Wochenende :)


Wochenende…
Das erste Wochenende seit sehr langer Zeit, an dem ich mal wieder mein eigener Mensch bin. Weder auf dem Weg in die Studienstadt, noch habe ich Besuch.
Und das bedeutet, dass ich aufstehen kann, wann es mir gefällt. Dass ich erstmal Kaffee kochen und den mit ans Bett nehmen kann. Meinen PC auf meine Beine stellen, Musik einschalten und ein wenig bloggen kann.
Und mehr braucht es gar nicht, um den Start in die beiden Tage am Ende der Woche entspannt zu gestalten. 

Luxus... 😃

Wenn ich auf die Arbeitswoche zurück blicke, dann war die – was mein Tun anbelangt - eigentlich recht erfolgreich.
Es sind diese Woche überdurchschnittlich viele Menschen auf der Station, auf der ich gerade beschäftigt bin, verstorben und das hat mich – wie man in den letzten Blogeinträgen gelesen hat – sehr nachdenklich gemacht. Schwierige Erfahrungen, aber ich finde es auch wichtig sich dafür Zeit zu nehmen und sich damit auseinander zu setzen. Und einen eigenen Standpunkt zum Thema Tod und Sterben zu entwickeln. Muss man – wie die Nephrologen das in unserem Haus tun – schwer kranke, beinahe hundert Jahre alte Menschen noch dialysieren? Das ist emotional und körperlich eine hohe Belastung. Muss man alles tun, was die Medizin bieten kann?
Das sind Fragen, mit denen sich jeder (angehende) Arzt für sich auseinander setzen muss.

Die Oberärztin war krank und dadurch hatten wir einfach mehr zu tun und auch ich wurde an allen Ecken eingespannt. Ich habe meine erste eigene Verlegung selbstständig organisiert und durchgeführt, habe ein schwieriges Angehörigengespräch geführt und viele Briefe geschrieben.
Freitag war ich noch kurz in der Notaufnahme aushelfen. Ich war letztens mit einer Kollegin nochmal unten und habe ihr zugeschaut, wie sie routiniert die Patienten versorgt hat. Mir wurde am Freitag ein Patient mit Verdacht auf Lungenentzündung zugeteilt. Er hatte auch viele weitere Einschränkungen und es war kaum möglich mit ihm zu kommunizieren. Auch auf die Lunge konnte man quasi nicht hören, weil er die ganze Zeit vor sich hin gegrummelt hat.
Also habe ich beschlossen bei der Blutabnahme nur auf die Entzündungswerte zu warten, es von der BGA anhängig zu machen, ob er auf die Intensivstation kommt oder nicht und bevor ich ihn ins Röntgen schicke, nochmal schnell mit dem Sono auf Harnblase und Nieren zu schauen, weil er in der Vergangenheit schon mehrfach einen Harnverhalt hatte, was auch Unruhe auslösen und eine Infektion vortäuschen kann. Nach dem Röntgen wollte ich ihn direkt auf die Station schicken und habe schon mal eine Antibiose aufgeschrieben – wenn das Röntgenbild doch nichts her gibt (das man sich natürlich nicht vergessen darf anzuschauen, auch wenn der Patient schon weg ist), kann man immer noch auf Station anrufen und das streichen, aber dann muss der Patient nicht zurück in die Notaufnahme und man kann schon den nächsten Patienten rein schieben.
Ich war echt ein bisschen stolz auf mich… Vor ein paar Wochen wäre ich mit so einem Patienten noch überfordert gewesen.

Auch eine von unseren Assistenzärztinnen ist am Freitag mit Bauchschmerzen ausgefallen. Sie hatte Angst eine Blinddarmentzündung zu haben, aber genauso viel Angst zum Arzt zu gehen, weil sie glaubte, dass es peinlich wird, wenn es doch nichts ist.
Der Chef hat dann darauf gedrängt, dass sie im Krankenhaus bei uns vorbei kommt. Also hat eine Kollegin schnell Blut abgenommen und der Chef hat ein Sono gemacht. Am Ende wurde sie auf die Gynäkologie aufgenommen, aber etwas Schlimmes hat sie wahrscheinlich nicht. Und am Nachmittag saß sie mir mit 2,5 Gramm Novalgin intus und dem Zugang im Arm gegenüber und hat ihre Briefe abgearbeitet… So funktioniert das also… ;)

Das Wetter ist dieses Wochenende wirklich sehr bescheiden hier. Gestern war ich den halben Tag im Regen unterwegs und konnte meine Klamotten zwei Mal komplett wechseln und auf den Wäscheständer hängen. Die Natur hat den Regen zwar dringend nötig, aber warum gerade am Wochenende? Ab Montag soll es wieder schön werden und hänge ich dann wieder bis mindestens 16:30 Uhr im Krankenhaus.
Deshalb tobe ich mich dieses Wochenende mal in der Küche aus. Gestern habe ich gesunden Käsekuchen gebacken und heute soll es selbst gemachte Pizza geben. Und seit Ewigkeiten zum Frühstück mal wieder Bananenpancakes. Solange wie ich noch eine vernünftige Küche habe, muss ich das ausnutzen.

Cheesecake mit Kirschen😋

Und dann werde ich mal ein paar längst überflüssige Mails schreiben, das Bad noch durchwischen, mit ein paar lieben Menschen telefonieren, die Doktorarbeit ein wenig voran treiben und die Themen, die mir im Lauf der Woche auf der Station in die Quere gekommen und entweder interessant sind, oder bei denen mir aufgefallen ist, dass ich darüber zu wenig weiß, nacharbeiten.
Außerdem muss ich noch ein paar Überweisungen machen, die Bahnfahrt für die nächste Reise in die Studienstadt buchen (ich weiß nur nicht, wie viel Umsteigezeit ich für den Bus lassen soll; zur Auswahl stehen eine oder drei Stunden – wäre halt blöd, wenn es schon dort scheitert, weil der Zug ausfällt oder zu spät ist, andererseits sind drei Stunden schon sehr viel Zeit) und wenn es endlich mal aufhört zu regnen, gehe ich vielleicht noch ein Eis essen.
Und damit ist hoffentlich nicht viel Platz für depressive Gedankenschleifen. Das passiert nämlich gar nicht so selten, dass ich mir denke „Hey, das ist ein richtig cooler Wochenend – Tag heute“ und es dann ab Mittag doch kippt.
Also hoffen wir das Beste. 

Und jetzt gibt es erstmal Frühstück...
Wie lange hatte ich schon keine Bananenpfannkuchen mehr... ?



Mondkind

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