Zerrissen



Einatmen. Ausatmen. Weiter gehen.
Jeden Tag.
Ich bin so müde, dass selbst die wesentlichsten Dinge auf der Strecke bleiben. Die meiste Zeit des Tages liege ich im Bett herum, unfähig mich zu bewegen. Manchmal schaffe ich es nicht mal mich zuzudecken, wenn mir kalt ist. Ich kann keine Musik mehr hören, weil es zu laut ist.
Immer mal döse ich ein, wache wieder auf und döse irgendwann wieder ein.
Die Uni bleibt liegen, was in wachen Momenten frustriert. Das Examen muss vorbereitet werden.
Ebenso bleibt der komplette Haushalt auf der Strecke.
Das Praktikum ist vorbei. Ich muss nicht mehr aufstehen. Und das merkt mein Körper auch.

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich kann auch nicht mehr darüber nachdenken, weil Entscheidungen treffen in solchen Zeiten eine absolute Tortur ist.
Alle machen ihr Verhältnis zu mir im Augenblick von meinem Wohnort abhängig. Mein Vater ruft nicht mehr an solange ich noch hier bin. Dass die Situation mit meiner Freundin so eskaliert, war auch nicht so geplant.
Meine Schwester will das Essen verweigern, wenn ich wieder fahre.
Es ist furchtbar. Ich bin zum Spielball zwischen meinen Welten geworden und ich befürchte keiner ist im Moment besonders gut auf mich zu sprechen.
Es ist eine Zerrissenheit, die sich nicht in Worte fassen lässt.

Wenn alles glatt gelaufen wäre, wäre ich im Moment vielleicht durch die Klinik einkassiert worden. Das war eigentlich mein Plan da Freitagnachmittag hin zu fahren, aber ich hätte jemanden gebraucht, der mich fährt. Keine Ahnung, was die machen sollen ehrlich gesagt, aber ich glaube ein paar Tage aus diesen ganzen Abhängigkeiten fliehen zu dürfen, würde meinem Kopf vielleicht wieder zu Klarheit verhelfen, wo ich meine nächsten Wochen verbringen will und wessen Problemen ich mich eigentlich annehmen muss.
Keine Ahnung, ob das eine gute Idee gewesen wäre, aber dieses vor sich hin vegetieren ist auch keine gute Idee.

Ein Freund hat geschrieben. Ein Freund, dem ich Anfang letzter Woche von meinem Praktikum geschrieben habe, ihn nochmal gefragt habe, ob er einen Tipp bezüglich einem Neubeginn einer Doktorarbeit hat (zwar habe ich meine derzeitige Arbeit noch, aber es geht gar nichts vorwärts und ich strecke schonmal ein wenig meine Fühlerchen aus).
Ein Freund, von dem ich nicht weiß, ob ich ein wenig in ihn verliebt war oder bin oder was auch immer. Im Moment fühle ich gar nichts in Bezug auf ihn. Aber ich fühle auch nichts in Bezug auf irgendeine andere Person. In guten Zeiten rühren mich seine Mails manchmal sehr und dann vermisse ich ihn unglaublich.
Und das ist glaube ich der Grund, aus dem alle Beziehungen scheitern werden, wenn es so bleibt wie es ist. Es gibt diese Zeiten einfach, in denen ich keinen sehen will, mir alles zu viel wird und ich generell gar nichts fühle. 

Einer der guten Momente des Tages: Schweinchen füttern.

Bloß keine Haferflocke im Napf zurück lassen!

Alles Liebe
Mondkind

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Drittes Staatsexamen - ein Erfahrungsbericht

Reise - Tagebuch #2

Von einem Gespräch mit dem Kardiochirurgen