Der Hase Humphrey
Da ich weiß, dass einige Leser dieses Blogs hin und wieder dieselben Probleme haben wie ich, möchte ich auch einige kleine Hilfen nicht vorenthalten...
Und während der Verkehrslärm der Großstadt und die Glocken der gegenüberliegenden Kirche mich schon am frühen Morgen geweckt haben und ich noch warte, dass meine Freundin sich unter der Bettdecke hervor schält, dachte ich ich könnte doch ein wenig schreiben...
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Und während der Verkehrslärm der Großstadt und die Glocken der gegenüberliegenden Kirche mich schon am frühen Morgen geweckt haben und ich noch warte, dass meine Freundin sich unter der Bettdecke hervor schält, dachte ich ich könnte doch ein wenig schreiben...
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„Ich weiß auch langsam nicht mehr, wie das weiter gehen sollen mit der
Negativität“, erklärt Mondkind, wobei sie und ihr Gegenüber sich stillschweigend geeinigt
haben, dass „Negativität“ ein anderes Wort für Suizidgedanken ist. Mit dem
Unterschied, dass „Negativität“ nicht ganz so schlimm klingt und Mondkind
einfacher darüber sprechen kann.
„Es gibt keinen Tag ohne. Das begleitet mich morgens beim Aufstehen,
bis ich abends ins Bett gehe und gefühlt steht es immer kurz vor dem Kippen.
Ich weiß aber auch, dass ich es mir wahrscheinlich nur noch schwerer machen
würde, wenn ich dem nachgeben würde…“
Kurzes Schweigen auf der anderen Seite.
„Hast Du denn schon mal versucht, der Negativität einen Namen zu
geben?“
„Ähm… - nein…?“
„Mach das doch einfach mal. Stell Dir ein Tier vor und benenne es. Zum Beispiel der „Hase Humphrey…“ (Ich habe das mal gegoogelt, den gibt
es wirklich, aber ich hatte noch keine Zeit, mich mit diesem Hasen zu befassen…)
„Und dann…?“
„Dann führst Du jeden Morgen ein kurzes Gespräch mit dem Tier.
Vielleicht hilft das, eine gewisse Distanz zu der Negativität aufzubauen und
das von Außen etwas rationaler zu betrachten. Dann erschlägt es Dich nicht ganz
so sehr und Du fühlst Dich vielleicht nicht so machtlos. Und Du siehst
vielleicht, dass Du - auch wenn es so akut ist - mehr als die Negativität bist.
Denn der Hase ist zwar da und wird so schnell auch nicht gehen, aber er ist
eben nur ein Teil. Warum er sich bei Dir hin und wieder so stark in den
Vordergrund drängt, das muss man noch klären. Aber es wäre eine Möglichkeit es
erstmal zu akzeptieren, dass es so ist, ohne sich davon völlig vereinnahmen zu
lassen.“
Das Gespräch ist mittlerweile einige Tage her. Manchmal überfällt es
Mondkind so stark, dass sie diesen Tipp „vergisst“, aber sie hat es schon ein
paar Mal versucht. Wahrscheinlich ist das – so wie alles – auch eine große
Frage der Übung.
Aber es ist eine verdammt gute Strategie.
Es so zu versuchen, hat Mondkind in zwölf Wochen Klinik keiner
erklärt. Dass dieses Gespräch mit einem Menschen statt gefunden hat, der
absolut gar nichts darüber wissen dürfte, ist mal eine ganz andere Sache. Aber
vielleicht ist auch das erstmal in Ordnung, wenn es für beide Seiten okay ist. Und Fragen wie "Wie steht es eigentlich mit der Negativität?" oder "Was macht denn das Schlafen?" im Gespräch einfach so eingestreut werden, ohne daraus ein großes Fass zu machen.
Mondkind
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