Über Therapie - Probleme

 


Diese Bilder gehören leider schon wieder der Vergangenheit an.
Der Urlaub ist vorbei und der Alltag hat mich wieder eingefangen. Kennt das eigentlich auch Jemand, dass man am ersten Tag nach dem Urlaub immer besonders viel Angst hat… ? Mir geht das immer so.
Montag waren eigentlich nur vier Stunden Stationsdienst geplant – da aber über die Feiertage so viel Patientenzulauf bestanden hatte, wurde der Dienst dann mehr als doppelt so lang. Und gestern… - ist die Neuro – Notaufnahme hoffnungslos unter gegangen. Nachdem ich dem Oberarzt der Stroke Unit, als er gerade nach Hause gehen wollte, gesagt habe, dass er noch fünf Betten schaffen muss und die Station eigentlich schon bis zum letzten Bett belegt war, wurde die Neurologie bis heute früh abgemeldet und – pünktlich zu meinem Start in den Tag – wieder angemeldet… Ich glaube, bis Ende des Monats stellen wir einen neuen Patientenrekord auf.

 


Ich war inzwischen wieder bei der neuen Therapeutin. Das ist ein Zeitmanagement… - unglaublich. Sie hat ja nur Termine im Mittagsbereich. Meistens läuft es dann so, dass der Spätdienst etwas früher kommt und mir den Funk abnimmt. Bis ich die Notaufnahme verlasse ist es meistens eine viertel Stunde, bevor ich da sein muss. Ich habe fünf Minuten, um ins Arztzimmer zu rasen, mich umzuziehen, in Richtung Fahrrad zu flitzen und dann so schnell wie es geht innerhalb von acht Minuten ein Mal durch den Ort zu radeln, um bei ihr mit einer Punktlandung vor der Tür zu stehen. In der Zeit sollte ich dann auch nochmal schnell rekapituliert haben, über was ich eigentlich sprechen möchte. Auf dem Rückweg ist es dasselbe - nur umgekehrt...
Heute habe ich ihr vom Telefonat mit der Frau Therapeutin aus der Studienstadt berichtet. Normalerweise bin ich mit solchen Dinge sehr zurückhaltend, weil ich nicht möchte, dass sich wer im Helfersystem übergangen fühlt, wenn ich zum Beispiel einfach mit einer anderen Therapeutin spreche. Aber ich fand das Telefonat wichtig, weil es zum Einen mal etwas wie eine Zielsetzung in diesem Prozess ist – nämlich, dass ich lernen muss, den Tod des Freundes zu akzeptieren – und zum Anderen, weil dieses Gespräch irgendetwas mit mir gemacht hat. Auf der einen Seite hat es mir irgendwie seinen Tod nochmal brutal vor Augen geführt und ich merke, dass das immer noch nicht bei mir angekommen ist, dass er nicht zurück kommt, auf der anderen Seite bin ich auch sehr wütend seitdem. Nicht auf ihn, sondern auf alles Mögliche; es hat mich einfach sehr unruhig gemacht. Und da habe ich mir erhofft, dass sie mich ein bisschen auffangen kann und wir vielleicht überlegen können, was mir helfen könnte, meinen inneren Widerstand zu überwinden und besser in das Akzeptieren zu kommen – nicht sofort natürlich, aber langfristig. Naja, ihr Kommentar dazu war: „Den Widerstand müssen wir jetzt leider erstmal so stehen lassen…“ Aha. Stattdessen hat sie mich ein bisschen zum Leben des Freundes ausgefragt. Wo er überall gewohnt hat, was er gemacht hat, wie die Zukunfstpläne aussahen, nach der Beziehung zu seinen Eltern. Und ich war ein bisschen erstaunt, dass ich doch extrem viel über ihn weiß.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht woran es liegt, dass wir so gar nicht miteinander zurecht kommen. Wenn ich das Telefonat mit der Therapeutin aus der Studienstadt und einen Termin mit der neuen Therapeutin miteinander vergleiche… - da liegen Welten dazwischen. Diese Termine in der Ambulanz haben immer etwas bewegt – nicht unbedingt positiv, aber es hat sich gelohnt. Wie viele Blogeinträge gibt es über Therapiegespräche? Und bei der neuen Therapeutin führt das einfach zu nichts…
Ich habe mir schon überlegt, ob ich ihr vielleicht nicht genug vertraue, dass ich vielleicht auch nicht gut genug und emotional erzählen kann. Ich würde ihr nicht zutrauen mich  zu halten, im Moment. Ich spüre mich auch selbst sehr wenig in diesen Stunden, das sind sehr kopflastige, rationale Gespräche mit ihr. Vielleicht erscheine ich aufgrund des Arbeitsstresses nicht sortiert genug zu den Terminen? Vielleicht verstehe ich die Botschaften zwischen den Zeilen nicht, die sie mir vielleicht versucht zu vermitteln? Vielleicht liegt es einfach an der Zeit, dass sie meine Geschichte noch nicht kennt, nicht miterlebt hat und Vieles erst selbst einordnen muss?Es frustriert mich auf jeden Fall sehr, weil ich die Unterstützung eigentlich wirklich brauche und ich auch nicht ständig meine alte Therapeutin behelligen kann, deren Job es auch eigentlich nicht ist. Aber ganz alleine schaffe ich es halt nicht.
(Zum Thema Herr Kliniktherapeut: Er hatte zwischenzeitlich sogar mal geschrieben und ich war da ganz guter Dinge, aber nachdem ich mein Anliegen noch zwei Mal präzisieren musste (da fehlt der Freund zum Mails gegen lesen wieder…), ist es leider still geworden. Ich hätte ihn gern nochmal gehört, aber wahrscheinlich hat er auch zu tun, wie wir alle in diesem klinischen Setting).

Erstmal gehe ich jetzt ganz schnell ins Bett… - ich bin so, so müde…
Und wer Ideen oder Erfahrungen hat und die teilen möchte… - immer gern doch. Mir fehlen die Post – Therapie – Café – Dates mit dem Freund unglaublich. Da konnte man über solche Sachen stundenlang reden.

Mondkind

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