Achterbahn
„Und das heißt jetzt, dass Du
nach jedem guten Moment so richtig abstürzt oder wie…?“
„So ungefährt – ja…“
„Warum?“
„Weil ich so deutlich Bedürnisse
spüre, die ich nicht mal haben dürfte. Und es Lösungen gäbe, die in der
Realität nicht existieren. Und diese Momente immer nur Momente sein werden. Und
das tut einfach so verdammt weh…“
„Aber Du kannst auch dankbar
sein, dass es diese Momente überhaupt gibt…“
„Ja das bin ich auch – wirklich.
Aber das ändert nichts. Und irgendwie nehme ich diesen Absturz hinterher ja
auch in Kauf, um zwischendurch mal das Licht zwischen den Zeilen einzufangen…“
„Der Ort in der Ferne war eine
emotionale Achterbahnfahrt“, habe ich in der Klinik mal erzählt. „Die Hochs
waren höher als alles, was ich in der Studienstadt je erlebt habe und die Tiefs
tiefer als das, was ich erlebt habe. In der Ferne hatte ich öfter mal alles
innerhalb von maximal 48 Stunden.“
Manchmal habe ich mich gefragt,
ob das alles wirklich so war. Ob da im Nachhinein nicht ein bisschen viel
Geschichte geschrieben wurde.
Gestern habe ich wieder gespürt:
Es war vermutlich so. Es ist immer noch so. Und das kann super überfordernd
sein.
Und dabei kommt die Überforderung
vermutlich gleich von zwei Seiten.
Zum Einen kommen diese Momente
immer ziemlich unverhofft. Es gibt keine Regelmäßigkeiten. Sie sind nicht als
Wegpunkte zu interpretieren. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass all der
Negatvität in regelmäßgen Abständen etwas Positives entgegen gesetzt wird. Und
wenn sich die Arbeitssituation irgendwann mal ändert, dann ändert sich das
auch.
Zum anderen verurteile ich mich
selbst dafür, das überhaupt so wahrzunehmen. Dass solche kleinen Dinge so viel
mit mir machen. Und das in dieser Situation und unter diesen Umständen nicht
mal so sein dürfte. Es dürfte in dieser Konstellation Niemanden geben, der die
ganzen schreienden inneren Kiddies beruhigen kann. Das dürfte im Prinzip überhaupt keiner können,
außer ich selbst, weil ich ja erwachsen bin. Im Prinzip dürfte ich diese
Bedürfnisse nicht mal so spüren, diese guten Momente nicht erleben, schon mal
gar nicht, bevor ich nicht genug geleistet habe. Und das wird nie so sein.
Und dann liegt da eine Lösung vor
mir, die mich vielleicht tragen würde, bis ich selbst stark genug bin den Weg
alleine weiter zu gehen und ich kann sie einfach nicht ergreifen. Ich kann das nicht mal so kommunizieren. Mein Gegenüber wird das nicht mal wissen.
Ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Vielleicht, dass sich das irgendwann mal löst.
"Mondkind, Du wirst irgendwann stabile Beziehungen haben. Das dauert vielleicht noch ein paar Jahre..."
Ich sehe ihn an. "Wissen Sie, wie viele Jahre ich das schon mache? Ich kann nicht mehr. Und schon gar nicht, noch Jahre darauf zu warten, bis das hier mal besser wird..."
"Aber Mondkind, Du siehst doch ein, dass Du keine unlösbaren Probleme hast..."
"Naja... - also ich sehe es ja ein, dass es objektiv betrachtet vermutlich ganz gut aussieht. Aber zwischenmenschlich und emotional ist das eine Katastrophe. Und doch, es ist unlösbar. Weil diese verdammten Löcher einfach keiner so stopfen kann, wie ich das bräuchte. Und ich daran echt krepiere, wenn das so weiter geht. Ich halte das nicht mehr aus; wirklich."
Und dabei sitzt derjenige, mit dem ich mir zuindest vorstellen könnte das zu versuchen, einen Meter neben mir.
***
Ansonsten… - steht heute wieder Chefarztvisite, Fortbildung und Therapiebesprechung auf dem Programm. Heute Morgen muss ich noch zum Betriebsarzt zum Blut abnehmen und darf vorher nicht mal Kaffee trinken. Ich weiß nicht… - diese ganzen Betriebsärzte sind ein höchst komisches Volk.
Ansonsten… - steht heute wieder Chefarztvisite, Fortbildung und Therapiebesprechung auf dem Programm. Heute Morgen muss ich noch zum Betriebsarzt zum Blut abnehmen und darf vorher nicht mal Kaffee trinken. Ich weiß nicht… - diese ganzen Betriebsärzte sind ein höchst komisches Volk.
Und die Spätdienste wurden
eingeteilt für den Dezember. Ich habe meine so bekommen, dass der Oberarzt in
diesen Tagen im Urlaub ist. Hätte also nicht besser laufen können. Und über den
30. Dezember verhandelt man noch. Kann sein, dass ich Spätdienst machen muss. Wenn
ich nur bis 21 Uhr – in der Realität wahrscheinlich wesentlich länger – im Krankenhaus
hänge, habe ich so gut wie keine Chance mehr, den Jahreswechsel nicht allein zu
verleben. Das ist gar nicht gut…
So… - ich muss los… - nachdem ich
dann heute statt zu frühstücken mal gebloggt habe.
Mondkind
Bildquelle: Pixabay
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