Umzug und Entlassungsplanung
Hallo Ihr Lieben,
ich muss sagen – ein wenig beeindruckt bin ich schon.
Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich in meinem
Zimmer an meinem Schreibtisch mit einer Tasse Kaffee neben mir.
Der Umzug war am Ende super geplant und dann doch irgendwie
ein wenig chaotisch – aber ich glaube, das ist normal. Ich hatte versucht, über
das Wochenende eine Nacht zur Übung hier bleiben zu dürfen. Da es mir am
Freitag aber überhaupt gar nicht gut ging und unser Stationsarzt mich völlig
erledigt in meinem Zimmer aufgesammelt hat (das war natürlich nicht so geplant –
hätte ich in dem Zustand mit ihm reden wollen, wäre ich zu seinem Büro
gedackelt), wurde die Übernachtung dann erst mal gestrichen.
Schon Freitagabend hatten wir einen Großteil der Sachen aus
der Klinik in meine neue WG gebracht. Schon ganz früh am Samstag bin ich mit
einem ehemaligen Mitpatienten nochmal los zu meinem alten Wohnort gefahren und
habe dort meine Sachen geholt.
Danach haben wir das Zimmer fertig gemacht und mit
Streichen, zum Baumarkt (ich brauchte ja unbedingt eine Palme… ;) ) und zum
Supermarkt fahren, ist es halb vier geworden, ehe ich die ersten Kisten
ausgeräumt habe. Das habe ich dann schnellstmöglich erledigt und kurz nach
sieben Uhr waren wir fertig und ich wieder auf dem Weg in die Klinik, in der
ich spätestens 8 Uhr sein musste.
![]() |
Herzstück meines Zimmers. Hab lange überlegt, ob ich mir das Wort echt an die Wand hänge, weil es für mich so schwer ist, aber ich hoffe, dass das für mich ganz schnell ein "zu Hause" wird. |
![]() |
Fehlt noch das Bettzeug - das habe ich vergessen... ;) |
![]() |
Es ist irgendwie eher Flieder geworden... aber trotzdem total okay |
Ich glaube, ich war Samstagnacht zum ersten Mal wütend auf die ganze Situation. Das Zimmer ist so hübsch geworden – genauso, wie ich mir das vorgestellt hatte und es war gut, nicht auf den Rat des Psychologen zu hören und das Renovieren aufzuschieben. Ich habe zum ersten Mal das Gefühl in einem Zimmer zu leben, das nach mir aussieht.
Mir ist aufgefallen mit der Krankheit geht halt auch ganz
viel Lebensqualität verloren. Ich stand Samstagabend in meinem Zimmer und
dachte mir: Wie cool wäre es, einfach hier bleiben zu können…
Die Klinik ist zwar sicher, aber nicht der coolste Ort zum
Leben. Der ist da draußen. Der ist in dem Zimmer, in dem ich das Wort „Home“
schwarz auf weiß auf der Wand verewigt habe. In dem Zimmer, das eine lila Wand
hat und ein Arsenal von Sternen über meinem Bett. In dem jetzt mein Keyboard,
das noch auf Umzugskisten steht, auf mich wartet. In dem Zimmer, das eine
wahnsinnig breite Fensterbank hat, auf die man sich im Sommer ans Fenster zum
Lernen setzen kann.
Der Ergotherapeut meint, dass mir langsam klar wird, wie
viel ich auch verpasst habe und das natürlich irgendwie weh tut. Mir ist
letztens klar geworden, dass die Sommersonnenwende schon längst vorüber ist,
der Sommer schon halb vorbei und ich quasi bis auf den Herbst alles
Jahreszeiten in der Klinik mitbekommen habe. Und ja, es ist sicher. Aber kein
zu Hause.
Einerseits brenne ich darauf hier loszulegen, andererseits
haben sich die destruktiven Gedanken in mein Hirn eingegraben und ich kann es
einfach nicht garantieren, dass da nichts passiert, wenn mein Kopf am Rad
dreht, was er so ungefähr einmal am Tag macht. Dann ist normales Denken eben
ausgeschalten. Und das nervt mich unglaublich, dass ich das in 10 Wochen Klinik
nicht hinbekommen habe.
Ich fahre gleich los in die Uni, dann nochmal in die Klinik
und dann rede ich nochmal mit einem Arzt über das Thema Entlassung.
Im Prinzip gibt es da zwei Fragen zu beantworten.
1 Möchte ich weiter zur Uni gehen?
Diese Frage bekommt ein ganz klaren Ja.
Auch wenn es schwer ist, aber nochmal unterbrechen in einem Semester möchte ich
nicht. Und im Prinzip kann ich nur in die Uni gehen, wenn die mich entlassen, sonst ist Uni wieder gestrichen.
2 Kann ich garantieren, mich auch in meinen Krisen
nicht umzubringen?
Die Gedanken bekommt jetzt keiner innerhalb
von wenigen Tagen aus meinem Kopf. Aber ich muss sie unter Kontrolle haben. Und
wenn ich ganz ehrlich bin, bekommt diese Frage nur ein halbes Ja
Wenn man das jetzt pragmatisch zusammen rechnet ergeben sich
also 1,5 von 2 Ja. Was dann für Entlassung spricht.
Ich weiß nicht, was da heute bei raus kommt. Abwarten…
Alles Liebe
Mondkind
Kommentare
Kommentar veröffentlichen