Ein Lichtstrahl...


Frühbesprechung.
Der Tag beginnt mit einer schlechten Nachricht. Ein Kollege ist krank, ein anderer hat frei, weil seine Frau heute ein Kind zur Welt bringt.
Und die Notaufnahme ist nicht besetzt.
Schnell ist klar, wer die Lücke füllen soll. „Mondkind, hilfst Du heute in der Notaufnahme, statt auf die Palli zu gehen…?“
Nein sagen ist keine Option. Denn das ist weniger eine Frage – vielmehr eine Anweisung.

Schon als ich nach der Frühbesprechung hinunter komme, liegt die erste Patientin in der Notaufnahme.
Der Tag gestaltet sich arbeitsreich – Zeit für eine Pause ist nicht. Allerdings haben wir heute auch mal nicht vier Notärzte zusammen mit vier Patienten gleichzeitig in unserer Notaufnahme stehen.
Bei jedem Patienten gibt es neue Herausforderungen – sei es nun aufgrund der Sprachbarriere oder der Symptomatik. Heute hatte ich zum Beispiel eine Patientin, mit dekompensierter Herzinsuffizienz und Hypotonie. Ja – und jetzt? Bei Hypotonie hilft es meist, die Gefäße ein wenig mit Flüssigkeit aufzufüllen. Bei Herzinsuffizienz sollte man aber sehr vorsichtig mit der Volumenzufuhr sein – sonst können die Patienten ein Lungenödem bekommen und sterben. Es gilt also den schmalen Grad eines Mittelwegs zu finden.

In der Ambulanz ist man immer sehr erfreut, wenn man mich sieht. Irgendwie glaube ich manchmal nicht so ganz, dass die das ernst meinen. Immerhin gibt es Assistenzärzte, die sicher mehr auf dem Kasten haben als ich und die Patienten deutlich schneller auf die Station schicken können.
Dennoch hatte ich das heute aber wirklich gut im Griff. Ich merke auch, wie ich langsam sicherer im Umgang mit Patienten werde. Ein hochfieberhafter Infekt lässt den Adrenalinspiegel nicht mehr ganz so arg ansteigen und auch ein leicht kreislaufinstabiler Patient löst bei mir nicht gleich Panik aus – ich kann nachdenken, was zu tun ist und im Zweifel den Hintergrund anrufen.
Auch mit dem Sonogerät bin ich wirklich flott und zielsicher geworden – heute habe ich einen mechanischen Subileus erkannt. „Darm fällt auf, wenn man ihn deutlich im Bild sieht“, sagte mal jemand. So prominent war es gar nicht, aber ich habe es gesehen.
Ich glaube, ich habe wirklich viel gelernt in den drei Monaten, in denen ich mittlerweile da bin.

Und ich glaube gerade in solchen grundsätzlich eher schwierigen Phasen sind solche Tage wichtige Lichtblicke, deren Stimmung ich so gut es geht einfangen sollte. Ich muss nicht nur aus Selbstzweifeln bestehen. Und ich bin auch mehr, als die Negativität. Es gibt auch Dinge, in denen ich gar nicht mal so schlecht bin.

Das musste nur mal kurz gesagt werden. Und da ich jetzt gerade echt noch motiviert bin, schaue ich jetzt noch kurz ins Neuro – Buch. Da habe ich in den nächsten zwei Wochen noch eine Menge zu wiederholen. Ich sollte starten…

Mondkind

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