Organisatorisches Chaos

Seit Tagen dieselben Fragen.
Der Kopf hat sich darüber allmählich eingedreht.
Wie soll ich in die Studienstadt kommen? Wie soll ich das aushalten?

Dieser Plan ist Wahnsinn für jemanden, der mit den Nächten im Moment ohnehin kaum hinkommt.
Und heute ist noch hinzugekommen, dass ich auch in der WG vorbei muss, weil mein neues Semesterticket dort gelandet ist, statt bei mir.

Es gibt noch die Möglichkeit statt mit dem Bus die ganze Nacht, mit dem Auto zu fahren. Ein Freund ist vor ein paar Tagen ungefähr hundert Kilometer von hier weg gezogen und braucht das Auto gerade nicht. Aber mit einem fremden Auto…? Ich müsste ja trotzdem gegen 4 Uhr los fahren, da ich halb 11 den ersten Termin habe und man den Berufsverkehr mit einrechnen muss. Ehe man hier eine Autobahn sieht, fährt man eine Stunde über das Land. Und eine Krankenschwester berichtete gerade heute, dass sie in der letzten Nacht auf einer Landstraße eine Kollision mit einem Wildschwein hatte.

Ich weiß es nicht. Ich komme mir einfach ziemlich dumm vor, dass ich mich das nicht traue, mitten in der Nacht los zu fahren. Als Navi habe ich auch nur das Handy und das hat mich schon vorgewarnt, dass es zwischendurch keinen Empfang gibt. Und das müsste ich dann ja auch auf den Beifahrersitz legen und auch noch – zusätzlich zur kurvigen Landstraße - im Blick haben.
Ich bin halt seit fast zwei Jahren nicht mehr Auto gefahren…
Und ein finanzielles Problem ist es ehrlich gesagt auch, wenn man an einem Wochenende mal so eben rund 800 Kilometer schrubbt. Zusätzlich habe ich ja schon das Bahnticket, das ich auch nicht mehr umbuchen oder stornieren kann.

Und andererseits wäre es eben auch blöd, wenn irgendetwas zwischen Zug und Bus nicht klappt. Meine schlimmste Vorstellung ist es immer, die Nacht auf dem Hauptbahnhof verbringen zu müssen. Obwohl das im Sommer ja ehrlich gesagt noch geht.
Und ich habe Angst, dass ich den Freitag einfach nicht mehr schaffe. Arzttermin, zur Wohnung fahren, Therapie, Labor, zwischendurch noch drei Kommilitonen (aber zeitgleich) sehen und abends noch zu meinem Papa, was nochmal zwei Stunden Zug fahren bedeutet.
Und der dreht mir übrigens auch den Hals um, wenn er mich Sonntag wieder hierher fährt und mitbekommt, dass ich auch das Auto hätte haben können.

Ich möchte es einfach nur irgendwie „richtig“ machen.

„Kannst Du die Termine nicht einfach absagen?“, hat mich heute die Arzthelferin gefragt, als ich ihr in einer ruhigen Minute erklärt habe, warum ich heute so zerfahren bin - auch wenn die alle auf dem Stand sind, dass es um wahnsinnig wichtige Dinge für die Doktorarbeit geht. (Die im Schreibbüro haben heute auch die Krise mit mir bekommen. Entweder ich habe die Diagnose vergessen zu diktieren oder die Medikation bei der Entlassung oder ich habe das falsche Datum rein diktiert).

Ich wünschte, ich könnte die Termine absagen. Aber nachdem das letzte Woche so eingebrochen ist und im Moment wahrscheinlich nur einigermaßen stabil ist, weil ich weiß, dass es nicht mehr weit ist, kann ich das nicht. Ich frage mich, ob die Therapeutin weiß, wie sehr mich das stresst, dass bei ihr eben nur persönliche Anwesenheit möglich ist. Es wäre ja fast einen Versuch wert, sie Freitagfrüh anzurufen und ihr zu erklären, dass irgendetwas an meiner chaotischen Organisation nicht funktioniert hat. Und dann abzuwarten, ob sie mehr als 10 Minuten hat. Aber ich fürchte, das ist zu riskant.

Ich hätte heute eigentlich viel mehr für die Doktorarbeit schaffen sollen. Aber mein Hirn will einfach nicht mehr... Naja… - warten wir auf Freitag…

Mondkind

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Drittes Staatsexamen - ein Erfahrungsbericht

Reise - Tagebuch #2

Von einem Gespräch mit dem Kardiochirurgen