Happy Birthday to Heaven

Und ich würde Dich fragen ob die letzten Sekunden, wirklich nicht wehtun
Und ich würde mich fragen, ob Du mir die Wahrheit sagst

Ich würd ein Jahr meines Lebens, für ein Tag mit Dir geben
Ich würd mit Dir um den Block geh'n, und einfach nur reden
Würdest Du komm, könnte ich nicht ertragen, Dich nochmal gehen zu lassen
Würdest Du komm ich hätte so viele Fragen nicht in Worte zu fassen

(Florian Künstler - 1000 Raketen)

 ***

Hey mein lieber Freund,
wie geht es Dir?

Hier wird es endgültig Frühling. In den letzten Tagen sind die Knospen an den Bäumen aufgegangen und wenn man jetzt in Richtung Wald schaut, dann legt sich ein zartes Grün über die noch vor wenigen Tagen kahlen Baumspitzen.

Sag, was siehst Du jetzt?

Es ist der zweite Geburtstag ohne Dich. Heute vor zwei Jahren habe zumindest ich noch geglaubt, dass wir das hinkriegen. Dass das nur eine ganz schlimme Phase ist, aus der Du wieder raus kommst. Ich habe geduldig gewartet, jeden Tag mit Dir kurz telefoniert, Dich versucht zu beruhigen und Dir gesagt, dass Du Dir keine Sorgen machen musst, dass ich bei Dir bleibe.
Und siehst Du… - ich bin immer noch da. Ganz tapfer.

Vielleicht war ich selten in meinem Leben so stur, wie im Hinblick auf Dich. Ja, die Leute mögen das unangebracht finden, aber Deine Kerze brennt immer noch hier. Das whatsApp – Profilbild ist immer noch dasselbe und man kann dieses Bild im Internet von dem Künstler auch bestellen. Mein Plan ist es, das irgendwann mal an die Wand zu hängen. Wenn man es nicht weiß ahnt man nicht, was es für eine Bedeutung hat, aber für mich würde es bedeuten, dass ein Stück von Dir immer Teil meines alltäglichen Lebens bleibt.
Und wer das alles nicht akzeptieren kann, der fliegt. Bis heute. Der Nächste ist kurz davor. Ich kann es nicht ändern.

Gestern vor all den Jahren haben wir uns kennen gelernt. Kannst Du Dich noch erinnern? Sicher kannst Du. Wahrscheinlich sogar besser als ich. Ich wollte, dass Du es mir immer und immer wieder erzählst. „Weißt Du Mondkind, ich hatte ja irgendwie keine Zeit; ich wusste wir würden uns nicht mehr sehen und deshalb musste ich Dich irgendwie ansprechen, obwohl ich das doch so selten gemacht habe und auch nicht wusste, wie das geht.“ Und weißt Du… - ich weiß nicht, ob es wirklich eine Erinnerung oder nur eine Vorstellung ist, aber irgendwie meine ich bemerkt du haben, dass da ein paar Mal wer an mir vorbei geschlichen ist, ehe Du mich angesprochen hast.
Das Verrückte war, dass Du mich in einer der schwierigsten Lebenssituationen, in der ich je gewesen bin, aufgegabelt hast.
Und vielleicht kann das ein Licht in all der Hoffnungslosigkeit, in der ich gerade bin, sein. Selbst wenn alles verloren zu sein scheint, aber manchmal entzünden sich Kerzen im Dunkel von denen man nicht mal geahnt hat, dass sie dort verborgen sein könnten. 


 

Ich denke im Moment viel an unsere Zeit in der Studienstadt. Dass wir beide dort sind, war eigentlich eher als ein Durchgang gedacht, während wir darauf gewartet haben, dass mein Studium vorbei war. Dass ich nicht in der Nähe meines Elternhauses bleiben konnte war klar. Dass der Durchgang vielleicht für ein ganzes Leben reichen muss, wusste niemand.
Ich wünschte, ich hätte jeden dieser Momente so sehr in mir aufgesogen, dass es für ein ganzes Leben reicht.

Ich beende heute meinen Ausflug auf der Kurzliegerstation. Mein Durchatmen von der Intensivstation. Arbeitstechnisch gesehen waren die letzten zwei Wochen eine gute Zeit für mich. Und dringend gebraucht. Mal wieder in einem zwischenmenschlichen Rahmen aufgehoben sein, in dem ich meinen Platz habe. Mit Krankheitsbildern umgehen, mit denen ich vertraut bin. Über die Flure fegen und mich dabei kompetent genug fühlen zu können, die Station zu schmeißen.
Dieses Gefühl sollte ich mir bewahren für die nächsten Wochen und Monate.

Und jetzt lass und mal etwas vorstellen: Du und ich wir stehen uns gegenüber, fast so wie im 19 – Monate Brief. Und weil ich im Moment nicht viel zu sagen habe, das irgendwie sinnvoll wäre, würde ich Dich – nachdem wir uns erst verlegen kurz an den Händen genommen haben – in den Arm nehmen. Und würde mir wünschen, dass Du nie wieder los lässt.

Ich hoffe, Du feierst irgendwo da oben mit irgendwem. Es ist okay, wenn Du einen feinen Tag verbringst. Ich denk an Dich.
Und ich hoffe, Du fühlst Dich sicher, wo immer Du auch bist.

Ganz viel Liebe
Mondkind

 

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