Organisatorisches Chaos


Turbulente Zeiten. Irgendwie.
Sonnenschein. Wärme. Und heute habe ich es sogar mal vor die Tür geschafft. Zu den Schafis. Ja, echt.
Aber berühren kann mich das nicht. Gar nicht.
Zu unruhig. Zu viele Gedanken im Kopf. Zu leer.
Kein Auge für die Farben, für die Tiere, für die Geräusche. 
Aber ich habe es wenigstens versucht. Wirklich versucht. Sogar eine Weile auf der Mauer gesessen.

Schafis... 🐑 - sieht man kaum, weil das Gras so hoch ist... 🙈


Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht.
Und ich frage mich, wie das alles ausgehen wird. Und ob ich damit im Herbst zufrieden sein werde.

Die Therapeutin hat heute Morgen geschrieben. Der Psychiatrie – Oberarzt habe gesagt, ich solle ihm schreiben. Okay, macht man das halt. Drei Zeilen. Fügt hinzu, dass man dankbar wäre, wenn es schnell ginge. Fragt sich, ob man das wohl so schreiben kann. Aber es ist ja höflich formuliert. Woher soll er es sonst wissen… ? Er hat ja vermutlich keine Ahnung, wie es mir aktuell geht.
Eine Antwort hat man bis in die Abendstunden nicht bekommen. Und irgendwie hat man ein bisschen Angst. Das letzte Mal hat es zwei Monate gedauert, bis die Mail beantwortet war. Und dann kam noch ein keckes: „Hatte ich nicht geantwortet?“ Was ist, wenn die Mail wieder durchrutscht? Nerven darf man auch nicht. Nach drei Wochen mal höflich nachhaken, okay. Aber ich schaffe das nicht mehr wochenlang.

Man versucht die Maklerin zu erreichen. Und erreicht sie natürlich nicht. Weder im Büro, noch auf dem Handy. Also schreibt man ihr. Schlägt den Montag zur Besichtigung vor. Weil man sich überlegt, dass man dann der Therapeutin am Dienstag sagen könnte, dass sie einen doch jetzt bitte einfach auf irgendeine Station in der Klinik stecken soll.
Montag findet die Maklerin okay. Also braucht man jetzt Zug- und Bustickets und ein Hotel. Leider ist das alles extrem teuer, wenn es so kurzfristig ist.
Eine Mammut – Tour wird das. In eine Richtung braucht man über 12 Stunden. Sonntag in den frühen Morgenstunden soll es los gehen, Dienstag um vier Uhr landet man wieder auf dem Hauptbahnhof der Unistadt, wenn alles klappt. Und um 11 Uhr soll man bei der Therapeutin auf der Matte stehen.
Am Hotel hakt es gerade noch. Da muss ich mal meinen Vater fragen, warum es nicht geht – ich hoffe, wir können das zeitnah klären – die Zeit rennt. Vermutlich liegt es an der nicht vorhandenen Kreditkarte...

Man fragt sich, ob man das alles überhaupt machen soll. Wie man das aushalten will. Und irgendwie hat man ja ein bisschen gehofft, dass der Psychiatrie – Oberarzt das heute unwissentlich unterbindet, weil er mit einem Aufnahmetermin für Freitag um die Ecke kommt. Eigentlich war das nie so geplant, schon vor der Klinik so aktiv zu sein. Eigentlich hatte man gehofft, dass die einen wenige Tage nach dem Examen in die Klinik stecken. So halb über den eigenen Kopf, weil ja klar war, dass die Entscheidung schwer fallen würde. Vielleicht zu schwer. Aber natürlich hat das keiner gemacht.
Ich frage mich, ob man alles machen muss, nur weil man es vielleicht kann. Ob man nicht irgendwann mal sagen darf: „Nee, schaffe ich jetzt gerade nicht…“ Allerdings kann die klinikinterne Wohnungsvermittlung auch nicht weiter helfen – da habe ich heute angerufen.
Aber es ist alles schon so fast organisiert. Und im Mondkind – Fernsteuer – Modus haue ich da jetzt ohnehin nicht mehr die Bremse rein. Und schon gar nicht, wenn der Neuro – Oberarzt weiß, dass ich komme. Auch wenn er auf alle Fragen auch keine Antworten findet. Aber vielleicht leiht er sein Ohr ein paar Minuten. Dafür würde es sich fast schon allein lohnen.

Und dennoch hofft man auf die erlösende Mail, die mich einfängt. Eine Freundin wusste zu berichten, dass man auf der Privatstation der Psychiatrie wlan hat. Das muss zwar die Familie nicht unbedingt wissen, weil der Terror dann überhaupt nicht aufhört, aber ich könnte zumindest von dort aus die Wohnungssuche vorantreiben. Und vielleicht hin und wieder am Wochenende runter fahren, wenn es mir besser geht und ich mehr Kraft habe. Meistens ist da ja am Wochenende ohnehin nichts los. Obwohl man bedenken muss, dass man das bei den Preisen sowieso nicht oft machen kann. "Mondkind das sind mindestens vier Wochen Essen...", erklärte eine Freundin heute. "Bei mir fast Acht...", habe ich erklärt. Eigentlich habe ich das Geld echt nicht.
Irgendwann muss ich jedenfalls hoffentlich keine Angst mehr haben, dass mir im Ort in der Ferne doch die Sicherungen durchknallen. Weil es das so wie es mal war, vielleicht doch nicht mehr geben kann. Und uns vielleicht am Ende nicht mehr übrig bleibt, als ein letztes Mal durch die Gassen zu streifen und sich zu erinnern. An die wenigen Tage im letzten Sommer, die fast ein bisschen „drüber“ waren. 

Mondkind

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