Die neun goldenen Fragen zum "nein"

Ich habe mich heute nochmal ein wenig mit den Unterlagen beschäftigt, die mir meine Therapeutin letztens mitgegeben hat.
Ich soll „nein“ sagen lernen und bis dahin sind ein paar Schritte durchzugehen, stelle ich fest.
Die Arbeitsblätter stellen „nein sagen“ beinahe als mathematische Herausforderung auf und mir ist völlig unklar, wie man auf die Art entweder spontan „ja“ oder auch „nein“ sagen soll, denn bis dahin gilt es offensichtlich ein ganzes Programm mit abschließender Rechnung im Kopf durchzuspulen.
Zunächst einmal sind folgende Fragen zu beantworten:


  1. Ist die Bitte des anderen klar und deutlich formuliert?
  2. Kann ich der Person geben, was sie will?
  3. Kann ich es mir leisten, nein zu sagen?
  4. Ist es ein schlechter Zeitpunkt, nein zu sagen?
  5. Verstößt die Ablehnung gegen die Rechte des anderen?
  6. Bin ich dafür zuständig?
  7. Ist die Bitte der Person unserer Beziehung angemessen?
  8. Steht ein Nein im Konflikt mit langfristigen Zielen?
  9. Was sagt die Intuition?

Hat man dann tatsächlich in Windeseile auf alles eine Antwort gefunden, gilt es noch anhand der Antworten auszurechnen, wie bestimmt ich „nein“ sagen sollte.

  • Eine Frage mit Nein beantwortet: Zögern ausdrücken, Ja sagen
  • Zwei Fragen mit Nein beantwortet: Ablehnung ausdrücken, aber Ja sagen (Na was denn nun …?)
  • Drei Fragen mit Nein beantwortet: Ablehnung ausdrücken
  • Vier Fragen mit Nein beantwortet: Bestimmt ablehnen, aber nochmals prüfen (Also eigentlich nein, aber Halt: Ich überleg noch mal grad... )
  • Fünf Fragen mit Nein beantwortet: Bestimmt ablehnen, keinesfalls nachgeben


Und all das innerhalb von wenigen Sekunden, wenn mir ein Mensch gegenüber steht und etwas möchte??? Oder soll ich dann sagen: „Ähm... warte, ich muss erst mal in mein Kämmerchen gehen und rechnen...“
Das ist doch irgendwie nicht so recht alltagstauglich.

Ich jedenfalls beschränke mich meistens auf die letzte Frage – und irgendwie möchte ich beinahe behaupten, dass das die meisten Menschen machen.
Aber vielleicht ist genau das der Fehler.


Alles Liebe
Mondkind

P.S.
Dieser Text ist heute zur Abwechslung im Bus entstanden (weil die Bahn einfach mal ausgefallen ist... - schon das zweite Mal diese Woche - und ich deswegen einmal quer durch die Stadt zum Bus rasen musste, um überhaupt noch irgendwie anzukommen, ohne dabei zu viel Zeit zu verlieren).
Auf dem Rückweg hätte ich vielleicht lieber die Bahn genommen, denn da ist dann der Bus ausgefallen. 
(Hach ja... die Meeris sind heute mit der falschen Pfote aufgestanden und ich wohl mit dem falschen Fuß...) 
Und warum um alles in der Welt heizen die die Busse immer so auf, dass man sich vorkommt wie in der Sauna??? Ich habe regelmäßig das Gefühl, dass mir die Schädeldecke weg fliegt...

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