Wohin geht es?


Mittlerweile ist meine Zeit der „Internet – Diät“  Geschichte.

Ich gebe ehrlich zu – ich bin müde. Im Praktikum gibt es jeden Tag Neues zu lernen, es gibt wenig Zeit für Erholung und die Wochenenden sind auch recht anstrengend, wenn meine Schwester immer hier ist. Ich kann mir das aber wirklich nicht anschauen, wie sie den ganzen Sommer drinnen sitzt.
Und psychisch ist es auch nicht so einfach.

Ich habe mir in den letzten Tagen ein paar Gedanken zu dem Blog gemacht. Wo ich damit hin möchte, wie ich ihn weiter führen möchte.
Wer mir schon länger folgt, merkt vielleicht die Zerrissenheit. An manchen Stellen scheint mir das was ich hier mache eine sehr gute Idee zu sein, in anderen Zeiten aber plötzlich überhaupt nicht mehr.
Ich habe schon alles auf eine Karte gesetzt… - in gewisser Hinsicht und das fällt mir eben hin und wieder auf die Füße

Es fängt mit der Frage an, warum ich eigentlich hier bin. Ich glaube, die erste Famulatur die ich hier gemacht habe, wäre auch ohne die eine Schlüsselsituation, die aber eher personen- als ortsgebunden war, ein Erfolg gewesen und eventuell hätte ich mich auch so entschieden wieder zu kommen. Wir haben viel unternommen und die Umgebung hier kannte ich besser als meine Studienstadt, nachdem ich einen Monat lang ständig mit den Kommilitonen unterwegs war. Wir sind in den Schnee gefahren, haben ein paar umliegende Städte erkundet, waren abends hin und wieder „feiern“, wenn man das hier so nennen kann – es ist schon etwas spartanisch im Gegensatz zu Großstädten und haben im Sonnenuntergang auf dem Hubschrauberlandeplatz Fotos gemacht. Szenen, die ich glaube ich nie vergessen werde.
Und dennoch war der ausschlaggebende Punkt glaube ich eine ganz andere Situation, in der ich plötzlich ein ganz tiefes Vertrauen einer Person gegenüber gefühlt habe. Und was passiert, wenn die Person irgendwann mal geht? Verliert der Ort dann seinen Zauber?

Und dann ist es natürlich auch ein eigenartiger Schwebezustand hier. Wenn ich im Moment im Hier bleibe, dann ist es vielleicht gerade okay. Aber insgesamt weiß ich nicht, was die Zukunft bringt. Hierher zu kommen, kann ja lange mein Plan bleiben, aber wenn ich hier keinen Job bekomme, dann ist das so. Ich habe heute mit einer Kollegin gesprochen, die einen Kollegen kennt, der auch in die Neuro wollte und da hieß es auch „Ja, ja das klappt schon, machen Sie sich keine Sorgen.“
Der hatte die Sache mit einem anderen Oberarzt abgesprochen, als ich. Ich weiß nicht, wie sehr er sich dafür eingesetzt hat – ich kenne ihn nicht so gut - meiner versucht ja alles irgendwie hinzubekommen und scheut sich auch nicht, den Vorstand einzuschalten. Aber am Ende ist die Reichweite eines Oberarztes doch begrenzt und der Chef der Neuro setzt sich da glaube ich nicht so sehr ein.
Jetzt ist meine Situation natürlich wieder anders. Ich habe in der Neuro schon zwei Mal Famulatur gemacht, ich mache mein PJ dort und wenn ich meine mündliche Prüfung beim ärztlichen Direktor halbwegs gut mache, dann setzt er sich vielleicht auch ein.
Aber es ist alles ein „vielleicht“. Es kann auch sein, dass ich im Dezember zurück komme, ganz viel verliere, nie mehr wieder komme und mir in meiner Studienstadt ein Krankenhaus suchen muss, die ich alle überhaupt nicht kenne. Ich habe dort kaum Praktika gemacht.
Es ist eine Sache, die abhängig von der Entscheidung anderer Menschen ist und der ich mich im Endeffekt nur fügen kann. Und das macht es schwierig. Ich habe so lange dafür gekämpft hier sein zu dürfen – aber ob es hält; das kann ich nicht entscheiden. 



Im Moment habe ich wirklich Schwierigkeiten zu schreiben, weil ich selbst so zerrissen bin. Weil da so viel Gutes ist, aber eben auch so viel Schmerz, der durch das was ich hier bekomme, teils auch erst sichtbar wird. Weil da so viel Angst ist, alles wieder zu verlieren.
Und weil es eben ganz am Ende nichts mehr nützt, es genug zu wollen.

Ich bin froh, dass ich nächste Woche mal in die Studienstadt fahre. Ich freue mich wirklich sehr, einige Freunde wieder zu sehen und die große Distanz und die Unmöglichkeit sie zwischendurch zu sehen, weil sie auch kein Auto haben, macht mir erst bewusst, wie wichtig mir manche Menschen geworden sind.
Es sind nur wenige und ich kenne sie noch gar nicht mal so lang, aber die Gespräche die man mit denen führen kann sind so tief, wie ich das bisher nur bei wenigen Menschen erlebt habe.
Und ich bin auch froh, dass ich meine Therapeutin wieder sehe. Vielleicht bringen wir ein wenig Ordnung in die Knoten im Gehirn. Es gibt eine Geschichte, die ich ihr glaube ich erzählen muss. Das wird mir wieder irre schwer fallen, weil ich sehr viel Angst habe, dass sie mich dafür verurteilt, aber ich glaube, dass das der Schlüssel zu vielen Dingen ist, die hier gerade passieren. Leicht wird die Stunde also sicher nicht.

Der Blog hat in der letzten Zeit ein wenig gelitten – das sehe ich auch deutlich an den Leserzahlen.
Ich muss mir mal Gedanken machen, wie ich weiter mache. Ob ich die Zerrissenheit einfach so stehen lasse, oder ob ich erstmal weniger schreibe. Und wie ich das thematisch gewichten möchte. Wie viel vom Praktikum in meinem Blog zu finden sein soll, von meinen Freizeiterlebnissen und auch vom Balanceakt mit der psychischen Situation in Verbindung mit der Arbeit.
Wenn Ihr irgendwelche Wünsche oder Anregungen habt 👉 Siehe Kommentarfunktion ;)

Mondkind

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