Zwischen Schreibtisch, Küche und Schweinchen



Wenn mich jemand im Moment fragen würde, wie es mir geht – nun, ich glaube ich wüsste gar nicht genau, was ich antworten sollte.

Der Alltag ist zurück. Total zurück.

Jeden Tag ein Kapitel zusammen zu fassen, ist schon ein straffes Programm habe ich gemerkt – insbesondere, wenn ich das jetzt mit der Startzeit in der Früh alles ein wenig lockerer sehe und zwischendurch ja auch immer noch „Freizeitaktivitäten“ einbauen soll.
Wobei ich ehrlich gestehen muss, dass das für mich alles keinen Unterschied macht. Für mich sind die Tage nach wie vor ein Abarbeiten einen Stundenplans – egal, was darin steht. (Aber das soll sich ja irgendwann ändern habe ich gelernt… mit Geduld…)
Und im Moment steht offensichtlich so viel drin, dass ich nicht so viel Zeit zum Denken habe, viel für die Uni mache, was die „Produktivitäts – Seite“ in mir beruhigt und den Rest auch irgendwie hinbekomme.

Ich glaube, was immer mein Vorteil war und es auch immer noch ist, ist dass mich dieses „Du musst“ im Hinterkopf, nie so ganz in die Lethargie fallen lässt. Zwischendurch schon mal – ja, aber ich rappele mich dann auch immer wieder hoch.
Je schlechter es mir geht, desto mehr falle ich ins Arbeiten. Und je mehr ich arbeite, desto weniger muss ich mir Gedanken machen, einen Weg zu finden, mich selbst zu akzeptieren und überlegen, wie das hier langfristig weiter gehen soll. Wie ich einen Sinn im Leben finde, die Hoffnungslosigkeit und die Leere besiege und wie ich dahin komme, mal irgendwann ohne Ambulanz im Rücken zurecht zu kommen. Das geht ja schon im PJ los: Wenn ich da bis 17 Uhr in der Klinik bin, kann ich nicht mehr in die Ambulanz. Da lassen sich sicher ab und an Sonderregelungen finden, aber eben nicht mehr regelmäßig.

Das ist so, wie bei einer Mitpatientin in der Klinik. Je schlechter es ihr ging, desto mehr Witze hat sie erzählt. Da muss man erstmal dahinter kommen.
Ich habe halt das „Glück“ oder auch Pech – je nachdem, wie man es sieht, dass ich meinen Zustand in einer gesellschaftlich anerkannten Form kanalisiere. Und das deshalb oft falsch interpretiert wird.

Heute habe ich mich mal ein wenig in der Küche ausgetobt. Ich bin ja immer ein Freund der einfachen und schnellen Dinge.
Ich habe ein paar Scones gebacken. Das habe ich mittlerweile schon oft getan und von daher ist das in 20 Minuten erledigt – maximal. Scones sind immer so meine Geheimwaffe in Famulaturen gewesen. Am letzten Tag gibt man als Dank für die Betreuung immer einen Ausstand (auch dann, wenn die Betreuung miserabel war…) und ich hatte immer den Anspruch etwas zu wählen, das nicht ganz alltäglich ist. Und so kam es, dass ich eigentlich für jedes Praktikum am Ende Scones gebacken habe. Die wenigsten kannten es und die meisten fanden es nachdem sie probiert hatten, immer sehr lecker.
(Wer es nicht kennt: Scones sind ursprünglich ein englisches Teegebäck. Ich finde, man kann die Dinger aber auch gut zum Frühstück essen... ;) )

So sehen sie aus, wenn sie fertig sind...


Ansonsten nervt mich im Moment ein Medikamenten – Problem. Irgendwie sind die in der Ambulanz sich immer nicht einig, welche Dosierung sie verschreiben können und so bekomme ich jedes Mal das Medikament in einer anderen Dosierung von einer anderen Firma und muss dann halt – um auf die entsprechende Dosis zu kommen, die aber immer dieselbe ist – unterschiedlich viele Tabletten nehmen.
Und seit ich die Neuesten nehme, habe ich nachts so einen starken Juckreiz, dass ich das Gefühl habe, ich könnte mir die komplette Haut weg kratzen. Letzte Nacht war ich bis 3 Uhr wach und habe am Ende nasse, kalte Handtücher auf meinen Körper gelegt.
Keine Ahnung, ob man das so machen sollte, aber heute lasse ich das Medikament mal bewusst weg und schaue was passiert. Man kann ja auch immer Läuse und Flöhe gleichzeitig haben und Medikamente bieten nun mal auch eine Menge Projektionsfläche.
Die in der Ambulanz sind halt immer nicht so glücklich, wenn man irgendwo dazwischen geschoben werden möchte aufgrund eines Medikamenten – Problems, an dem man nicht akut gerade verstirbt. Zu Not muss es bis Ende des Monats ohne gehen…

Jetzt muss ich noch die Meeris ausmisten und dann werde ich mich schon mal in mein Bett verziehen und noch die Nase in ein Buch stecken – kein Fachbuch, das muss ich mal betonen!
Es ist kaum zu glauben, wie viel es doch irgendwo auslösen kann, wenn ich morgens den Auslauf aufbaue und mir die Schweinchen mit ihren Pfoten über meine nackten Füße laufen und ganz vorsichtig in meine Zehen beißen. Ja, ich weiß doch, dass sie Hunger haben!
Und wie sehr es mich doch erfüllen kann, wenn sie nach dem Ausmisten durch den Käfig popcornern. Cosmopolitan kann das besonders gut - manchmal schaut er danach aus wie ein Streumännchen und niest, weil er zu viel Staub eingeatmet hat...
Ich werde sie vermissen - das weiß ich schon jetzt...


Im Moment echte Streithähne...

Alles Liebe
Mondkind

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