Auto

 


So, damit sich hier niemand sorgt, mich haben schon die ersten Fragen erreicht…

Ich hatte erwartet, dass es schlimm wird.
Aber nicht, dass es so schlimm wird.
Mein Körper schafft das einfach nicht mehr.

Aber das Auto steht hier. Im Endeffekt hat es einfach der Autohändler nach Hause gefahren – ich muss ausgesehen haben, wie eine Leiche auf Beinen nach Null Minuten Schlaf in der Nacht.
Die Versicherungsfrau hat nicht nur eine Autoversicherung abgeschlossen, sondern mein halbes Versicherungskonzept über den Haufen geschmissen. Irgendwie habe ich von ihr gefühlt nur zwei Stunden gehört, was alles nicht geht. Keine Ahnung, ob das nicht noch massives Chaos gibt.

Ich habe mich nochmal auf den Fahrersitz gesetzt. Als das Auto dann hier war. Mich nochmal kurz mit dem System vertraut gemacht. Und als ich ausgestiegen bin, habe ich mich erinnert - als ich das letzte Mal alleine und bewusst vom Fahrersitz aufgestanden bin, das Auto abgeschlossen und zum Haus gelaufen bin, habe ich noch zu Hause gewohnt. Es war wie ein Katapult durch die Zeit. Und irgendwie… - es hat wehgetan. Es ist so viel passiert seitdem. So viel Kämpfen, so viel Fallen, so viel Aufstehen. So viel Leben dazwischen, so viel Licht zwischen all dem, das immer so schwer war. Und am Ende ein Fallen. Endlos. Gefühlt schließen sich Kreise. Es ist wenig geblieben von dem, was war. Klar, ich lebe nicht mehr bei meiner Mutter, das ist schon mal ein Vorteil. Aber das Leben, das ich zwischendurch mal hatte, gibt es nicht mehr.
Und doch bilden sich hier vielleicht langsam Anfänge. Ich hoffe es. So sehr.
Ich hoffe, dass ein Stück des alten Lebensgefühls zurück kommt. Irgendwann. Nicht nur mit dem Auto. Auch mit den Dingen, die sonst so passieren. Ich hoffe, ich kann irgendwann sagen: Es war so schwer, das überhaupt zuzulassen, weil ich nicht so ganz befinde, dass ich das Recht dazu habe. Aber jeder verdammter Zentimeter hat sich am Ende gelohnt.
Vor ein paar Monaten hätte ich nicht geglaubt, dass ein Blogpost mit diesem Titel jemals kommen wird. Und auch, wenn es schwer ist. Weiter. Immer weiter. Einen Fuß vor den nächsten.

Und manchmal befinde ich: Es sind gerade ein bisschen viele Umbrüche dafür, dass ich im Mai eigentlich nur maximale Sicherheit und Vorhersehbarkeit brauche. Ich hätte das gerne alles besser planen können. Dass ich genau weiß, wo Ankerpunkte sein können, Menschen, Orte und Situationen, die mich auffangen können.

Am Wochenende - also Samstag, weil Sonntag wieder Dienst - muss ich mit dem Auto erstmal zur Tankstelle fahren. Irgendwie macht mir allein das Starten vom Auto Angst. Früher war es ja so, dass man dabei die Kupplung treten musste, wenn man nicht wollte, dass das Auto nach vorne hüpft und im Kofferraum des Vordermans hängt. Aber es gibt ja keine Kupplung mehr…
Ich muss nochmal jemanden fragen, der Automatik fährt…

Erstmal düse ich jetzt los zur Arbeit - mit dem Fahrrad noch. Und hoffe, dass ich den Tag überstehe. Ich muss mich noch viel ausruhen, um am Sonntag wieder dienstfähig zu sein.

 

Mondkind

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