Examensstress in einer chaotischen Woche


Ich könnte kotzen.
Wann hat Mondkind sich das letzte Mal so ungeniert ausgedrückt? Kann noch nicht so lange her sein.
Hoffen wir einfach, dass ich mir das in ein paar Wochen durchlese und mir ein kleines Schmunzeln über das Gesicht huscht.
Und ein „Ach ja Mondkind… - und Du hast es trotzdem irgendwie geschafft…“

Es gibt ja solche Tage, an denen wirklich nichts läuft. Wenn es davon mehrere hintereinander gibt, der Lernplan im Hintergrund tickt, man tagelang zu nichts kommt und – je nach Prüfungstermin – auch keine Gelegenheit mehr bekommt, das noch aufzuholen, dreht man irgendwann durch. Also ich jedenfalls.

Das ging ja schon damit los, dass Montagmorgen um halb 10 die Hausverwaltung auf der Matte stand. „Ja, ich habe hier mal ihre neue Mitbewohnerin dabei…“ Ist ja jetzt nicht so, dass das ein fliegender Wechsel gewesen wäre. Ich hatte hier fast einen Monat lang meine Ruhe. Da wäre das nett gewesen, vorher einfach mal kurz zwei Sätze als Mail zu schreiben. Denn es war natürlich nicht aufgeräumt.

Und so generell liegen die Prioritäten halt gerade woanders. „What about the ceiling light?“, war einer ihrer ersten Sätze. As you may notice --> Problem ahead! Sie spricht nur englisch. Was ja an sich nicht schlimm ist, auch wenn mein Englisch über die letzten sechs Jahre zugegebenermaßen ein wenig eingerostet ist. Aber sie spricht kein Wort deutsch, ist das erste Mal in Deutschland und  vollkommen überfordert. Ich kann sie ja jetzt nicht vollkommen auflaufen lassen. Also Internet einrichten, Kurse wählen, den Weg zum Supermarkt und zur Uni zeigen… - das braucht alles Zeit.
„You don’t like having people around you?“, stellte sie kürzlich fest. Nein, jetzt gerade absolut nicht.
So generell bin ich halt kein WG – Typ, eine Mitbewohnerin stresst mich immer. Aber das ist ja nun… - extrem blöd gelaufen.
Ich tue was ich kann, aber es ist für uns beide nur Stress.

Das nächste ist, dass im Flur eine von zwei Lampen kaputt waren, im Badezimmer zwei von dreien. Außerdem ist das Spülbecken ziemlich dicht gewesen – alle die hier nur ein paar Monate wohnen, haben den Biomüll schon mal mit dem Spülbecken verwechselt. Mir persönlich wäre es jetzt erstmal egal gewesen. Es ist zwar relativ dunkel, aber verlaufen kann man sich nicht in der Wohnung. Spülen kann man auch im Bad…
Aber was soll ich machen… ? Also war ich gestern erstmal Glühbirnen kaufen und habe die dann getauscht, nachdem der Hausmeister mir gezeigt hat, wie man die Lampenschirme abnimmt. Den Abfluss wollte er mit einem Pömpel auch wieder durchgängig machen. Zwar lief unser Abfluss dann zwar wieder, dafür hatten die unter uns die Suppe im Spülbecken stehen. Also… - nee, das könne der Hausmeister nicht, wie er uns sagte. Da müsse eine Firma ran. Also hatte ich die gestern Abend auch noch über eine Stunde hier und ständig rannte er zwischen unserer Wohnung und der unter uns umher – lernen unmöglich.

Heute Morgen wollte ich dann noch Bescheinigungen abholen, die noch zum Landesprüfungsamt müssen. Der Typ ist auch schwierig, sein Lieblingssatz ist: „Sie hören nicht zu“, wobei er aber vergisst, was er wem gesagt hat. Nein, ich solle ihm vorher keine Mail schreiben und ihn fragen, ob er da sei, er sitze immer im Büro und habe keine Lust, ständig die ganzen Studenten – Mails zu löschen. Es kam, wie es kommen musste. Ich war heute Morgen da – er nicht. Über eine Stunde habe ich gewartet, dann war meine Geduld am Ende. 



Wieder zu Hause, wollte ich dann mal schnell die Wäsche in die Maschine schmeißen. Leider hat sich die Waschmaschine dann bei Minute eins aufgehangen – heißt, sie hat meine Wäsche gemütlich geschleudert wie eine Irre und hüpfte dabei durch den Waschkeller. Mehr Angst als um die Waschmaschine, hatte ich allerdings um meine Klamotten. Also erstmal zur Hausverwaltung gedüst – die war natürlich auch nicht da. Dann habe ich mir das ganze Theater noch eine Weile angeschaut, habe den „Ende“ – Knopf versucht zu drücken, und versucht sie aus- und wieder einzuschalten. Damit konnte man zumindest die Schleuderei unterbrechen – an die Wäsche kam ich aber nicht. Also nochmal die Karte zum Bezahlen rein gesteckt, in der Hoffnung sie aus ihrer Aufhängeschleife holen zu können. Hat dann auch geklappt – allerdings hat das Waschen jetzt nicht drei, sondern sechs Euro gekostet. Das heißt, ich muss demnächst wieder die Karte aufladen und das geht auch nur an der Uni und auch nur zwischen 12 und 15 Uhr.

Ach so… - und den Stromvertrag muss ich jetzt mal irgendwie dem Studentenwerk übergeben. Aktuell läuft der über mich, aber die neue Mitbewohnerin dreht hier alle Heizungen auf 5. Also damit werden wir arm.

Und so nebenbei haben wir den ersten Termin fürs Vorgespräch bekommen: 17. April. Bis dahin wissen wir vermutlich gar nichts. Und dass ich mit der Klinikplanung nicht weiter komme, stresst mich mehr als alles andere. Ich kann das hier echt nicht mehr und ich muss jetzt langsam wissen, wo dieses Ziel – Schild steht.
Nachdem es letztens hieß, dass man bei der Chirurgin alles zum Thema Aufklärung wissen muss, habe ich also alles dazu gelernt – auch wenn ich wahrscheinlich nie wieder eine Leber – OP aufklären werde. Jetzt hat mir jemand erzählt: „Mondkind, die fragt Laborwerte ab. Die musst Du alle auswendig wissen.“ Ja, die wichtigen weiß ich, aber nicht alle. Und heute ist der letzte Chirurgie – Lerntag bis Anfang Mai.

Was das mit dem Neurologen wird… - weiß ich auch noch nicht. Bisher hat er sich auch noch nicht auf unsere Bitte um ein Gespräch gemeldet, eine Kommilitonin berichtete, er habe PJler regelmäßig ignoriert – beste Voraussetzungen für eine gute Neuroprüfung. Nicht.

Wenn es alles nicht so stressig wäre, könnte man ja fast darüber lachen…

So… - es ist Mittag, ich habe bis jetzt noch nichts geschafft. Der Lernplan ist so lang, dass ich das heute wahrscheinlich auch nicht mehr schaffen kann, also ist das Drama heute Abend vorprogrammiert. Und morgen sehe ich die Therapeutin. Einerseits gut, andererseits habe ich ein schwieriges Thema im Gepäck. Wahrscheinlich hätte ich es ihr schon im Herbst erzählen sollen, aber ich dachte, vielleicht müssen wir darüber nie reden. Allerdings… - wenn das Hirn so abdreht wie im Moment, wird es präsenter, als es mir lieb ist.

So… - bisschen Druck abgebaut… - ich versuchs jetzt mal mit Lernen…

Mondkind

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