Wenn sich Fußspuren trennen...
Eigentlich sollte ich schon längst im Bett sein.
Eigentlich… - weil ich da noch nicht bin.
Anlass ist eine whats – App – Konversation. Vielleicht
sollte man auf so etwas zu fortgeschrittener Abendstunde auch verzichten.
„Ich rate Dir vor allem Dir Gedanken über Deine
Wohnsituation zu machen… bleibst Du dort, steige ich erst mal eine zeitlang
aus. Es liegt ausschließlich an Dir.“
Soll also heißen: Bleibe ich noch eine Weile bei meiner Mama
und komme nicht zurück an meinen Wohnort, bin ich mal wieder eine Person los.
Vielleicht die wichtigste Person in meinem Leben.
Die Welten werden sich niemals verbinden lassen. Eine Welt,
in der meine Mama, mein Papa und auch noch Freunde Platz haben, wird es nie
geben.
Ich werde mich immer entscheiden müssen.
Nur letzten Endes ist man eben immer alleine. Weil ich in
keiner Welt wirklich einen Platz habe. Weil ich nirgendwo dazu gehöre. Man kann
mit mir. Man kann aber genauso gut ohne mich. Es fehlt nichts, wenn ich weg
bin. Für die anderen dreht sich ihre Welt weiter.
Nur meine Welt, die gar keine eigene Welt ist, die sich
dreht, sondern aus vielen Teilen zusammen gesetzt ist, geht dann unter, ohne
dass jemand etwas merkt.
Wenn ich morgen das Krankenhaus verlasse, ist ein Praktikum
mal wieder Geschichte. Ein Ort, an dem ich Dankbarkeit erfahren habe. An dem es
hieß: „Danke fürs Briefe schreiben.“ „Danke für die Aufnahme – Du warst heute
Morgen echt wichtig, sonst hätten wir das nicht koordiniert bekommen.“
Ich war jeden Tag viel zu lange da, weil diese Leute echt Balsam für eine verirrte Seele waren.
Und dann gehe ich zurück zwischen all die Scherben und all
die Welten und wieder mit einer Person weniger.
Aber vielleicht ist es auch okay. Diesen Menschen, der da
gerade geht, war und ist mir so wichtig, dass ich quasi seitdem wir uns kennen
Angst habe sie zu verlieren. Ich war schon mehrere Male in der Situation nicht
zu wissen, ob sie mich noch ein Stück auf meinem Weg begleitet.
Es waren immer furchtbare Zeiten. Aber was willst Du machen?
Irgendwann hast Du genug getrauert um diesen Menschen, der dann noch da ist
(und wir werden uns auch ab und an noch sehen und ich weiß, dass ich mich total
freuen werde, wenn ich sie höre oder sehe, aber dass es mir dann eigentlich gar
nicht gut tut, weil es all den gewonnen Abstand innerhalb einer Sekunde
zerstört), aber irgendwie eben doch nicht mehr.Und dann gehst Du weiter. Und dann darfst Du Dich nicht ständig umdrehen.
Es ist blöd, dass es gerade jetzt passiert. Jetzt, wo ich
ohnehin kaum Halt habe, seit Tagen dem PSZ hinterher telefoniere, aber keinen
Termin bekomme (und ich mache eben ungern Umstände, weshalb jeder Anruf dort
eine echte Überwindung ist).
Aber ich werde meinen Mund halten. Es macht keinen Sinn
einem Menschen hinterher zu laufen, der gerade nicht mehr an meiner Seite
laufen will.
Ich werde nur einige Zeit brauchen um zu lernen, damit zu
leben.
Und jetzt hole ich mir ein wenig Musik, kuschel mich ins Bett und werde die Gedanken ein wenig kreisen lassen. Zurück in warme Sommertage, an denen wir gemeinsam im Gras saßen, mit ihrem Hund zwischen uns und keiner von uns ein Wort brauchte und für den Moment alles okay war.
Alles Liebe
Mondkind
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