Ein Date mit dem Fußboden



Mondkind wacht auf. Es muss irgendwann mitten in der Nacht sein – jedenfalls ist es noch dunkel. Das Erste was sie merkt ist, dass sie furchtbare Bauchschmerzen hat, ihr schwindelig und kalt ist und dass ihre Beine unter der Bettdecke zittern.
„Ich muss ins Bad“, denkt sie sich und schlägt die Decke zurück, was schon ein unfassbarer Kraftakt ist.

Sie liegt auf ihrem Fußboden. Blut tropft aus ihrer Nase und sie weiß überhaupt nicht, wie sie da jetzt hingekommen ist. Sie hat keine Wollsocken mehr an den Füßen, stellt sie fest.
Irgendwie scheint ihr Verstand auch ausgesetzt zu haben, denn sie ist immer noch der Meinung ins Bad zu müssen…

Sie irrt über den Flur… falsche Türklinke… das ist das Zimmer ihrer Schwester.

Sie liegt schon wieder auf dem Boden. Kalte Fliesen unter ihr. Immer noch tropft Blut aus der Nase, ihr Gesicht schmerzt, genauso wie ihr Kiefergelenk und einer ihrer Schneidezähne. Sie hat keine Ahnung, wie genau das alles im Zusammenhang steht.

„Mondkind, geht es Dir gut?“, vernimmt sie plötzlich ihre Schwester. Sie hat einen Knall gehört und ist aus dem Bett gesprungen.
Nein, das ist ja wohl offensichtlich. Die Bauchschmerzen bringen Mondkind fast um. „Ist Dir schlecht, soll ich einen Eimer holen?“, wird sie gefragt. „Mach mal“, sagt Mondkind, danach weiß sie wieder nichts mehr.

„Mondkind, soll ich die Mama wecken?“, fragt ihre Schwester. „Ich weiß nicht…“ „Vielleicht rufst Du lieber einen Rettungswagen“, denkt Mondkind. Sie hat absolut keinen Plan was sie hat und woher die immensen Bauchschmerzen kommen. Vielleicht stirbt sie ja, bevor sie sich weitere Gedanken um die Psychiatrie machen muss, denkt Mondkind.

Sie weiß nicht, wie lange sie da unten auf dem Boden herum liegt, das Gesicht immer noch auf den Fliesen. Irgendwann geht es ihr zumindest ein wenig besser und ihre Schwester geleitet sie zurück ins Bett. Sie schärft Mondkind an, dass sie auf ihrem Handy anrufen soll, falls nochmal was ist und keinesfalls allein aufstehen soll.

Am nächsten Morgen scheint der Spuk fast vorbei zu sein. Ein wenig flau ist Mondkind noch im Bauch und die Synkope hat Schrammen im Gesicht und Schmerzen in Kiefer und Schneidezahn hinterlassen. (Da Mondkind panische Angst vor Zahnärzten hat, macht ihr der Zahn gerade am meisten Sorgen).
Den Grund weiß sie immer noch nicht. Vielleicht eine Gastroenteritis, vielleicht aber auch das emotionale Chaos der letzten Tage, vielleicht auch die Medikamente, obwohl sie gestern Abend ohne Tavor ins Bett gegangen ist.
Auf jeden Fall braucht sie das so bald nicht noch mal.

Alles Liebe
Mondkind

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