Urlaubsstart

Urlaub.
Endlich.
Ich fühle mich wirklich sehr urlaubsreif.
Heute Abend geht es los.
Anderthalb Wochen. Bis morgen erstmal nur in die Nachbarstadt, von dort aus in die Studienstadt, am Freitag fahre ich zurück und übernachte eine Nacht bei mir, ehe es nochmal drei Tage in die Geburtsstadt geht.
Viel Programm.
Ich sehe viele Menschen und ich freue mich drauf. Ich hoffe, ich habe die Energie.
Und Ihr bekommt ein Reisetagebuch. Auch wenn ich nicht weiß, ob ich mich wirklich regelmäßig melden kann. 

Zugegeben - nach Urlaub sieht es hier noch nicht aus, aber ich bin froh, dass ich mich heute nach Wochen, in denen es nie geklappt hat, mal auf den Vortrag konzentrieren konnte.


Die letzten Tage waren nochmal turbulent.
Das Vorstellungsgespräch in der Psychosomatik war eigentlich ziemlich unspektakulär, da habe ich mich echt zu viel verrückt gemacht. Gefallen hat mir nur nicht, dass mir in Aussicht gestellt wurde, dass man nicht möchte, dass ich das Psychiatrie – Jahr teile. Ja es ist Stress, ich verstehe, dass die das auch nicht wollen, weil sie einen dann kaum in Dienste einspannen können und man als Mitarbeiter damit ziemlich unbrauchbar ist. Aber es geht ja auch nicht unbedingt darum dem Konzern zu dienen, sondern um unsere fachliche Weiterbildung.

Prompt hatte ich dann in meinem Dienst am Feiertag auch eine Patientin, die vermutlich eine akute Psychose hat. Um das wirklich zu klären, fehlen noch ein paar Laborwerte und ein MRT, aber es ist sehr wahrscheinlich nach dem, wie sie sich dann im Lauf des Freitages präsentiert hat und nachdem ich dann eine entfernte Angehörige erreichen konnte, hat sie mir auch erzählt, dass es eine ähnliche Episode vor fast 15 Jahren schon mal gegeben hat – damals sei die Patientin auch ein paar Wochen in der Psychiatrie gewesen. Die Medikamente habe sie danach wohl nicht regelmäßig genommen. Dort angerufen und nachgefragt, hat man mir das auch bestätigt. Sie sei immer schon ein bisschen „sonderbar“ gewesen, sagte die Angehörige. Deshalb hatte auch nie jemand wirklich viel Kontakt zu ihr. Und mich – mich bewegt dieses Schicksal irgendwie. Wer weiß, wie lange die schon mit ihrer Psychose herum rennt, was niemand wirklich wahrgenommen hat. Und jetzt ist es halt eskaliert, weshalb die Nachbarn den Rettungsdienst gerufen haben, die dann wiederum auch die Polizeit hinzu gezogen haben. Wer weiß, wie viel Lebensqualität die arme Frau in den letzten Jahren an ihre psychische Erkrankung verloren hat.

Überhaupt war diese Woche eine berufliche Herausforderung. Meine letzte Verlegung auf die Intensivstation ist wenige Tage später dort verstorben. Dann hatte ich – auch in meinem Dienst – einen Patienten in seinen 30ern mit multiplen Schlaganfällen, was sowohl den Patienten selbst, als auch insbesondere die Angehörigen erstmal massiv überfordert hat. Darüber hinaus gab es natürlich wieder sehr viele Aufnahmen – wie immer in den Diensten.

Privat ist es aktuell weiterhin nicht so einfach.
Vielleicht bringen der Urlaub und ein paar Gespräche da auch ein bisschen mehr Klarheit.
Ich habe den Kopf so voll mit Chaos, dass dahinter auch fast untergeht, dass der Mai kein einfacher Monat ist hinsichtlich aller Erinnerungen an den verstorbenen Freund.

Ihr hört von mir
Mondkind


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