Neues aus dem Labor
Mit meiner Doktorarbeit in der
Anatomie geht es nach monatelangem Stillstand endlich weiter. Naja… - ich
verspreche mir davon noch nicht so viel. Letzte Woche haben wir den Versuch,
der schon unzählige Male nicht geklappt hat, noch einmal mit verbesserten Bedingungen
wiederholt.
Hätte die Uni mir gleich das
richtige Arbeitsmaterial zur Verfügung gestellt, hätte ich mir also zwei Jahre
Arbeit sparen können. Die Versuche werden wohl hauptsächlich deshalb nicht
funktioniert haben, weil meine Proben schon jahrelang im Formalin gelegen haben
und die Epitope (=Bindungsstellen für unsere Antikörper) kaputt gemacht haben.
Dadurch ließ sich der Antikörper auch nicht mit einem Zweitantikörper, der noch
ein bisschen Farbe im Gepäck hat, sichtbar machen und wir haben auf den Proben
nie etwas gesehen.
Die neuen Proben sind frischer.
Während mein Doktorvater mir
letzte Woche mitgeteilt hat, dass die Ergebnisse sehr vielversprechend sind,
hat der MTA heute eingeräumt, dass lediglich in einer von den vier Proben mehr
als üblich (also mehr als nichts – das war nämlich monatelang das Ergebnis
meiner Färbungen) zu sehen ist.
Man darf gespannt sein – ich sehe
den weiteren Bemühungen aber nicht so zuversichtlich entgegen.
Die Proben zu schneiden erfordert
aber eine Menge Objektträger, weshalb ich in den letzten Tagen zusätzlich ein
paar Stunden Stunden im Labor gesessen habe und nur Objektträger beschriftet
habe.
Insgesamt brauchen wir 800 Stück.
400 sind heute fertig geworden.
Allerdings frage ich mich ein
bisschen, wer sich die 800 Proben anschauen soll. Also… wer das tun soll ist
klar – ich natürlich. Die Frage ist nur wann.
Denn was ich nicht machen werde,
ist fürs Examen lernen und gleichzeitig an der Doktorarbeit werkeln. Es ist
trotz all meiner Bemühungen immer so viel Zeit ins Land gegangen, bis die
Verantwortlichen ihr „okay“ gegeben haben und ich los arbeiten konnte, da müssen
sie dann halt mal warten – obwohl das natürlich auch auf mich zurück fällt.
Wenn ich mit der Uni fertig bin, ziehe ich, wenn alles gut läuft, 400 Kilometer
von hier weg.
Sowohl Examen als auch
Doktorarbeit sind große Projekte und ich kann nicht von 8 – 17 Uhr meinen
Lernplan verfolgen und anschließend noch bis 22 Uhr ins Labor fahren. Klar –
das passt schon in den Tag, aber dann werde ich nicht mal nach der Hälfte der
Zeit so fertig sein, dass ich wieder in der Psychiatrie bin und das muss echt
nicht sein.
Vielleicht würden das einige
Menschen gut schaffen. Aber ich eben nicht.
(Kleine Anekdote:
Man könnte ja auf den Gedanken
kommen, dass es super ätzend ist, 400 Objektträger zu beschriften…
Ich war letztens bei meiner
Therapeutin und wir haben darüber sinniert, was ich tun kann, wenn es mir
plötzlich schlecht geht, in Form der üblichen „Attacken“. Lernen ist dann
natürlich nicht mehr drin und Lernzettel schreiben ist auch keine gute Idee,
denn manchmal werden das nicht mal sinnvolle Sätze.
Musikhören und Spazieren gehen
lenkt allerdings zu wenig ab, aber auf die Noten des Keyboards kann ich mich
auch nicht mehr konzentrieren.
Ich habe mich in dem Moment
gefragt, ob ich das jetzt echt raus hauen kann, entschied mich dann aber für
„Ja“. Objektträger schreiben ist nämlich der perfekte Skill. Das ist
intellektuell nicht sonderlich anstrengend, aber man muss sich trotzdem
konzentrieren, die laufenden Ebenen und Schnitte mitzuzählen, damit man sich
bei der Nummer nicht vertut und damit ist das Hirn, wenn ich schnell arbeite,
ausreichend beschäftigt.
Sie dann so: „Dann gehen Sie ins
Labor und fragen Sie, ob Sie ab jetzt alle Objektträger beschriften dürfen.“ ;) )
Alles Liebe
Mondkind
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