Psychiatrie #56 Entscheidungen

Die Würfel sind gefallen. Etwas eher, als geplant. 
Morgen endet hier ein Kapitel. 
Allerdings fielen die Würfel ehrlicherweise schon in dem Moment, in dem die Oberärztin heraus gefunden hat, dass der Entlasstermin nicht nächste Woche, sondern morgen ist. Da hieß es dann schon:"Na Frau Mondkind, heute machen Sie einen wesentlich besseren Eindruck als gestern..."

Es war mir ja gestern schon klar, was dabei heraus kommen wird und damit war ich schon seit gestern Abend irgendwie darauf eingestellt. Natürlich gibt es bei mir den überstarken Kritiker und Forderer und wenn der in Richtung Job drängt und die Klinik sich da anschließt, dann können die Kinder brüllen wie sie wollen - das nützt überhaupt nichts mehr. 
Nach dem Gespräch von Montag mit dem Therapeuten, das ich natürlich nicht umsonst geführt habe, habe ich trotzdem (vergeblich) gehofft, dass klar ist, was eine Entlassung jetzt bedeutet. Ich habe einfach nicht die Kraft, das an so vielen Stellen von vorne zu erzählen, nachdem ich mir selbst bei Herrn Therapeuten einen Ast abgebrochen habe. 

Irgendwie habe ich schon gehofft, dass der Klinikaufenthalt diesmal etwas bringt. Dass ich da mit ein bisschen mehr Lebensmut, ein bisschen mehr Lust am Leben raus gehe. Dass ich mir nicht jeden Tag die Frage stellen muss, wie lange es zumindest irgendwie funktioniert. Dass es ein bisschen was wie Lebensqualität gibt.
Und vielleicht... - vielleicht habe ich mich auch einfach nicht genug angestrengt. Vielleicht... 

Und manchmal... manchmal hat die "kleine Mondkind" mehr Recht, als alle Grossen. Die schon am Anfang Sorge hatte. Gefragt hat: "Mondkind, was machen wir denn, wenn wir uns irgendwie in dieses Team haben fallen lassen, uns darauf verlassen, dass es übergangsweise trägt und wenn dann eben der Entlasstermin kommt...?" Man hat gesagt, dass das so nicht passieren wird. Aber... - es passiert eben. Die Oberärztin sagte auch, dass ich zurück kommen könne, wenn es nicht geht. Nur... - dass ich mir damit die Idee mit dem Ort in der Ferne abschreiben könnte und das wäre schlimmer, als alle anderen Lösungen es sein könnten. 
Es wird jetzt irgendwie Zeit, den Funktioniermodus wieder einzuschalten. Nachher noch bei Herrn Therapeuten zu sitzen und irgendwie ruhig zu bleiben. (Vielleicht zu hoffen, dass er endlich die alles entscheidende Frage stellt und so lange wartet, bis er eine eindeutige, nicht schwammige Antwort hat). Oder alternativ still einzusehen, dass es nicht mehr sein Problem ist und er nichts mehr machen kann. 

Es ist so ein Wahnsinn. Zu glauben, dass das, was hier gerade läuft, wirklich funktionieren kann. 
Wahrscheinlich war Mondkind noch nie so naiv... 

Mondkind 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Drittes Staatsexamen - ein Erfahrungsbericht

Reise - Tagebuch #2

Von einem Gespräch mit dem Kardiochirurgen