Over and out

And did you finally get the chance
To dance along the light of day?
Oh and did you fall for a shooting star?
Fall for a shooting star
And are you lonely looking for yourself out there?

(Train - Drops of Jupiter)

Es hat mich erwischt. So volle Breitseite.
Ich habe lange nicht mehr so sehr gezweifelt, in Frage gestellt, Angst gehabt. So sehr, dass Schlafen und Essen definitiv auf der Strecke bleiben, dass überall in der Wohnung Taschentücher herum fliegen, die ich von Zeit zu Zeit einsammle und in den Müll trage. Man könnte auch denken, hier sei Erkältungshochsaison.
Nur Fassadenmondkind. Die funktioniert noch. Manchmal locke ich sie sogar extra hervor – wenn ich im Urlaub auf die Arbeit gehe zum Beispiel – damit ich mal ein paar Stunden Ruhe habe.

Ich habe versucht, die alten Helfersysteme anzuschmeißen. Das war immer die große Angst. Was ist, wenn hier alles bricht und keiner mehr an meiner Seite kämpfen kann? Haben wir jetzt. Frau Therapeutin hat keine Zeit, auf Herrn Therapeuten warten wir noch; der wollte sich ja noch melden, würde sich aber auch bedanken, wenn er in eine kaum händelbare Situation stolpert.

Daneben… - Familienchaos. Diesmal anderer Teil als letztens. Ich würde mir so sehr einen Vater wünschen, der sagt: „Na wenn Du da alleine gerade nicht zurechtkommst, dann komm erstmal zu mir. Und ich werde sicher nicht akzeptieren, dass Du hier wie ein Haufen Elend herum läufst – wer soll sich das anschauen. Aber Du kannst Dich hier mal zwei Stunden ausheulen, über den Freund reden und es wird sicher mal niemand bewerten, was das für eine Beziehung war, was ihr wart, was ihr hättet sein können, wer Schuld daran hat, dass es nicht so gekommen ist. Das Einzige das zählt ist, was Du da heute fühlst. Und dann… - gehen wir aber raus uns machen eine Schneeballschlacht. Oder bauen einen Schneemann. Oder whatever. Aber nicht, weil ich Dich nicht ernst nehme. Sondern nur, weil Du so zwischendurch mal das Leben fühlen musst…“

Aber so würde das nicht laufen. Ich musste mir bereits nach zwei Wochen Klinik anhören, dass das Thema jetzt zunehmend abgeschlossen sein muss, dass ich nach vorne schauen muss, dass das ja jetzt nicht sein kann, dass ich schon wieder in der Klinik hänge.
„Mondkind, vielleicht solltest Du ein Thema nach dem anderen bearbeiten. Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, wenn Du dort jetzt diese Konflikte austragen musst.“

Also schieben wir Corona vors Loch. Ehrlich gesagt… - es wäre wirklich unverantwortlich gewesen zu reisen in der aktuellen Situation. Aber wenn ich eine Familie hätte, die hinter mir steht, wäre mir das gerade komplett egal. Auch, wenn das jetzt ziemlich unpopulär ist. Aber ich halte es hier einfach so gerade nicht mehr aus. Was auch immer jetzt genau dazu geführt hat, dass es dermaßen dekompensiert.

Und da in meiner aktuellen Vorstellung ja immer alle Menschen morgen sterben: Was ist, wenn er sterben wird und ich ihn vorher nicht mehr besucht habe? 


 

Over and out for today.
Ich kann einfach nicht mehr. Und ich weiß nicht, wo ich noch ein offenes Ohr angeln soll…

 

Mondkind

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