Goodbye Schwesterchen
Du weinst um Dinge, um die Du nicht mal trauern darfst.
Als das Schwesterchen hier war, schien es so sicher, dass
sie wieder kommt.
Kannst Du Dich an diese letzte Umarmung neben dem Auto
erinnern?
Kannst Du Dich erinnern, dass sie Dir sagte, dass sie ja
bald wieder da ist?
Und kannst Du Dich erinnern, dass Du noch interessiert
gefragt hast, wie sie die Schweinchen auf die Rückbank setzt?
Kannst Du Dich erinnern, dass Dir aufgefallen ist, dass wir
es in dem ganzen Umzugsstress nicht geschafft hatten, ins Moor oder in die
Berge zu fahren?
Aber das ist ja nicht so schlimm, das können wir ja an einem
Wochenende mal nachholen.
Kannst Du Dich erinnern, dass Du gemeinsam mit ihr glücklich
warst? Letztes Jahr in diesem Stück Sommer, das Du hattest. Spazieren gehen im
Moor. Ein bisschen verlaufen in den Bergen. Essen gehen in der Pizzeria auf der
Burg.
Das Gefühl, dass man die Dinge vielleicht kitten kann.
Ein merkwürdiges Gefühl von Frieden, wenn sie mit ihrer
Matratze abends bei Dir auf dem Boden lag.
Nur irgendwie hat sie das nicht gesehen. Vielleicht hast Du
auch manchmal falsch reagiert. Wenn Du selbst überlastet warst. Sodass sie sich
abgelehnt gefühlt hat. Vielleicht bist Du ja Schuld, dass sie jetzt nicht hier
ist.
Dinge bleiben nie, wie sie sind. Nie.
Sie wird im Norden anfangen zu arbeiten.
Nicht, dass wir uns die letzten Jahre viel gesehen hätten.
Aber wir haben in der Chirurgie zusammen PJ gemacht. Uns
jeden Morgen am Spint getroffen.
Und irgendwann fing ich an traurig zu sein, wenn sie im
Spätdienst eingeteilt war. Und fuhr, wenn sie im Frühdienst war, morgens eher
los, um sie schon auf dem Parkplatz abzupassen. Damit wir ein bisschen mehr
Zeit zusammen haben. Wenn niemand davon weiß. Und unsere Eltern uns dafür nicht
kritisieren können.
Vielleicht sehen wir uns mal zu Weihnachten oder so. Obwohl
wir dann beide frei haben müssten, was nicht sehr wahrscheinlich ist. Oder zum
Geburtstag… Aber da hat man ja auch kein frei.
Geh Deinen Weg Schwesterchen.
Und werde glücklich.
Und wenn es eben da oben ist, dann ist das so.
Es tut nur so weh. Weil ich es nicht gedacht hätte, nach
allem.
„Wir sehen uns ja bald…“ Wir dachten, wir könnten das sagen.
Illusion. Wie so Vieles.
Mondkind
Bildquelle: Pixabay
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