Von Anfängen
Mut ist, wenn du mit der Angst tanzt
Das was du nicht ganz kannst, trotzdem versuchst
Mut ist, wenn du wieder aufstehst
Pflaster auf die Haut klebst und weiter suchst
Mut ist es zu sagen, dass es für dich Liebe ist
Nicht zu wissen, ob du für den anderen auch schon
Liebe bist
Mut sind keine Worte, die auch jeder andere denkt
Kein perfekter Moment, den der Zufall dir schenkt
(Alexa Feser - Mut)
Was zur
Hölle ist hier los? Was mache ich hier? Was wird am Ende dabei raus kommen? Und
werde ich damit – egal was am Ende passiert – glücklich?
Am Ende des
Telefonats bin ich mit dem Handy auf den Boden in der Küche gezogen. Mein Magen schmerzt, weil ich so angesapnnt bin.
Wir denken
nach, ist das Resultat.
Und dann
reden wir nächste Woche weiter.
Ich glaube, es ist kein Zufall, dass ich aktuell viel darüber nachdenke, wie der Freund und ich sich kennen gelernt haben. Damals. In jenen Frühlingstagen. Ich hatte damals absolut keinen Kopf für eine Beziehung in dieser Zeit. Ich war gerade frisch zu Hause ausgezogen, wusste meistens nicht mal wo ich die nächste Woche lebe. Wie willst Du das einem potentiellen Freund erklären? Ich hatte keine Nerven für dieses Gefühlschaos, für die Frage, ob er bleiben wird, ob das ein kurzer Exkurs ist in einem Leben, das am Abgrund schwebte, ob das ein Leuchten vor dem Fallen war, oder ob das der Anfang von Zukunft war? Ich hatte Angst vor diesen Gefühlen, weil es so wunderschön war und in der Situation, in der ich war, trotzdem nicht haltbar erschien. Und doch konnte mir von Anfang an nicht vorstellen, diesen Menschen und all die Wärme, die er in meinem Herz ausgelöst hat, wieder loszulassen. Das war nicht dieses klassische Verliebtsein. Das war etwas anderes. Viel Tieferes. Das war ein Grundvertrauen ineinander von der ersten Minute an, die wir uns kannten. Ich werde in meinem Leben diesen Moment nicht vergessen, in dem wir uns da das erste Mal gegenüber standen und ich in all der Erschütterung und in all dem Mist, in dem ich gesteckt habe, mein Herz gespürt habe, das um jeden Preis wissen wollte, wie diese Geschichte zu Ende geht.
Und jetzt… ? Die Voraussetzungen sind auch diesmal…
- suboptimal, aber anders suboptimal. Diesmal habe ich eine Wohnung, dafür
kommt es von einer Ebene, auf der so etwas eigentlich nicht gedacht ist. Und
ich bin kaputt nach allem was war. Vielleicht zu kaputt. Dafür. Obwohl er das
anders sieht. Aber er müsste eine Mondkind aushalten, die sich mit Sicherheit
streckenweise gut darauf einlassen könnte und manchmal vor Schuldgefühlen und
Scham auch eingehen würde. Ich werde – mal hypothetisch gesprochen – immer
mindestens zwei Partner lieben; einen Toten und einen Lebendigen und ich werde
auch in der schönsten Beziehung im Jetzt mit Tränen vor der Heizung sitzen und
alle und alles verfluchen.
Ich habe so viel darüber geredet, was potentiell
passieren würde, wenn ich nochmal mein Herz an wen verlieren würde. Und es
scheint passiert zu sein, bevor mein Kopf dafür bereit war. Obwohl ich immer noch der Meinung bin, dass ich gar nicht mal unbedingt damit angefangen habe, aber er lässt zumindest mal nicht durchblicken, dass er sich irgendetwas dabei gedacht hat.
Und während ich viel später im Bett liege, spüre ich
so viel Verzweiflung.
Wir wissen noch nicht, wie das ausgeht, aber es
kommt mir schon jetzt vor, als würde ich meinen Freund betrügen. Dass die
Wahrheit ist, dass er nun mal nicht mehr da ist und ich mein Leben weiter leben
muss, lässt mein Hirn nicht gelten. Wenn eine Beziehung nicht funktioniert,
gehören dazu eben Zwei und die Wahrheit ist eben auch, dass ich an seinem Tod
nicht ganz unschuldig sein werde.
Ich kann mich an den Besuch bei seiner Mutter erinnern - von dem ich mir vorgenommen habe den zu wiederholen, sobald ich das Auto habe. Wir haben wirklich versucht, nicht ganz so viel zu weinen. Und dann, kurz bevor ich gefahren bin, hat sie mir erklärt, dass ich noch so jung bin, noch so viel Leben vor mir habe und dass es okay ist, wenn ich nochmal wen finde, mit dem ich mein Leben teilen möchte. Und dann haben wir beide geweint. Weil das – obwohl es die richtigen Worte sein mögen – sich so falsch anfühlt.
Es tut mir so leid.
Und ich würde immer noch alles dafür tun, um ihn
zurück auf diese Welt zu holen.
Und ich verspreche, egal was passiert, er wird immer
einen Teil meines Herzens einnehmen, seine Kerze wird hier weiterhin brennen
und ich werde doch ab und an mal die Studienstadt und die Erinnerungen besuchen
fahren. Ich werde die Mondkind von damals, das „wir“, das wir hatten nicht
vergessen. Nicht, dass er mich an die Hand genommen hat, mich ins Leben geführt
hat, dass ich keine Ahnung habe, wo ich heute ohne ihn wäre.
Und manchmal – manchmal sehe ich die Mondkind von
früher. Die naiv die Pirouetten getanzt ist.
Nicht wissend, dass eine Beziehung nicht nur das
Drehen von Pirouetten ist, sondern auch das tiefste Fallen sein kann. Dass das,
was sie so glücklich gemacht hat, ihr so viel Halt gegeben hat, ihr Leben in
Trümmer legen würde.
Heute vor zwei Jahren habe ich fest geglaubt, dass
er wieder gesund wird und vor allem habe ich auch nicht geglaubt, dass jede
Beziehung danach erstmal unmöglich erscheint.
Ich weiß noch nicht, wie das ausgehen wird. Was ich aber spüre, ist mein Herz. Das es gern ausprobieren würde. Und das immer ein bisschen schwer wird, wenn ich weiß, dass wir ein paar Tage gar nichts voneinander hören. Und das irgendwie hofft, dass wir uns bald mal wieder sehen.
Was allerdings auch weiß ist, dass ich diese Woche noch
zwei Dienste habe, auf die periphere Station ausgeliehen bin, die allerdings
bis zum letzten Bett voll ist und deshalb für lange Abende in der Klinik sorgt.
Mir ist heute Nacht siedend heiß eingefallen, ich sollte nochmal im Autohaus
anrufen und ein paar Dinge klären.
Und mal irgendwann ein bisschen Schlaf tanken, das
wäre auch eine Idee.
Mondkind
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