Ein paar Gedanken zum Auto

Freitag.
Der dienstplanverantwortliche Oberarzt: „Mondkind, es gibt leider keine andere Lösung für diesen Dienst am Sonntag. Du musst ihn leider machen.“
Also morgen Dienst zwischen 10 Uhr frühs und irgendwann nach Mitternacht, wenn der letzte Patient dokumentiert ist.

Auch Freitag.
„Mondkind, am Montag wollen wir den Vortrag über das Natrium hören.“

Heute.
Mit dem Freund einer Kollegin fahre ich zum Autohaus und fahre zwei Autos zur Probe. Einen Schaltwagen, der insgesamt eher ziemlich schlecht ausgestattet ist („Mondkind, dieses Auto ist eher so Holzklasse 90 – er Jahre Stil“) und ein Automatik – Auto, das relativ gut ausgestattet ist. Daneben schaue ich mir noch ein 12 Jahre altes Auto an, das fast dasselbe ist wie das, das meine Schwester hat und das ich früher auch gefahren bin. Es ist recht gut erhalten, hat auch eine Schaltung, sagt mir eigentlich wirklich zu, aber wie viele Probleme man bei einem 12 – jährigen Auto mitkauft, ist mal so die Frage.

Ein Bild, dass es seit sieben Jahren nicht mehr gab. Nächster Step ist der Schlüssel...

 


Und jetzt stehe ich vor dem Dilemma: Ich wollte eigentlich kein Automatik – Auto. Bei Kleinwagen habe ich nicht die beste Bewertungen darüber gelesen, von automatisierten Schaltgetrieben sowieso schon mal nicht. Aber die Ausstattung überzeugt schon, muss ich ehrlich sagen. Zum Einen der Komfort, zum Anderen die Einparkhilfe, die das andere Auto auch nicht hat und die vielleicht bei schwieriger Parkplatzsituation auch nicht schlecht ist. Und etwas aus der Übung bin ich eben auch, was Autofahren anbelangt. Der Schaltwagen ist mir zwar nicht abgesoffen, aber ich habe im Kreisverkehr so blöd geschalten, dass die Kupplung erstmal gestunken hat. Ich kann mich erinnern, dass ich früher lange Angst beim Auto fahren hatte, weil ich immer Angst hatte, dass ich den Motor mitten auf der Kreuzung abwürge oder am Berg nicht anfahren kann und all so etwas. Das würde bei einem Automatik – Auto natürlich raus fallen und gerade wenn man nach einem anstrengenden Arbeitstag noch zur Therapie fährt und noch platter zurück fährt, will man sich vielleicht einfach nur ins Auto setzen, seine Lieblingsmusik hören und seine Ruhe haben.
Es ist halt die Frage… - was ist der Anspruch an mich? Wieso meine ich, dass ich unbedingt Schaltung fahren muss? Wem will ich da etwas beweisen? Wie sehe ich das finanziell? Wie viel wert ist mir Komfort im Auto und inwieweit trägt das vielleicht auch zur Fahrsicherheit dabei, wenn ich nicht mit einem halben Gedanken bei der Kupplung sein muss?
Wer noch eine Meinung dazu hat… - Ihr kennt die Mailadresse und die Kommentarfunktion…

Bis morgen muss ich mir das überlegt haben und diesen Händler anrufen, dann müssten der Partner von der Kollegin und ich Montag nochmal hinfahren und den Vertrag machen.
Das nächste Problem ist die Versicherung. Er kann die Versicherung auch übers Autohaus machen, aber die Konditionen sind ziemlich schlecht, weil ich ja keine hohe SF habe. Ich könnte am Montag (neben der Arbeit…) noch Versicherungen durchtelefonieren, was die so anbieten können.

Aber ich muss schon sagen, dass es ziemlich verrückt ist, wie schnell man hier mit einem Auto im nächsten Dorf ist. Nach sieben oder acht Jahren ohne Auto fühlt sich das an, als würde man da auch ein bisschen Freiheit bekommen demnächst.

Zudem ist morgen noch Monatstag; also muss ich bis morgen noch den Monatsbrief fertig bekommen.

Ich weiß es nicht. Ich bin schon ziemlich überfordert. Ich komme kaum zur Ruhe; Sparfuchs Mondkind und ein Auto kaufen schließt sich fast schon von selbst aus. Allerdings ermöglicht es mir im Sommer wirklich einige Freiheiten, ich kann vielleicht endlich mal einen Kurztrip zurück in die Studienstadt machen ohne völlig gestresst zu sein. Vielleicht kann ich es mich trauen bei meiner Mutter vorbei zu fahren, wenn ich weiß, dass ich jederzeit wieder weg kann. Vielleicht mal bei meinem Dad. Vielleicht alte Freunde besuchen, die am Stadtrand gewohnt haben und bei denen das bei den Kurztrips trotz gut ausgebauten Netz mit den Öffis nicht so einfach war. Ich brauche es eben auch einfach für die Therapie und ich merke schon, dass dieser Therapeut mir auch auf einer professionellen Ebene sehr gut tut und es einfacher wird, wenn ich mit meinen Themen irgendwo bleiben kann und sicher bin. Das möchte ich nicht hergeben müssen, weil ich nicht hin komme und hier im Kaff werde ich ohnehin keinen Therapeuten finden.


Dann noch die ganzen Dienste, das werden jetzt auch fünf Wochenenden in Folge, die ich arbeite. Die Tatsache, dass es nicht mehr so weit ist bis zum Geburtstag von meinem Freund, der verhängsnisvollen Woche im Mai – das sind alles Dinge, die mir im Rücken hängen. Die Jobsituation und dass die Intensiv eher ein Überleben als alles andere ist.
Aber am Ende stimmt die Richtung. Es geht vorwärts. Auch wenn es unglaublich anstrengend ist. Hätte mir vor vier Wochen jemand erzählt: Ja, dann fährst Du halt mal Probe und fährst innerhalb von einer Stunde einen Automatik – Wagen und einen Schaltwagen über ein paar Landstraßen und Dörfer; das hätte ich im Leben nicht geglaubt.
Ich gebe mir Mühe stetig vorwärts zu gehen. Und habe gleichzeitig Angst, dass ich es am Ende nicht schaffe, weil ich so weit jenseits meiner Grenzen bin. Ruhe gab es seit Wochen schon nicht mehr.
Ich hoffe, es nimmt ein gutes Ende hier. Ich hoffe, es lohnt sich.

Mondkind

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