ist, kann nicht bleiben – das glaube ich immer noch. Was nicht heißt, dass es immer gut sein muss, aber zumindest die Basis im alltäglichen Chaos kann gut sein. Und ich würde am ehemaligen Freund nicht sonderlich viel fest machen. Er ist eben einer der Orte, an denen es noch gute Momente gibt, die ich eben einsammle. In dem Wissen, dass die besten Momente das größte Fallen bedeuten können – aber das kommt sowieso. Früher oder später kommt das. Und was hätte ich im letzten Dezember gegeben für noch ein paar dieser Momente? Was hätte ich gegeben für ein paar weitere Momente mit dem verstorbenen Freund.
Irgendwann ist sowieso alles zu Ende. Und dann zählt nur das, was gut war. Nicht das Leid dazwischen.

Mondkind

P.S. Heute ohne Bild, weil ich dringend zu Bett muss...

Kommentare

  1. Manchmal muss man das eigene Herz brechen, um sich zu schützen. Du hast keine Ahnung, wie sehr so eine Konstellation psychisch schaden kann. Ich bin mit einer PTBS aus so einer Beziehung gegangen. Emotionalen Missbrauch nennt man das. Ich weiß, dass du ihn liebst. Aber keine „schönen Momente“ der Welt sind es wert, sich dermaßen von einem anderen Menschen übergehen und verringern zu lassen.
    Du schreibst: „Es gibt ihn halt nur so.“ Und warum gibt es dich nicht „nur“ mit deinen innersten Überzeugungen und Bedürfnissen? Warum lässt du zu, dass er dich in einen Geist verwandelt, in jemanden, der dir überhaupt nicht mehr ähnlich sieht?
    Du betrachtest es sehr oft aus dieser „ich kann ihm helfen, sich zu öffnen“-Perspektive, aber er will ja gar nicht, dass du ihm hilfst. Er findet das alles gut so. Im therapeutischen Jargon würden wir sagen, es liegt keine Veränderungsmotivation vor, also wird auch keine Veränderung erfolgen. Außerdem beweist er ja bereits ein exzellentes Vermögen für kognitive Dissonanz, da er ja selbst Therapeut ist, ergo viel über gute Kommunikation und Bedürfnisse weiß, dieses Wissen aber in seinem Alltag anscheinend komplett ausblenden/ignorieren kann. Du hast wohl recht, dass das ein Bewältigungsmechanismus ist, aber warum sollte er ihn verändern, wenn du dich ihm die ganze Zeit anpasst? Ich sehe es auch so, dass er die Beziehung vermutlich abbrechen wird, wenn du dich weigerst, dich noch mehr für ihn zu verdrehen. Aber so ist es mit Menschen, man kann sie nicht zwingen, zu bleiben. Nur dich selbst kannst du nicht verlieren – es sei denn, du gibst dich für jemanden auf, und damit hast du schon angefangen.
    Ich weiß, dass das alles für dich vermutlich hart und unsensibel klingt, vor allem mit deiner Vorgeschichte. Aber ich schreibe es, wie es ist, weil es die Wahrheit ist, und weil hier wirklich etwa auf dem Spiel steht, nämlich deine Gesundheit.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Drittes Staatsexamen - ein Erfahrungsbericht

Reise - Tagebuch #2

Von einem Gespräch mit dem Kardiochirurgen