Lebenszeichen



Es war ruhig in den letzten Tagen hier.

Primär, weil ich einfach zu müde war. Zwar hatte ich es oft auf meinem Plan stehen noch etwas für den Blog zu schreiben und es hätte mir auch sicher gut getan, das ganze Konglomerat von Gedanken nicht länger vor mir her zu schieben, aber es ging nicht.

Nachdem ich monatelang viel zu wenig geschlafen habe, schlafe ich jetzt viel zu viel und bin danach immer noch nicht wach.



Die Rückkehr aus meiner Geburtsstadt hatte einen Ortwechsel zur Folge.

Da ich ein Praktikum auf der Pädiatrie in einem Krankenhaus mache, das von meinem Wohnort zu weit weg ist, bin ich vorrüber gehend wieder zu Hause eingezogen.

Dass das nicht einfach wird, war mir klar.

Dass es so dermaßen schwierig wird, allerdings auch nicht.
Über die Pädiatrie lasse ich mich auch noch aus - allerdings nicht jetzt... 



Wir haben mittlerweile komplett verschiedene Anforderungen an Sauberkeit entwickelt. Ich räume auch nicht jedes Staubkrümelchen sofort vom Boden weg, aber halbwegs ordentlich sollte es schon sein. Ich kann also erst mal hier wieder anfangen zu putzen.

Mit der Waschmaschine gab es schon früher das Problem, dass sie Mama aus mir unerfindlichen Gründen so heilig ist, dass sie da keinen dran lässt. Dann soll sie aber auch waschen – im Moment quillt der Wäschekorb über und es passiert einfach nichts.



Meine Schwester hat Anorexie. Ich glaube mittlerweile das Problem einigermaßen im Griff zu haben. Ich habe nicht zuletzt die Psychopharmaka im Verdacht, die mich zurück auf ein Normalgewicht gebracht haben, aber ich kann es akzeptieren. Und bis zu einem gewissen Grad auch essen, ohne mir allzu viele Gedanken zu machen.

Nur wenn da jemand neben mir sitzt, der missmutig in seinem Teller herum stochert und jedes Salatblatt abzählt, dann fällt es mir unendlich schwer.



Pendeln zwischen den Welten auf der Suche nach einem zu Hause.

Das ist es, was es so schwierig macht.



Ich vermisse meinen Wohnort  schon ziemlich, aber es ist einfach… nicht emotional, aber sonst irgendwie anstrengender. Ich glaube, das ist mir dort gar nicht so bewusst, aber täglich das Zugehörigkeitsproblem lösen zu müssen, zu überlegen, wann der beste Zeitpunkt ist, um in die Küche zu gehen, ins Bad vor allen anderen zu gehen, damit es kein Gerangel gibt und all solche Kleinigkeiten, über die ich mich als „Gast“ wenig aufregen kann, sind schon anstrengend.

Ich fühle mich da halt viel angenommener und akzeptierter, muss mir aber eben klar machen, dass es nicht meine Familie ist und ich nicht erwarten kann, voll miteinbezogen zu werden, was halt manchmal echt weh tut.



Gestern im PSZ…:

Wir sitzen eine Weile da und schweigen. Sie muss jetzt auch gar nichts dazu sagen, ich weiß, dass sie das als Rückschritt empfindet und vielleicht ist es auch einer.

„Wissen Sie“, sage ich nach einer Weile, „Ich hatte da mal eine Famulatur und da gab es einen Arzt, der hatte einen Satz in seinem Standardrepertoire, den er zu beinahe jedem mal gesagt hat. „Die Dinge sind ja auch immer veränderbar.“

Ich habe nur irgendwie das Gefühl, dass da bei mir gerade nichts mehr änderbar ist. Ich meine, wenn ich an der einen Ecke anfange, hakt es an der nächsten, außerdem hilft kaum irgendetwas. Die Leute geben sich echt Mühe, aber es geht mir kaum länger am Stück besser.“

(Ich führe jetzt nicht aus, dass ich es allmählich auch sinnlos finde im PSZ herum zu sitzen. Zwar hilft es für den Moment und ich habe da immer das Gefühl, dass es einer der wenigen Augenblicke ist, in denen nichts passieren kann, auch wenn wir über Themen reden die total sensibel sind, weil sie mich immer super auffängt, aber letzten Endes tut sich eben auch wenig. Aber ich weiß halt nicht mehr, wo ich mich noch hin bewegen soll und wie ich das verbessern soll.

Noch mal umziehen, sagen viele, aber ich befürchte irgendwo allein in der Studienstadt wird es nicht viel besser. Freisemester sagen die Menschen, aber was soll ich mit 8 Monaten Zeit in denen sich täglich meine Gedanken im Kreise drehen können? Dann muss da eine vernünftige Planung in puncto Klinik oder sonst irgendetwas her, aber die gibt es auch nicht).

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