Zwischen den Feldern

Wie ist es da oben?
Willst Du drüber reden?
Oder wollen wir’s verschieben?

(Florian Künstler - 1000 Raketen)

Urlaub. Diese Woche.
Der Körper befindet das auch. Ich weiß nicht, wie ein Mensch so müde sein kann. Und mein Kopf tut weh.
Aber immerhin auch mal etwas Zeit. Das ist fein… ich muss mich bemühen, mich ein bisschen zu erholen, bevor es dann weiter geht.

Wanderung durch die Landschaft. Das erste Rapsfeld, das ich dieses Jahr aus der Nähe sehe. Der typische Geruch der zwischen dem Gelb in der Luft hängt. Die Kastanienbäume blühen. Immer wieder fegen Schauer über die Felder, verdunkeln kurze Zeit diesen wunderschönen Frühling, bis wieder die Sonne durchbricht.

Und ich frag mich was.
Ich frag mich, ob Du das auch noch sehen kannst. Und wo Du bist. Und wenn ich Dir eine einzige Frage stellen dürfte, dann wäre es die Frage, wie es Dir geht.
Gar nicht mal, was Du über uns denkst, was Du über mich denkst, ob Du’s bereust. Ich möchte einfach nur wissen, ob Du sicher bist, dort wo Du jetzt bist.

Ich denk viel nach. Über das Leben von früher. Und ich stell fest, dass ich viel vergessen hab. Irgendwie. Vielleicht ist das Selbstschutz. Weil ich’s nicht ertragen könnte zu wissen, wie es war. 



Ich hab letztens mit der Therapeutin geredet. „Ich will hier keine blöden Vergleiche anstellen, aber manchmal frage ich mich, wie ich reagiert hätte, wenn meine Eltern oder meine Oma gestorben wären. Und ohne das bewerten zu wollen, aber mir ist ein entscheidender Unterschied aufgefallen. Meine Eltern und ich, wir hatten unsere Zeit. Wir haben es nicht kitten können, diese Beziehung, die irgendwann zerbrochen ist, das ist vorbei. Und ich trage die guten Erinnerungen mit den beiden immer in meinem Herzen. Aber ich weiß, dass sich das nicht wiederholen kann. Bei [dem Freund] ist es ein bisschen anders. Und wenn ich um ihn weine, dann weine ich auch um die Dinge, die noch vor uns lagen und die wir verpasst haben. Wir waren so auf die Zukunft ausgerichtet. So darauf, dass ich erst das Studium schaffen muss, die finanziellen Sorgen von den Hacken haben muss, ich konnte mich am Ende kaum noch finanzieren. Ich wollte die ersten Dienste schaffen, wissen, dass der Job sicher ist. Ich wollte, dass die Grundlage solide steht, auf der wir beide dann unser Leben teilen. Und nach all der anstrengenden Zeit nie die Chance gehabt zu haben – das macht mich wahnsinnig. Ich werde nie wissen, wie das Leben geworden wäre, wäre er hier her gezogen.“
Sie versteht es. Dass es tragisch ist. Und wir es nicht ändern können.

Es wird nicht einfacher nach einem Jahr. Dieses „das habe ich ja ohne Dich alles schon mal erlebt.“ Es ist furchtbar. Und manche Abende weiß ich nicht, wie lange ich es noch kann. Ich möchte noch ein Mal Deine Hände in meinen fühlen. Ich würde so gern nochmal mit Dir reden. Ich würde so gern nochmal eine dieser Umarmungen fühlen, bei denen ich fast umkippe.
Manche Abende glaube ich, dass unter dieser Sehnsucht das Herz brechen muss.
Und weißt Du, ich würde diesen Urlaub so gerne nutzen können, um Dich besuchen zu fahren. Über 200 Kilometer in eine Richtung fahren, nur um Dir ein Blümchen vorbei zu bringen. (Obwohl ich ehrlich gesagt keine Ahnung habe was es mit mir macht, Dich das erste Mal nicht auf dem Bahnhof oder in der Stadt, sondern auf dem Friedhof zu besuchen).

Ich habe gesagt, dass ich verspreche, jeden guten Moment für Dich mitzuerleben. Ich trag Dich gedanklich immer mit. Und wünsche mir so oft, ich hätte Dir mehr die Umgebung hier zeigen können.
Und sag mir, hat Dein Herz noch geschlagen vor einem Jahr?

Ganz viel Liebe
Mondkind

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