Psychiatrie #59 Geschlossene 2.0


Ich bin komplett durch.
Ein Mensch zu sein, der ich nicht bin, ist sehr anstrengend. Kritiker und Forderer haben die "Mondkind - Herrschaft" an sich gerissen. Jetzt brennt hier die Hütte, jetzt waren die inneren Kinder vielleicht doch zu laut, haben die Grenzen überschritten. 
Jetzt ist Schluss mit Lustig, es ist vorbei mit Kompromissen. 

Gespräch mit dem Assistenzarzt. Geschickt eingefädelt. Sehr geschickt. Rolle gespielt. Mondkind funktioniert. Perfekt. Weiss wie sie was erzählen muss. Wie sie überzeugend sein kann. Plötzlich sind Kritiker und Forderer mutig. So, dass selbst der Assistent mutig wird, zugibt Angst vor der Neuro zu haben und dann erklärt Mondkind ihm, wie die Neuro funktioniert und wie man sich da in seinem Neuro - Jahr durchmogeln könnte. 
Aber da hat die Mondkind ihre Rechnung ohne den sehr geschätzten Herrn Psychiater gemacht. Der hier Oberarzt in Vertretung ist. Und der... - der kennt die Mondkind. Kann heute nicht mehr kommen. Möchte morgen früh kommen. Um selbst mit ihr zu reden und dann zu entscheiden. "Das tut mir jetzt auf einer persönlichen Ebene wirklich sehr leid für sie. Aber ich bin hier auch nur der Assistent. Und Sie wissen, was das heißt..." Ja, dass die Mondkind - Taktik vorerst zumindest mal kritisch angeschaut wird. 

Die Kinder haben still auf ihren Stühlen in der Ecke gesessen und das Schauspiel verfolgt. Und die Kinder sind es auch, die in dieser Katastrophen - Situation ein kleines bisschen Sicherheit fühlen und... - ein kleines bisschen dankbar sind. Was ich mir wieder fast nicht erlaube, wahr zu nehmen. Noch einen Tag Sicherheit, auch wenn da drüben alles blöd gelaufen ist und das hier definitiv unnötig ist. Ich persönlich bleibe dabei: Die Notwendigkeit einer geschützten Station hat nie bestanden, ich bin immer absprachefähig. Ich hätte da drüben bleiben können, wenn eher aufgefallen wäre, dass die Entlassung nicht nächste Woche, sondern heute angedacht war. Dann hätte es auch ein Bett gegeben. (Da hätte ich mehr meine Sekretärin sein müssen. Auch im Krankenhaus...)



Jetzt ist die Frage: Wie redet man denn morgen mit Herrn Psychiater? Was ist die Wahrheit? Wie geht es mir? Was bin ich? Die Kinder? Die Erwachsenen? Wie ist die Ambivalenz einzuordnen...? 
Wenn man schon mal den sehr geschätzten Herrn Psychiater hat, weil er einfach zufällig zuständig ist... (okay, eigentlich wollte ich ihn aus der Situation ja raus halten... - deswegen damals explizit nur Jobsituation...). Können wir da ein ehrliches Gespräch über Suizidalität führen und trotzdem keine Katastrophe haben? 
Eine Kollegin, der ich gestern noch gesagt habe, dass ich Montag wieder da bin und dass sie schon den Schreibtisch putzen kann und... - die selbst Psychiaterin ist, entwickelt mit mir zumindest bis morgen früh mal eine "wie komme ich hier raus?" - Strategie. Übrigens sind wir jetzt noch ein Kollege weniger. Hallelujah, ein Viertel der Neuro ist so mehr oder weniger verschwunden mittlerweile... 
Und wisst Ihr was... - wenn sie so erzählt, freue ich mich echt wieder (wahrscheinlich verfluche ich mich nach zwei Tagen im Job...)

Und was würde eigentlich Herr Kliniktherapeut sagen, wenn er wüsste, wo ich jetzt wieder festhänge...? Ob er wohl noch liebe Worte finden würde...? Ich weiss, dass ich es vergeigt habe. So stellt man sich das nicht vor als Psychotherapeut am Ende der Therapie.... 

Mondkind


P.s.
Auf Eure lieben Kommentare antworte ich morgen. Der Tag war jetzt auch viel zu viel für mich und die Station ist halt auch die Hölle. Ich liege gerade mit Schüttelfrost, Kopfschmerzen und so dick angezogen wie es geht hier im Dunklen und lösche gleich das Licht. Ich hoffe, morgen wird gut. Wie auch immer dieses gut aussehen mag. 

Kommentare

  1. Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.

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