Psychiatrie #57 Letzte Stunde bei Herrn Therapeuten


Mondkind sitzt auf den Stühlen vor Herrn Therapeutens Büro. Lila karierte Bluse. Herr Therapeut wird später fragen, ob die bewusst ausgewählt sei. Dieselbe wie damals im Mai. Und auch die Situation fühlt sich an, wie damals im Mai. Als man etwas ganz anderes gesagt hat als das, was man gemeint hat.
Also… - natürlich war die Bluse bewusst ausgesucht Herr Therapeut. Weil Dinge rund werden müssen. (Und weil sie lila ist… ). Natürlich habe ich das nicht zugegeben, Herrn Therapeuten und die Situation bei meiner Klamottenwahl zu berücksichtigen – tatsächlich hat er im Verlauf sogar danach gefragt.

Schwerer Start in die Stunde.
„Es ist wirklich schade…“, sagt Herr Therapeut. Eine so eindeutige Aussage hätte ich gern mal irgendwann im Vorhinein zum Thema Verlängerung gehört.
„Wenn Ihnen das wirklich lieber ist das zu tun, dann ist das so…“, sagt er. Wo mir schon fast die Hutschnur platzen könnte. Es ist mir nicht lieber. Aber ich konnte nicht anders.
„Ich wünsche mir Jemanden für die „kleine Mondkind“, der gut auf Sie aufpasst und ich wünsche mir wirklich sehr, dass Sie das sind… Ich kann das von Herzen wirklich nur als Wunsch mitgeben…“
Herr Therapeut schafft es immer, mit Worten weh zu tun. Voraussetzungen zu sehen, wo keine sind.

Ich versuche zu retten, was zu retten ist. Was nicht ich selbst bin, aber ein Stück weit zumindest „uns“. Es ist keine Entscheidung gegen die Klinik, gegen die Behandlung, gegen ihn. Es ist eine Entscheidung gegen die inneren Kinder und für Kritiker und Forderer.
Er möchte wissen, was zu dieser Entscheidung geführt hat. Ein Abwägen Herr Therapeut. Dass die Müdigkeit vom Leben in zwei Wochen nicht wesentlich weniger geworden sein wird, wohl aber der Frust der Kollegen, Eltern, mir umstehenden Menschen – faktisch allen, die nicht die Klinik sind. Man erwartet mich dort wieder,
„An der Stelle könnte ich Sie jetzt fragen, was die Alternative dazu wäre morgen abzureisen…?“
„Das hätte ich mal etwas früher überlegen und aktiv durchsetzen müssen. Ich muss jetzt nicht irgendwen suchen, der daran Schuld hat…“, lege ich dar.

„Auch wenn man auf Entscheidungen nicht proaktiv hinwirkt – irgendwann kommen Sie“, erklärt Herr Therapeut und betont immer wieder, dass ich mich ja entschieden habe. Bis ich dann doch mal etwas sage.
„Es könnten doch trotzdem mal Entscheidungen fallen für das, was man eigentlich tief im Inneren möchte, aber wofür man sich nicht entscheiden kann, weil dann alle Kritiker und Forderer in einem rebellieren und total austicken. Und austicken von Kritikern und Forderern ist immer noch etwas schlimmer, als das der Kinder. Und deshalb entscheidet man sich dann doch immer, die Kinder leiden zu lassen. Aber deshalb war es auch so schwierig. Weil ich wusste, wenn mir keiner hilft – und natürlich kann mir keiner helfen, weil ich weiß: Ich bin ein selbstständiger Mensch und ich muss selbst entscheiden – aber… - wenn da keiner zumindest mal in die richtige Richtung schubst, dann wird das nichts. Und es war jetzt zwei Wochen dieses Drama. Am Ende ist natürlich das passiert, was man befürchtet hat und was man hat kommen sehen.“
Herr Therapeut möchte wissen, was er anders hätte machen können.
Ich glaube tatsächlich selbst kleinste Betonungen auf den Worten machen da für mich einen Unterschied und vermitteln, dass ich jetzt zurückkommen muss in die Ferne. Ein „Mondkind ich habe nochmal Deinen Schreibtisch geputzt“ von der Kollegin kann das Zünglein an der Waage sein. Auch ein von der Oberärztin betontes: „Das wäre jetzt ein große Ausnahme, Sie da zu behalten“, ist für mich eine Betonung, die für mich eine Entscheidung gegen eine Weiterbehandlung ausgemacht hat. Ich möchte eben nicht die Sonderrolle spielen, Umstände machen. Das füttert dann wieder Kritiker und Forderer.
Ich hätte das Gefühl haben müssen meine Sichtweise darlegen zu dürfen, ohne dafür sehr verurteilt zu werden. Und dann… - hätte natürlich ich den Mut haben müssen die Dinge mal so zu sagen, wie ich sie schreiben würde. Aber… - das hat ja noch nie funktioniert. Und manchmal… - fällt einem das ziemlich auf die Füße.

„Im spannenden Moment ist das immer so, dass ich da so eine Klemme im Kopf habe“, lege ich nochmal los. „Selbst wenn ich das vorher hundert Mal geübt habe – und glauben Sie mal nicht, wie oft ich dieses Zimmer im Rahmen der Trockenübung auf und ab gelatscht bin und mir meinen Text zurecht gelegt habe, damit ich ihn im spannenden Moment tatsächlich mal sage – und es nie geschafft habe…“
„Das glaube ich Ihnen…“, sagt Herr Therapeut. Wie lieb. Hilft uns aber auch nicht. 

Warten auf Herrn Therapeuten. Zum letzten Mal offiziell dahin gehören. Und... - Zipfel der lila Bluse...

Und dann richtet er nochmal kurz eine Ansprache an die inneren Kids. Erklärt ihnen, dass sie wissen wo er sei und dass seine Hand ausgesteckt sei. Und, dass die erwachsene Mondkind das ja schon ein Mal geschafft habe, die Kinder durch das halbe Land in die Klinik zu tragen.
Wir wissen alle, dass ich das nicht nochmal bringen kann, wenn ich mir nicht den Traum vom Ort in der Ferne selbst zu zerstören. Obwohl Herr Therapeut anmerkte, dass der ja auch von außen zerstört worden sein kann.

„Was ist das für ein Plan?“, frage ich in die wieder entstandene Stille hinein. "Freitag in den Ort in der Ferne zu fahren und Montag wieder zu arbeiten. Und irgendwie weiß ich nicht, wovor ich mehr Angst habe - dass das funktioniert, oder dass das nicht funktioniert.
Und irgendwie glaube ich immer, dass die Menschen mir viel mehr Kompetenzen zutrauen, als ich eigentlich habe. Von denen man meint, dass sie zu Entscheidungen führen, die meine eigenen sind, aber die eigentlich nur Kritiker- und Forderergesteuert sind – und damit kompletter Bullshit,was man schon vorher weiß und es trotzdem nicht anders machen kann. Eigentlich bin ich noch lang nicht so weit, wie man mich hier sieht.“
Ich fühle mich gerade wie damals im Mai. Als wir hier saßen und ich mir dachte: „Mondkind das kann doch jetzt nicht Dein Ernst sein, dass Du zurück in die Ferne fährst und das auch noch allen Menschen und Dir selbst als eine gute Idee verkaufst.“

Herr Therapeut stellt nochmal klar, dass er seine Grenzen ausgereizt habe. Er sagt, er hätte nicht sagen können. „Frau Mondkind, jetzt kümmern Sie sie verdammt nochmal um Ihre inneren Kinder. Weil die es verdient haben. Und weil Sie das verdient haben…“
Hätte er schon. Warum soll man nicht mal genauso für die Kinder kämpfen, wie sonst die Erwachsenen Anteile um sich selbst kämpfen. Die sind doch noch viel schlimmer.

Am Ende drehen wir uns um uns selbst.
„Heißt das, ich sehe Sie bald wieder?“
„Nein…“
„Heißt das, ich sehe Sie nochmal wieder…?“
„Wird man es sehen…“

Und nach einer kleinen Pause, legt er nochmal los.
„Sehen wir uns nochmal wieder…?“
„Naja morgen dann vielleicht… - richtig geschickte Antwort, oder?“
„Was auch zeigt, dass Sie genau wissen, worauf ich hinaus möchte…“, entgegnet Herr Therapeut.
„Wir haben doch Montag darüber gesprochen. Ich muss es doch nicht nochmal wiederholen, oder? Eigentlich habe ich keine Ahnung…“, erwidere ich. Richtig schwerer Satz. Der Letzte. Und deutlich genug. Oder nicht?
Und nach einer Pause.
„Wir reden schon ziemlich aneinander vorbei, oder…?“, frage ich.
„Das tun wir aber ziemlich bewusst, oder?“
„Ich weiß, dass Sie gerade eine Antwort hören wollen, die ich Ihnen nicht geben kann…“
Wir einigen uns erstmal darauf, dass er mich ruhigen Gewissens bis morgen gehen lassen kann. „Noch kann ja nichts passieren….“

Ich habe einfach keine Kraft mehr. Ich habe es doch am Montag ein Mal deutlich gesagt. Warum reicht das nicht? Warum muss ich da immer und immer wieder von vorne anfangen und mir wie der letzte Idiot auf diesem Planeten vorkommen, der die Therapie nicht so für sich nutzen kann, dass er zumindest mal nicht suizidal aus der Klinik raus geht…?

Irgendwie erinnert es mich tatsächlich sehr an die Situation vom Mai. Wir beide – der Herr Therapeut und ich – stehen über einer brusthohen Mauer. Strecken die Arme darüber, strecken auch noch alle Finger nacheinander aus. Und trotzdem fehlen da ein paar Zentimeter. Trotz aller Zugeständnisse, die wir dem anderen machen können, reicht es am Ende nicht aus.
Und fast… - aber nur fast, hätten diese Wortspiele einen gewissen Charme. Wenn es nicht um so viel gehen würde. Wenn es nicht ums Überleben gehen würde. Und dann – in diesen Momenten verstehe ich den verstorbenen, besten Freund. Man hat so viel zu sagen, man würde so gern quasi nach Hilfe schreien – aber im entscheidenden Moment ist da die Klemme im Kopf. Und dann… - dann sagt man einfach… - nichts.

Irgendwie glaube ich erst morgen, wenn ich mit meinem Koffer die Klinik verlasse, dass es wirklich vorbei ist. Erst dann. Aber dann… - ist es so richtig vorbei. Das wissen wir auch. Und neben dem Kampf und der Hoffnung um das eigene Überleben, ist die Katastrophe genau morgen zwei Monate her. Na das wird ein Tag.

Mondkind

Kommentare

  1. Wie geht es euch, euch andern Lesern des Blogs von der lieben Mondkind? Mich persönlich macht es teilweise fast wahnsinnig. Manchmal halte ich kaum aus, was ich lese. Am liebsten würde ich schreien: „Jetzt mach endlich deinen Mund auf und zeig deine Not!“ Am liebsten würde ich diese Klinik ausfindig machen und diesen Herrn Therapeuten kontaktieren. Oft denke ich mir, dass das doch nicht sein kann und dass da etwas gewaltig schief läuft. Es gibt so gute Therapeutinnen und sie hätte eine davon verdient. Wieso geht es nun wieder zurück in die Hölle und zu diesem - sorry - A... von Oberarzt? Denen geht es nicht um die Mondkind, sondern nur um die Arbeit, die jemand machen soll. Alles andere ist Illusion. Dieser frustrierte Haufen dort unten in der Ferne. Warum verkauft Mondkind ihre kostbare Seele?

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    1. Mir geht es ganz genauso. Manchmal frage ich mich, ob es sinnhaft wäre, dem Therapeuten einfach die aufgeschriebene URL des Blogs in die Hand zu drücken - hier wird alles in sehr konkreten Zeilen deutlich, was du, Mondkind, benötigst - seit Monaten, wenn nicht seit Jahren. Aber auch im Gespräch mit den Therapeut*innen frage ich mich, warum
      man sich so scheut, dir buchstäblich die Pistole auf die Brust zu setzen, wenn man zumindest ahnt, worum es geht?
      Bezüglich der beruflichen Situation würde ich dich so gerne ein wenig unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückholen - du hast eine deutsche Approbation und für deinen Weiterbildungsstand bereits eine breite neurologische Erfahrung auf dem Buckel. Eine Stelle in einer anderen Neuro würdest du umgehend, deutschlandweit, finden - auch wenn du dich erst einmal um deine Seele kümmerst und den Job weiter in den Herbst schiebst. Ich verstehe, dass die Gedankenspirale aufgrund deiner Geschichte in dieser Hinsicht sehr bereitwillig katastrophisiert - aber diese Horrorszenarien vom Ende unter der Brücke, wenn du den Ort in der Ferne beruflich hinter dir lässt, sind nicht realistisch.

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    2. Mir geht es auch sehr so! Ich mache mir wirklich Sorgen und würde Mondkind gerne in den Arm nehmen... Es kann doch nicht wahr sein, dass ausgebildetes Fachpersonal hier überfordert ist, oder!?!? Was soll denn das für eine "Hilfe" sein, wenn erst in der allerletzten Stunde so ein Gespräch zustande kommt?! Ich bin wirklich dankbar, dass ihr euch gemeldet habt...

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    3. Hey,
      Naja den Herrn Therapeuten kann man dafür nicht verantwortlich machen. Wäre er nicht gewesen und hätte mich in diesen Tagen nach der Katastrophe gelotst, wäre ich nicht mal mehr hier angekommen. Er hat sich schon sehr für mich eingesetzt, weit über das Mass seines Jobs hinaus. Im weitesten Sinn hätte ich wirklich mehr reden müssen. Und die Behandler hätten vielleicht ein bisschen mehr die Ohren spitzen können. Damit ich die schwierigen Dinge wenigstens nur ein Mal sagen muss...

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    4. Danke erstmal für Eure Eure Rückmeldungen, die anderen beiden habe ich jetzt erst gesehen. Wie es mit mir und der Neuro weiter geht, ist gerade noch nicht ganz klar. In den letzten Tagen Klinik ist da mal ein alternatives Konzept entstanden, aber das ist gerade noch viel zu unausgereift. Und ob ich dem wirklich nachkommen werde, wenn ich ein Mal wieder emotional da fest hänge, was ja,ab Montag der Fall ist...? Aber mit etwas Abstand habe ich da zumindest mal einen anderen Gedanken als die Ferne zugelassen. Ich hätte da nur mehr Zeit gebraucht.

      Warum die mir nicht ein Mal die Pistole auf die Brust setzen, verstehe ich tatsächlich auch nicht. Klar geht das nicht als Lebenskonzept und besonders glorreich ist es auch nicht, aber das Einzige was mir jetzt helfen könnte, wäre die Verantwortung abgegeben zu dürfen, sodass Kritiker und Forderer mich nicht dafür fertig machen können die Entlassung vergeigt zu haben und wieder den Erwartungen entsprechend im Job zu sein. Da heißt es immer, die können das nicht machen, was wie gesagt - grundsätzlich sicher richtig ist - aber in der Akutsituation vielleicht doch zu kurz gedacht ist..

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  2. Danke, dass ihr euch gemeldet habt! Ich bin froh um diesen Austausch. Es geht nicht darum, Mondkind, Herrn Therapeuten für etwas verantwortlich zu machen, sondern darum, dass er, und all die andern, endlich deine Not sieht. Ich würde ihm so gern diesen Blog zeigen. Hier steht all das, was gut und wichtig wäre, verbal zu äussern. Manchmal habe ich den Eindruck, dass du gar nichts ändern möchtest. So vieles habe ich auch schon geschrieben an Unterstützendem, aber es scheint nicht bei dir anzukommen. Du machst einfach weiter wie gehabt. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass du den Ort in der Ferne verlassen solltest, dass du dich um deine Heilung kümmern und dann eine Stelle an einem neuen Ort suchen solltest. Es gibt doch sicher Stellen, an denen nicht diese Hölle los ist und wo es ruhiger zu und her geht!!?? Und es ist nicht per se falsch, sich an eine Therapeutin zu binden. Diese kann für eine lange Zeit diese potentielle Bezugsperson sein. Was du aus meiner Sicht brauchst ist ein Nachnähren. Ich hatte dir dazu ja auch schon die Methode Lifespan Integration empfohlen. Eine sehr sanfte Methode für Menschen mit solch schwierigen Geschichten, Traumata und Bindungsverletzungen.

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    1. Ich glaube schon, dass sie etwas ändern möchte. Vielleicht fehlt ihr aber die Kraft dazu es (wirklich) zu tun. Deshalb wünsche ich dir, Mondkind, sehr, dass du dir nötige Unterstützung dabei holen kannst. Wenn nicht in der/dieser Klinik, dann wo anders.

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    2. Ich denke tatsächlich auch, dass ich gern etwas ändern möchte. Es gibt ja wirklich Ansätze und Ideen, es scheitert nur oft an der Umsetzung da - wie ich mit dem Therapeuten heraus gefunden habe - mir wirklich die Kraft fehlt. (Es gibt da so eine Löffeltherorie; recherchiert das mal; das erklärt das sehr einfach, ist aber nicht ganz verkehrt).

      Ja, wenn Herr Therapeut den Blog lesen würde, wäre er wohl informiert. Ob mir das weiter geholfen hätte... - wer weiß es... ?

      Wenn es mit den Kollegen irgendwie klappen sollte in Zukunft (keine Ahnung, wie das jetzt so wird, wenn ich zurück komme und halt einfach diesen Stempel haben werde), glaube ich nicht, dass es des Rätsels Lösung ist, den Ort zu verlassen. Ich habe mir da ja schon über die Jahre, die ich immer wieder dort war, eine Stellung erarbeitet und auch die Kollegen kennen gelernt. An anderen Häusern ist das Arbeiten auch nicht anders. Von wie vielen Kollegen und ehemaligen Kommilitonen habe ich das schon mitbekommen, dass sie das Haus gewechselt haben, in der Hoffnung dass alles besser wird und am Ende waren sie vollkommen desillusioniert, weil die Mühe am Ende nicht zur erhofften Verbesserung geführt hat. Das ist das System, nicht die einzelnen Häuser - wobei das sicher in gewissen Grenzen auch schwankt zwischen den Häusern.
      Ich muss jetzt einfach schauen, wie man mich da wieder aufnimmt. Wenn es zwischenmenschlich nicht mehr tragbar ist, würde ich höchstens deshalb das Haus wechseln...

      Ich habe langsam so meine Schwierigkeiten, mich an professionelle Helfer zu binden, ehrlich gesagt. Das ist jetzt schon ein paar Mal schief gegangen. Letzten Endes können die immer sagen, dass das so nicht mehr weiter geht und sich auf den professionellen Rahmen berufen. Das kann sehr, sehr weh tun.

      Mit dem Lifespan Integration schaue ich noch mal nach - da kann ich mich so ehrlich gesagt nicht mehr dran erinnern; Danke Dir.

      Liebe Grüße
      Mondkind

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  3. Du musst da auch nicht hin zurück, auch wenn du entlassen wirst. Du kannst dich krankschreiben lassen (das ist legitim, da du krank bist) und nach einer Alternative suchen. Deine Hausärztin hilft dir sicherlich bei der Suche nach einer Alternative und dem nächsten Schritt!

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    1. Danke Dir...

      Na was kann man jetzt schon machen. Ich hätte einfach in der Klinik bleiben müssen, aber eben nicht auf der geschützten Station. Mit Krankschreibung zu Hause sitzen macht es alles noch viel schlimmer.

      Dass ich krank bin, sehen die Kollegen halt so gar nicht. Und auch wenn mich das eigentlich nicht interessieren muss - wenn es mich am Ende den Job kostet, sollte es mich dann doch interessieren...

      Ich weiß es gerade wirklich nicht. Wohin dieser Weg führt, auf dem ich gerade bin. Irgendwie habe ich es im Gefühl, dass der Weg zur Normalität noch lang wird.

      Mondkind

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  4. Tut mir leid, ich muss hier widersprechen. Ich habe überhaupt nicht den Eindruck, dass Mondkind nichts ändern möchte! Ich empfinde es eher so, dass zwischenzeitlich immer wieder die Resignation durchbricht, die den Wunsch nach Veränderung eben komplett lähmt! In einem Therapiegespräch von sich aus, von Gesicht zu Gesicht anzusprechen, dass man sehr dunkle Gedanken hat erfordert verdammt viel Mut. Ich brauche auch manchmal meine 3 h, um mit der Sprache über ein Problem rausrücken zu können und dabei ging es nicht mal um Suizidalität! Selbst bei großem Vertrauen kostete mich das so eine riesen Überwindung! Da ist so eine Therapiestunde einfach knapp bemessen, und wenn der Therapeut scheinbar die falschen Fragen stellt, ist die Stunde halt um... Natürlich kann es nur besser werden, wenn man das anspricht, aber ich kann mich da auf jeden Fall hineinversetzen, dass es ein paar Therapiestunden dauern kann, bis man den Mut überhaupt aufgebracht hat... Deshalb ist mMn auch regelmäßige (das Wort würde ich gerne unterstreichen) Gesprächstherapie so unfassbar wichtig, damit der Mut und das Vertrauen für die Kernthemen überhaupt entstehen kann!

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    1. Ich stimme dir zu!

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    2. Danke Dir für den Kommentar und das Verständnis.
      Es ist wirklich sehr, sehr schwierig das anzusprechen. Man muss eben immer damit rechnen, dass die sofort alle Reißleinen ziehen, auch wenn sie - wie auch in der Klinik - immer wieder betont haben, dass sie das nicht zwingend sofort tun und solche Verlegungen, wie ich sie erlebt habe, verhindern wollen.
      Am Ende hätte ich es mir viel einfacher gemacht, hätte ich nicht noch versucht im Endeffekt mich selbst zu retten - siehe auch Reflektion im letzten Blogpost über die Psychiatrie. Das hat mich nicht nur viel Kraft und viele Nerven gekostet und eigentlich bräuchte ich mindestens noch eine halbe Woche Erholung davon, sondern auch ein fehlendes Rezept und eine fehlende Dienstbefreiung.

      Ich finde tatsächlich, da müssen auch mal Therapeuten und Ärzte konkret nachfragen. Wenn mich der Stationsarzt fragt: "Wie sieht es aus mit Suizidgedanken?", dann ist das eine konkrete Frage, auf die man konkret antworten kann. Aber dieses Umeinander drehen, diese Wortspiele, die auch immer ein Stück weit Auslegungssache sind und bei denen man dann doch dokumentieren kann "Glaubhafte Distanzierung von Suizidalität", obwohl ich das Gegenteil gesagt habe, das hilft da nicht. Ich hätte mich nie im Leben getraut zu sagen: "Können wir jetzt hier mal Klartext reden - ich weiß gerade nicht, ob ich das überlebe..." Aber wenn das Gegenüber es anspricht, wird es immer leichter. Finde ich jedenfalls. Da bin ich nicht diejenige, die wieder mit diesem leidlichen Thema um die Ecke kommt und alle nervt.

      Mondkind

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