Von einem Moment

Eine Szene von gestern Abend muss ich teilen.
Weil sie so schön war.

Wir sind bei ihm.
Stehen schon eine ganze Weile am Fenster.
Schauen in die Dunkelheit.
Er erklärt mir, was man von der Landschaft von seinem Fenster aus sehen würde, wenn es noch hell wäre. Aber jetzt sehen wir nur die Lichter der Stadt unter uns. Aus einer Perspektive, aus der ich die Stadt bisher noch nicht gesehen habe. Obwohl ich schon so oft unten an diesem Haus vorbei gefahren bin.


„Wann wusstest Du, dass wir uns privat treffen sollten?“, frage ich in die Stille hinein.
„Nach unserem zweiten Patienten“, entgegnet er. Von Vieren.
Wir leben unser Leben immer auf den Schultern der anderen, kommt mir in den Sinn, ohne dass ich das laut sagen würde. Wären die Komplikationen der Patienten nach der Herz – OP nicht gewesen, wären wir uns nicht begegnet.

Wir reden über das Abschluss – Echo vor der Verlegung und wie wichtig das ist, falls ein Patient doch mal eine Herzbeuteltamponade bekommt.
„Ich hab’s ja versucht zu lernen im PJ, aber irgendwie ist mir das nicht gelungen. Ich brauch’s auch nicht. Aber manchmal wäre es schön, das zu können.“
„Also, es ist gar nicht so schwer“, legt er los.
Und eine halbe Stunde später ist mir klar, wenn Dir ein Kardiochirurg um ein Uhr in der Nacht erklären möchte, wie man ein Echo macht, dann führt er definitiv etwas anders im Schilde, als Wissensvermittlung, sondern möchte eigentlich etwas ganz anderes. Aber das war schon sehr charmant.

Um drei Uhr in der Nacht war ich zu Hause.

Ich bin gespannt, wohin uns dieser Weg führt. Ob das am Ende reicht für uns. Ob da noch irgendwelche bösen Überraschungen kommen. Diesmal lote ich das vorsichtig aus und werfe mal die ein oder andere Frage am Rand in den Raum, nachdem ich verstanden habe, dass Dinge die in meiner Welt selbstverständlich sind, das für andere vielleicht nicht sind. Ob wir das trotz des Jobs, in dem wir beide viel gefordert sind, schaffen. Wir haben gestern schon mal die Dienstpläne übereinander gelegt – einfach wird es nicht.

Jetzt bin ich erstmal mit zwei Kollegen zum Kaffee verabredet. Das ist schon fast sozialer Overload...
Habt alle einen feinen Sonntag

Mondkind

Bildquelle: Pixabay

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