Gedanken zur Therapie - Stunde


Was macht Mondkind, wenn sie keine Zeit hat, weil sie für die Prüfung morgen lernen muss???
Genau… erstmal einen Blogpost schreiben.
Die Therapiestunde von heute treibt sie um.

Wahnsinnig weiter gebracht hat sie das heute nicht. Die beiden haben viele Themen angeschnitten und keine Zeit gehabt darüber zu reden – sie war eben drei Wochen nicht da, das merkt man.

Das Staatsexamen ist Thema – das ist ja unter anderen das Lieblingsthema ihrer Therapeutin. „Prüfungszeit ist ja auch eine belastende Zeit…“ legt sie jedes Mal los und Mondkind könnte ihr jedes Mal dazwischen grätschen und sagen, dass es nicht die Prüfung ist, die sie so fertig macht.
Eher die Perspektive. Das was ist danach?
Aber Mondkind hat auch ein bisschen Angst das anzusprechen. Sie kann schlecht so offen zugeben, dass sich ihre Zeitrechnung zum Großteil an der Ambulanz orientiert und dass eine ihrer größten Ängste ist, dass die nach dem Examen weg bricht. Vielleicht findet sich ja auch eine Lösung – aber was ist, wenn nicht?

Für Mondkind hat es eben nicht unbedingt Vorteile, das Examen zu bestehen. Und dabei geht es nicht mal darum, ob Medizin sie im Allgemeinen interessiert oder nicht. Sie weiß, dass sie im praktischen Jahr einfach Schwierigkeiten bekommen wird. Die werden auch nicht daher rühren, dass sie den Job nicht mag, sondern, dass sie einfach mit dem System überfordert ist.
„Glauben Sie das oder wissen Sie das?“, fragt ihre Therapeutin. „Naja… - ich habe ja schon ein paar Famulaturen hinter mir, also ist es doch recht wahrscheinlich“, gibt Mondkind zurück und dagegen kann auch ihre Therapeutin nichts sagen.

Für die Motivation ist das auf jeden Fall nicht unbedingt förderlich. Aber Mondkind ist ja eine Perfektionistin in allem was sie tut. Dann quält sich dann halt nur ein bisschen mehr

Die beiden bleiben bei Mondkinds „Sicherheitsdenken“ stehen. Mondkind nennt das für sich selbst eigentlich eher Verlustangst.
Sie berichtet, dass ihr das Labor gut tut und dass sie gern dort ist, weil sie die Menschen dort mag und sich ihre Stimmung dann meist schlagartig bessert. Und da es ja niemandem gern schlecht geht, ist sie viel öfter im Labor, als sie sich das neben ihrer Prüfungsvorbereitung aktuell leisten könnte.
Das Labor ist ja so ganz nebenbei auch noch produktiv. Zumindest pseudoproduktiv, aber da geht ihr Hirn nicht ganz so sehr auf die Barrikaden. Sie könnte schneller sein, wenn das Labor nicht besetzt ist und so generell ist es ja fraglich, ob aus Mondkinds Doktorarbeit noch etwas wird. Ihr Doktorvater erwartet natürlich auch Ergebnisse und meint, dass sie dann "schon irgendetwas daraus machen." Also muss sie es ohnehin tun, auch wenn es ihr nicht sinnvoll erscheint.
Mondkind berichtet, dass es aber auch eine Seite gibt, die das Ganze immer mehr negativ sieht, je mehr ihr das Labor ans Herz wächst. Denn letzten Endes führen sie dort alle eine berufliche Beziehung miteinander. Mondkind weiß, dass ihr das Labor ab Mitte, spätestens Ende Dezember wegbrechen wird und sie hat Angst davor etwas, das ihre Stimmung so sehr stabilisieren kann, zu verlieren.
Oft führt das auch dazu, dass Mondkind sich auf die guten Dinge gar nicht erst einlässt.

Ihre Therapeutin lässt das so lange im Raum stehen ohne darauf einzugehen, bis Mondkind berichtet, dass sie im Moment wieder so gestresst ist, dass sie eigentlich gar nichts mehr machen kann. Freunde treffen ist sehr schwierig geworden und geht nicht ohne akribische Zeitkalkulation und ohne ein paar Panikanfälle. Trotzdem soll sie es machen.
Und zu ihrem Vater wollte Mondkind eigentlich auch noch vor der Klausur fahren berichtet sie, aber das geht im Moment auch nicht, weil sie die Fahrerei zu sehr stressen würde und die Ungewissheit wie viel schreibtischnahe Aktivitäten sie an dem Wochenende einbauen kann.
Es ist nicht so, dass sie die Leute alle nicht mag - und so mag das dann manchmal rüber kommen. Das wird auch der Grund sein, warum Mondkind - als das damals anfing - alle ihre Freunde verloren hat. Es geht darum, dass das alles nichts nützt, wenn sie hinterher so viel Panik bekommt, dass das über Tage zum Realitätsverlust führt.

„Überlegen Sie sich das gut“, sagt die Therapeutin. „Es ging aus ihrem Stimmungsprotokoll das letzte Mal hervor, dass Ihnen das nicht so gut getan hat bei Ihrem Vater.“
Mondkind überlegt eine Weile. Sie hat auch darüber nachgedacht, warum es ihr an dem Sonntag so schlecht ging, obwohl doch objektiv gesehen alles okay war.
„Ich glaube, das ist dann auch wieder diese Angst“, sagt Mondkind. „Wenn Sonntag ist, dann weiß ich ja genau, dass ich Montag wieder alleine bei mir rum hänge und dass mich dann entweder der Alltag stresst oder es mir nicht gut geht - ich kann ja scheinbar nur die beiden Extreme.  Und eigentlich mag ich das wirklich, mal mit wem zu frühstücken oder so. Ich glaube, ich weiß manchmal einfach, dass dann so heftige Abstürze kommen und das macht mir dann so viel Angst, dass ich mich schon vorher fertig mache.
Und daraus ergibt sich am Ende dass etwas das gut ist, auch gleichzeitig immer ein negativ ist.“

Mondkind weiß nicht, wie sie es besser ausdrücken soll.
Ihre Therapeutin erklärt, dass das ein großes Thema sei und sie die nächste Stunde dafür verwenden werden. Mondkind muss darüber über das Wochenende nochmal genau nachdenken. Wichtig ist es wahrscheinlich.

Ansonsten wird aus dem Stress langsam Müdigkeit. Mondkind ist unfassbar müde.
Und irgendwie erscheint ihr die Welt wieder zu groß und zu schnell zu sein, oder sie zu klein und zu schwach. Je nachdem wie man es sieht... 

Und jetzt... versuche ich es nochmal mit Lernen... 

Alles Liebe
Mondkind

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