Das Problem mit dem Vertrauen


Gestern hat Mondkind lange mit einer Freundin telefoniert.
„Ich war ja Freitag bei meinem Therapeuten und ich bin da wirklich voll zusammen gebrochen…“, sagt sie irgendwann.
„Ihr kennt Euch noch nicht so lange, oder?“, wirft Mondkind ein.
„Nein, aber wir haben ja nicht viel Zeit. Nur 12 Stunden“, erklärt ihre Freundin.
Und das ist genau der Haken, den Mondkind immer sieht und weshalb sie meint, in einer Richtlinientherapie nicht zurecht zu kommen. Da ist so viel Druck dahinter, dass das zackig gehen muss. Mondkind aber braucht viel Zeit, um Vertrauen zu fassen. Mittlerweile hat sie das Gefühl, mit ihrer Therapeutin relativ offen reden zu können und gerade in den letzten Monaten haben die beiden dann ja auch doch mal über heikle und Mondkind sehr unangenehme Themen geredet. Aber die beiden kennen sich auch mittlerweile bald drei Jahre.
Und dieses tiefe Vertrauen ist auch erst in den letzten Wochen und Monaten entstanden. Wahrscheinlich war es die Regelmäßigkeit vor dem Examen, die dazu geführt hat. Und Mondkinds Eindruck, dass sie hinsichtlich des Examens an einem Strang ziehen und es allen erstmal wichtig war, dass Mondkind das packt, ohne in der Klinik zu landen. Dass die Therapeutin die brenzligen Situationen dann irgendwie aufgefangen hat, um genau das zu verhindern. Und dass sie Mondkind überhaupt bis nach dem Examen begleitet hat, obwohl sie schon seit Ostern eigentlich in der Forschung tätig ist. Und zuletzt, weil sie Mondkind einen Notfallplan gebastelt hat für ihre Zeit im PJ.
All das hat Mondkind gezeigt, dass sie sich auch mal in die Situation hinein fallen lassen kann und Themen anschneiden kann von denen sie weiß, dass sie einfach Unterstützung braucht und mittlerweile das Vertrauen darin hat, damit dann auch nicht plötzlich allein gelassen zu werden.

Mondkind hat einfach die Sorge, dass sie sich mit dem Zeitdruck im Rücken selbst so viel Druck machen würde, dass das alles total kontraproduktiv wäre.

Von daher stellt sie sich immer öfter die Frage: Was ist, wenn sich die Wege von ihrer Therapeutin und ihr endgültig trennen?
Dann ist sie im Endeffekt wahrscheinlich komplett auf sich selbst gestellt und ob das so lange gut geht, ist mal so die Frage.
Mondkind merkt schon jetzt, dass sich in ihrem Kopf alles massiv staut. Natürlich soll und will sie irgendwann wieder allein zurechtkommen – ständig von irgendwelchen Institutionen mehr oder weniger abhängig zu sein, ist ja kein Zustand. Dennoch ist auch ihre Therapeutin der Auffassung, dass das noch lange dauern wird und wahrscheinlich auch nochmal einen Klinikaufenthalt nötig machen wird. Oder, dass es zumindest sinnvoll wäre. Zwar funktioniert alles irgendwie, aber sie ist eben absolut instabil. Außerdem möchte sie ja auch irgendwann mal wieder an Lebensfreude kommen.

Und vielleicht ist das deshalb oft die Angst, dass die Anbindung an die Ambulanz Mondkind zwar ein paar Jahre ein weiteres Überleben gesichert und ihr die Chance gegeben hat, Dinge langfristig zu verändern, aber dass es am Ende nicht so richtig reicht.
Aber das ist natürlich eine Sache, die sie in der Ambulanz unmöglich ansprechen kann, ohne dass dahinter ganz andere Gründe vermutet werden, als Mondkind damit tatsächlich intendieren würde. 

Zur Landschaft gibt es hier nicht mehr viel zu sagen... - sie verschönert den Blog ;)
Mondkind

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