Von einer aufregenden Woche vor dem Urlaub

Hip Hip – Hurra!
Urlaub!!!!
(Okay, das war gestern im Verlauf gar nicht mal so klar, ob es wirklich Urlaub gibt, aber der Reihe nach…)

Was für eine spannende, aufregende und tolle Woche hinter mir liegt…

Montag
Der Spätdienst beginnt etwas unruhig und neben der Tatsache, dass die Notaufnahme voll ist, gibt es auch noch unzählige Konsile zu erledigen. Die Kardiologen rufen an. Ein Patient wurde vom Rettungsdienst mit Herzrhythmusstörungen gebracht – die seien aber in der Notaufnahme nicht mehr nachweisbar. Der Patient hat ein langjährig bekanntes Alkoholproblem und wirkt irgendwie schläfrig und durcheinander. Deshalb sollen wir ihn nochmal anschauen.
„Mondkind – wir übernehmen den auf keinen Fall“, schärft mir der Notaufnahme – Oberarzt ein. Ich schlappe hin. Mit solchen Patienten; das ist immer so eine Sache. Verwahrlost, Angehörige sind nicht zu erreichen oder interessieren sich auch einfach nicht. Der Patient selbst kann wenig Auskunft geben, ist sehr schwankend in seiner Vigilanz und befolgt Aufforderungen in der Untersuchung nur sehr inadäquat. Von daher ist es schwer zu sagen, ob er wirklich neurologische Ausfälle hat oder nicht. Der Finger – Nase – Versuch ist etwas daneben – aber vielleicht liegt es auch an der mangelnden Aufmerksamkeit, im Fingerfolgeversuch ist auch kein Blumentopf zu gewinnen – entweder er hat eine horizontale Blickparese oder eben einfach nicht genug Aufmerksamkeit. Und hinstellen kann ich ihn gar nicht. Ich mache eine CT – Untersuchung, ein Doppler und ein EEG; das Labor ist – wie auch die anderen Untersuchungen - nicht wirklich aufregend und berichte es meinem Oberarzt. Er knurrt ein bisschen vor sich hin und möchte mit mir zusammen nochmal zum Patienten gehen. „Nicht, dass er eine Wernicke – Enzephalopathie hat“, sagt er. „Wir müssen ihn aufnehmen Mondkind – das nützt nichts.“
Ich hatte noch nie eine Wernicke – Enzephalopathie und bin mir unsicher über die Dosierung des hochdosierten Vitamin B1, das man schon bei Verdacht geben muss. Ich schaue in die Leitlinien und schreibe es so auf in der Hoffnung, dass mögliche Nebenwirkungen der i.v. – Gabe sich gering halten. Ich nehme mir vor, den Fall bis zum Ende der Woche zu verfolgen. Das MRT wird spannend.

Später am Abend ruft die Pflege mich an, der Patient sei komatös und nicht erweckbar. Ich rase hin, aber 10 Minuten später schaut er mich mit großen Augen an und ist wieder wach. Das Spiel werden wir bis zum MRT am Freitag noch unzählige Male spielen.

Dienstag
Der Tag beginnt vor dem Spätdienst bei dem Intensiv – Oberarzt.
Wir reden nochmal ein bisschen über die Erkenntnisse aus der letzten Beziehung. Dass es darum geht, frühzeitig Grenzen zu ziehen, am Anfang unendlich viel zu reden um zu verstehen, wie der andere lebt. „Und Frau Mondkind  - wenn der Typ beim zweiten Treffen mit Ihnen ins Bett will, dann seien Sie vorsichtig“, ermahnt er. Ich denke mir still, dass dann beim ehemaligen Freund sowas von die Alarmglocken hätten schrillen müssen. „Vielleicht – wenn Sie es so retrospektiv sehen – hatten Sie tatsächlich mal das ein oder andere blöde Bauchgefühl. Nehmen Sie das beim nächsten Mal ernst. Sprechen Sie das an. Das wird nicht besser sonst.“ Und ich erinnere mich daran, wie oft ich gedacht habe, dass diese Beziehung nur noch auf Zeit ist. Wir wussten es beide. Ob wir etwas hätten retten können, weiß ich nicht. Aber letzten Endes geht es auch darum, den ehemaligen Freund als Mensch nicht zu verurteilen – er war eben einfach komplett anders als ich. Und sicher findet jeder Topf mal seinen Deckel. Nur bin ich es nicht für ihn und er ist es nicht für mich. Und ich spüre tatsächlich langsam etwas Frieden in mir. Wir hatten auch gute Zeiten. Die waren kurz, aber sie waren da. Wir haben uns mal geliebt. Und ehe das vollkommen eskaliert und wir immer mehr unfair uns gegenseitig gegenüber werden, sollen wir uns eben nicht mehr sehen. Zumindest, bis die Wogen etwas herunter gekocht sind. Ich bin schon immer noch sauer über das Wochenende vor drei Wochen.

Ich rede über Bänder. Darüber, dass Beziehung – nicht nur partnerschaftlich gesehen – für mich bedeutet, Leben und Erleben zu Teilen. Dass man all das was passiert immer in die Mitte zwischen zwei Menschen stellt. Und dass es für mich immer wichtig ist zu wissen, mit wem ich welche Erfahrungen gemacht habe und welche Erkenntnisse ich gewonnen habe. Zwischenmenschliche Bänder sind für mich sehr wichtig und der Verlust von Menschen in gewisser Hinsicht auch immer ein Stück Identitätsverlust.
„Mein Leben wird hoffentlich nie wieder so ein Chaos wie ich es hatte, als der verstorbene Freund noch an meiner Seite war, aber ich habe bis heute sehr daran zu knacken, dass so viel, das ein „Wir“ war, nur noch auf meinen Schultern steht. Dass ich nicht mehr sagen kann „Hey weißt Du noch, damals…“ und wie wir das gerockt haben. Jemand der es nicht miterlebt hat wird nie nachspüren können, wie sich diese Zeit angefühlt hat. Klar – ich kann es erzählen – aber das wird immer etwas anderes bleiben. Und auch wenn der ehemalige Freund und ich jetzt nicht die Quantensprünge hingelegt haben, aber natürlich war es ein Band von dem ich gehofft habe, dass es eine Weile hält.“
Das kann der Intensiv – Oberarzt nachvollziehen – aber ändern können wir das nicht.

Zum Schluss geht es noch kurz um den Herzchirurgen. „Ich weiß gar nicht, ob ich da als Mädel jetzt auf den Typen warten muss, oder ob ich auch etwas tun darf.“ „Frau Mondkind – er wird Sie nicht pflücken wie eine Blume. Fragen Sie ihn doch, ob Sie sich mal zum Mittagessen treffen wollen oder Sie gehen nach der Arbeit mal einen Kaffee trinken.“

Im Spätdienst ist heute ein Schockraum angemeldet mit unklarer Vigilanzminderung und Pupillendifferenz. Das CT sieht schrecklich aus: Eine Subarachnoidalblutung, die sich in allen Winkeln des Gehirns breit gemacht hat. Eine CT – Angio und später eine DSA liefern aber keine Blutungsquelle – das ist sehr suspekt. Dem noch recht jungen Patienten geht es – ich schaue im Lauf der Woche immer mal nach ihm – auf der Intensivstation aber noch ganz gut. Er ist wach, ansprechbar, hat halt ziemlich Kopfschmerzen. Aber die kritische Phase kommt noch, wenn die Vasospasmen kommen – dann kann die arme Socke noch überall Schlaganfälle bekommen. Solche Patienten hatten wir nicht selten am Ende intubiert und beatmet auf der Intensiv. „SAB – Patienten brauchen lange, aber wenn das Gehirn am Ende nicht von Schlaganfällen durchlöchert ist, haben die gute Chancen da gut raus zu kommen“, sagte unser Intensiv – Oberarzt oft.

Heute Abend beschließe ich nochmal den Kardiochirurgen anzurufen. Ich weiß, dass er Nachtdienst hat, aber da ich heute aufgrund von viel zu tun sowieso bis nach 22 Uhr da bin – vielleicht habe ich Glück. Aber er geht nicht ans Telefon.

Mittwoch
Der erste Blick am Mittwoch im Spätdienst richtet sich auf das Diensttelefon. Ich sehe schon, dass es blinkt – was immer der Fall ist, wenn entgangene Anrufe gespeichert sind. Ich schaue nach, wer etwas von mir wollte. Es war der Kardiochirurg. Um 00:11 Uhr in der Nacht. Puh.

Am Nachmittag schreibe ich kurz mit einem Kumpel. „Ich weiß nicht, wie lange wir jetzt noch dieses Ping – Pong – Spiel spielen sollen“, erkläre ich. Noch dazu habe ich nächste Woche Urlaub und dann hören wir frühestens im August etwas voneinander. Und was willst Du dann sagen: Irgendwann vor fünf Wochen… naja. Ich weiß nicht.
Ich überlege, ob ich ihm eine Mail schreibe.

Der Spätdienst wird dann erstmal relativ stressig. Erster Fall des Tages: Ein Patient, der mit einer hochgradigen Hemiparese und Blickwendung angemeldet wird. Bis zur Ankunft in der Klinik hat sich die Symptomatik schon fast wieder zurück gebildet, aber weil er immer noch ordentlich durcheinander ist und weiterhin eine fragliche Aphasie hat, mache ich eine CT – Angiographie mit. Auch deswegen, weil er am Hals eine merkwürdige Schwellung hat, die pulsiert. Und dann trauen wir unseren Augen vor dem Monitor nicht so ganz. Er hat ein riesiges Aneurysma in der Halsschlagader. 5 cm breit und 8,5 cm lang. Mit einem Thrombus drin. Und der hat wahrscheinlich den Ärger gemacht.
Und dann ist erstmal Aufregung. „So etwas sieht man ein Mal in 10 Jahren – wenn überhaupt“, klärt uns der Gefäßchirurg auf. Wir rufen auch die Interventionalisten an, aber wie man da einen Stent so rein machen soll, dass der hält, das wissen die auch nicht so genau. Der Patient nimmt auch eine starke Blutverdünnung, sodass akut in der Situation operieren sowieso nicht geht. Und weil die Oberärztin im Hintergrund auch wissen möchte, was uns da so beschäftigt und wie das aussieht, kommt sie auch noch rein gefahren.

Ich bin bis 22 Uhr gut beschäftigt, dann bastle ich mal eine Mail an den Kardiochirurgen zusammen. Kurz, 3 Sätze. Nur, dass ich mich über unsere letzten Begegnungen Gedanken gemacht habe, sie sehr angenehm fand und ihn doch gern etwas besser kennen lernen würde. Dass ich nächste Woche Urlaub habe, zeitlich ziemlich flexibel bin und mich freuen würde, wenn wir mal eine Runde spazieren gehen oder einen Kaffee trinken gehen würden. Dazu schreibe ich ihm meine private Mailadresse.

Dem Spätdienst hatte ich schon gesagt, dass ich jetzt weg bin, als der mich noch in letzter Minute zurück ruft. Es dekompensiert. Jetzt akut. Zwei Patienten kommen zu Fuß in die Notaufnahme, ein Schockraum ist angemeldet und ein kardiochirurgisches Konsil gibt es auch noch.
Zuerst kommt der Schockraum. Eine gar nicht mal so alte Dame mit einer plötzlich aufgetretenen Hemiparese. Sie ist wach, ansprechbar, aber kann die linke Seite überhaupt nicht bewegen. Ich habe schon die Befürchtung, dass wir jetzt noch Studie machen müssen, denn die Kriterien erfüllt sie. Aber im CT die Überraschung: Stammganglienblutung. Wir fahren routinemäßig immer eine Angio dazu und tadaa: ein 1 cm großes Aneurysma der Arteria communicans anterior. Erstmal rätseln wir kurz, ob sie nicht daraus geblutet hat, aber es gibt keine Verbindung der Blutung zum Aneurysma.. Die Neurochirurgen bestätigen das. Manchmal hat man eben Läuse und Flöhe. Die Dame nimmt das relativ gelassen; erklärt aber, dass sowohl ihr Bruder in jungen Jahren als auch ihr Vater ebenfalls an einem Aneurysma verstorben seien. Ich kann gar nicht glauben, dass man da bei ihr nie nachgeschaut hat – sie wusste davon nichts. Da die Patientin aber auch noch eine Blutverdünnung bei Vorhofflimmern einnimmt, müssen wir den Blutverdünner antagonisieren. Mit einem mehreren zehntausend Euro teuren Medikament, das es noch nicht lange gibt auf dem Markt und mit dem jeder immer vorsichtig ist. „Wir kennen uns damit nicht aus“, mauert die Pflege sofort und gibt die Aufgabe an die Ärzte weiter. Ich lese mir durch, wie man das zusammen mischen muss und habe noch im Kopf, dass das eines der wenigen Medikamente ist, das nicht in NaCl, sondern in Aqua aufgelöst werden muss. Der Gag an der ganzen Geschichte ist aber – wie ich am Folgetag von den Kollegen erfahren habe – dass es ausgerechnet an diesem Nachmittag eine Schulung für die Pflege zum Umgang des Medikamentes gab. Das hatte man natürlich brav verschwiegen.
Die Patientin geht auf die Station; um das Aneurysma muss man sich im Verlauf sicher auch noch kümmern.

Danach steht immer noch das kardiochirurgische Konsil aus und ich bete, dass jetzt nicht der Kardiochirurg beteiligt ist, dem ich gerade die Mail geschrieben habe, weil ich dachte, dass ich nach Hause gehe. Ein Patient fünf Tage nach OP hat plötzlich eine verwaschene Sprache und eine Halbseitensymptomatik entwickelt. Wir machen CT und CT – Angio. Lyse kommt bei kurz zurück liegender OP nicht in Frage, da kein Gefäß verschlossen ist, können wir auch nicht thrombektomieren – akut kann man nichts machen. Ich diskutiere mit den Kardiochirurgen (und nein, es ist zum Glück nicht besagter Kardiochirurg) noch die weitere Blutverdünnung.

Bis alles abgearbeitet und dokumentiert ist, ist es dann doch halb 1 in der Nacht. Jetzt hätte ich den Kardiochirurgen auch anrufen können, denn jetzt ist er sicher da. Aber das spare ich mir jetzt mal auch lieber. Ich bin schon froh, dass ich ihn nicht gesehen habe – das hätte sonst unangenehm werden können. Ich weiß ja auch gar nicht, ob er die Mail schon gelesen hat.

Donnerstag
Die Nacht war irgendwie kurz und unruhig – ich bin richtig gerädert. Vor drei Uhr konnte ich nicht einschlafen, um sieben Uhr bin ich schon wieder wach.
Der erste Blick in die Mails verrät, dass er nicht geschrieben hat. Ich frage mich schon, wie schlau mein Verhalten jetzt  war. Vielleicht hat er ja auch eine Freundin (obwohl mir ein Kollege gesagt hatte – der seine Schwester kennt – dass er zumindest nichts davon weiß). Vielleicht habe ich sein ständiges Strolchen über die SU doch fehlinterpretiert. Vielleicht war sein  „Ich muss auch Aufklärungen machen und wir sehen uns beim nächsten Konsil“, mit dem das Gespräch am letzten Freitag im Arztzimmer zu Ende ging, doch irgendwie sehr ernst zu nehmen.

Der Spätdienst zieht sich heute wie Kaugummi. Ich bin müde und erschöpft und habe 10.000 Gedanken im Kopf. Zum Glück ist nicht so viel los und ich kann kurz nach 21 Uhr nach Hause gehen. In der Nacht werde ich 10 Stunden durchschlafen vor Erschöpfung und als ich aufwache, wird es mir besser gehen. 

Auf dem Heimweg gerade noch den Sonneuntergang erwischt ;)

Freitag.
Man weiß ja nie. Ich nehme mein Handy, das neben dem Bett liegt, schalte das Wlan ein und werfe einen Blick in die Mails. Und tadaa: Da ist eine Mail. Vom Kardiochirurgen. Er hat hinter meinen Betreff, den ich „Begegnungen“ genannt habe, noch ein Smiley eingefügt – das sieht doch schon mal gut aus. Mit ein bisschen Herzrasen öffne ich die Mail. „Hallo Mondkind, ich habe mich sehr über Deine Nachricht gefreut“, - so geht die Mail los. Er schickt mir seine Mailadresse und seine Handynummer und sagt, dass ich ihm doch mal seine Nummer geben kann, damit wir uns koordinieren können und sicher nächste Woche gemeinsam etwas unternehmen werden.
Das mache ich dann auch vor dem Spätdienst.

Später trabe ich los auf die Arbeit. Als ich ankomme, ist erstmal Aufregung im Arztzimmer. „Mondkind, hast Du das MRT von dem Patienten von Montag gesehen?“, fragt mich ein Kollege. „Nein, ich bin doch gerade erst gekommen“, entgegne ich. Wir öffnen es und sehen das klassische MRT – Bild einer Wernicke – Enzephalopathie. Nicht schlecht. Dieses klinische Erscheinungsbild wird jetzt auf meiner Festplatte gespeichert – das war meine erste Wernicke – Enzephalopathie.

Am Nachmittag gibt es noch Durcheinander hinsichtlich der Urlaubsplanung. Ein Kollege hat Urlaub, der vergessen wurde in den Plan zu schreiben und das lässt die ohnehin knappe Personalsituation etwas dekompensieren. „Mondkind – hast Du etwas vor?“, fragt der Notaufnahme – Oberarzt, der gleichzeitig für die Personalplanung zuständig ist. „Nicht so viel – ich fahre nicht weg“, entgegne ich. „Kannst Du vielleicht zumindest die halbe Woche arbeiten kommen?“, fragt er. „Mein Auto muss nur definitiv zum TÜV, das ist fix“, ergänze ich. „Das ist kein Problem – zur Not hole ich Dich beim Autohaus ab, dann kommen wir eben 20 Minuten später."
Er nimmt mich mit in sein Büro und jongliert das Personal hin und her. „Ich rufe nochmal den Intensiv – Oberarzt an, ob er uns wen leihen kann und wenn nicht, dann musst Du kommen Mondkind“, sagt er und wählt die Nummer von Intensiv – Oberarzt. „Bei Euch sind auch zwei im Urlaub  - wenn Ihr keinen abgeben könnt, hat sich die Mondkind schon bereit erklärt, die halbe Woche auf die Arbeit zu kommen“, erklärt der ZNA – Oberarzt. „Nein, wir schicken Euch jemanden von uns. Bitte bitte – lass die Mondkind in Ihren Urlaub gehen. Die soll nicht auf die Arbeit kommen“, sagt der Intensiv – Oberarzt. (Er weiß ja auch, dass ich schon vorhabe den Kardiochirurgen zu daten… - aber das kann man ja… flexibel machen. Wenn ich zwei Tage frei habe, sollte das erstmal reichen…)

Am Abend gibt es zwei Schockräume parallel, die die Dienstärztin und ich versorgen müssen. Aber wir kommen recht gut durch und gegen 22 Uhr ist erstmal Ruhe im Kasten.
Der Kardiochirurg hat indes noch gar nicht zurück geschrieben. Wenn er für jede Antwort drei Tage braucht… aber die arme Socke hatte jetzt schon sechs Nachtdienste am Stück und heute den Siebten, der ist bestimmt ganz schön fertig…

Ich packe meine Sachen und gehe nach Hause.
Um 23 Uhr schreibt der Kardiochirurg doch noch. Dass er jetzt zum Nachtdienst muss und sich danach meldet. Und nochmal, dass er sich sehr freut, dass ich ihm geschrieben habe. (Ob er wohl ein Hasenfuß ist und das never gemacht hätte… - ich weiß es nicht…) Wahrscheinlich schreibt er heute Abend, wenn er dann ausgeschlafen hat. Na ich weiß nicht. Mal schauen, wie das jetzt weiter geht. Aber das ist wahrscheinlich die Realität einer Beziehung zwischen Ärzten. Ständig einer im Dienst oder übermüdet oder sonst irgendetwas… Ich denke, ich kann aber damit leben, wenn ich dann irgendwann weiß, dass es kein Desinteresse ist…

Heute Abend ist auf jeden Fall erstmal Hoffest, da bleibe ich aber nicht lange, weil ich noch meine Schwester besuche, die wiederrum dieses Wochenende ihren Freund besucht. Morgen treffe ich mich nochmal mit dem Intensiv – Oberarzt und dann hoffe ich, dass vielleicht Montag der Kardiochirurg und ich Zeit füreinander finden.
Dass die Welt klein ist, merkt man übrigens auch. Eine Kollegin kennt seine Exfreundin und hat mich ein bisschen gewarnt. „Weißt Du was“, erkläre ich, „die kritische Mondkind setzt sich jetzt einfach mal mit verschränkten Armen hin, lehnt sich zurück und schaut sich an, was er so macht. Wenn mir das gefällt, ist es gut und wenn nicht – dann nicht. Es hat niemand gesagt, dass wir sofort heiraten müssen."

Und manchmal – manchmal liebe ich auch diese Neuro.
Und bin doch traurig, dass ich bald ein Jahr gehen werde. Bestimmt wird sie mir auch zwischenzeitlich sehr fehlen – auch, wenn ich ganz gespannt auf die Psychosomatik bin.

Allen Lesern einen guten Start ins Wochenende
Mondkind


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