Mädels - Wochenende und privater Sono - Kurs
Ein bisschen Girl – power war
dieses Wochenende am Start.
Wenn so übermotivierte Leute mich
mitziehen, dann kann ich ja auch ganz gut aufdrehen. Das hat auf jeden Fall
sehr gut funktioniert dieses Wochenende. Es war richtig gut.
Gestern durfte ich der Freundin
erstmal „meine“ Stadt zeigen. Wir waren in der Altstadt unterwegs, sind die
alten Stadtmauern entlang gelaufen und waren dann im Kurpark mit dem
Ententeich. Leider wird zusehends unübersehbar Herbst und die Enten haben auch
nicht mehr so viel Motivation. Letztes Wochenende haben sie sich noch über den
Teich gejagt – dieses Wochenende waren sie alle ein bisschen lahm. Am Abend
habe ich der Freundin dann die Klinik gezeigt und sie kam aus dem Staunen gar
nicht mehr heraus. „Mondkind, wenn ich den Medizinstudienplatz bekomme, dann
mache ich hier auf jeden Fall ein Praktikum…“ Das würde mich wirklich freuen.
„Das sind aber schöne Therme…“,
schrieb eine Freundin von ihr, nachdem die Freundin ein Bild der Klinik in den
whatsApp – Status geschrieben hatte. Wir lachen beide. Das sind keine Therme.
Das ist ein Krankenhaus.
Abends waren wir dann endlich mal
in der Burg Pizza essen – das hatte ich ja eigentlich schon mit meiner
Schwester machen wollen und das ist einfach so ein wunderschönes Flair dort.
Danach haben wir uns noch die Klinik bei Dunkelheit angeschaut. Wahnsinn. Ich
staune auch heute noch über die Optik dieses Krankenhauses, obwohl ich es ja
nun schon ein paar Jahre kenne…
***
Sonntagmorgens auf dem Sofa.
Sonntagmorgens auf dem Sofa.
Irgendwie hatte ich gestern Abend
die Schnapsidee gehabt, dass wir ja eigentlich heute Morgen bevor wir ins Moor
gehen, in der Klinik vorbei gehen könnten, wenn ich gerade schon mal ein
Schallobjekt hier habe. Aber das hätte ich eigentlich Freitag mit meinem
Oberarzt besprechen müssen – wir können ja nicht einfach den Sonoraum
okkupieren.
Allerdings wusste ich, dass er
heute Dienst hat und wahrscheinlich Visite auf der Stroke Unit machen muss.
Leider hatte ich das laut gesagt und die Freundin hatte dann die Idee, dass ich
ihn ja anrufen könnte. Und so hasenfüßig wie ich bin, saß ich dann mal wieder
eine halbe Stunde mit meinem Handy auf dem Sofa und habe mich natürlich nicht
getraut anzurufen. Und hätte sie mich nicht mehr oder weniger genötigt, hätte
ich es auch sicher nicht gemacht. Der Herr Oberarzt war etwas erstaunt, mich in
der Leitung zu haben, meinte dann aber, dass wir gern kommen könnten und er
auch da sei.
Gesagt, getan. Ich habe ja
eigentlich schon mal in Ansätzen gelernt, wie das geht und die Halsschlagader
darzustellen, ist auch keine große Kunst, aber dann die Gabelung zu finden und
die Carotis interna und die Carotis externa anhand von Flussprofil und Sound
auseinander zu halten, ist schon nicht so einfach. Mein letztes Halsgefäß –
Sono ist schon beinahe ein Jahr her. Ich glaube rückblickend, dass ich die
beiden Arterien viel zu weit auseinander gesucht habe – das reicht schon, den
Schallkopf ein paar Millimeter zu bewegen. Jedenfalls habe ich es einfach nicht
hinbekommen.
„Jetzt lass uns doch mal zu
Deinem Oberarzt gehen, dann lerne ich ihn auch mal kennen…“, hat sie bestimmt
fünf Mal vorgeschlagen, bevor ich zugestimmt habe, dass wir auf dem Rückweg ja
mal an seinem Büro vorbei gehen könnten.
Vorsichtiges Klopfen an der Tür.
Er ist wirklich da. Einmal kurz das Problem schildern. „Geht schon mal wieder
hinter, ich komme in fünf Minuten“, schlug er vor. Zwischendurch wurde der
Sonoraum dann leider doch noch für einen Notfall gebraucht, sodass wir noch ein
bisschen im Arztzimmer warten mussten. Irgendwann klingelt das Telefon: „Mondkind,
wo bleibst Du denn jetzt?“ „Wir sind unterwegs“, sage ich, wir schnappen unsere
Sachen und gehen zurück zum Sonoraum.
Und dann gibt es für die Mondkind
eine kleine, private Sonostunde, in der der Herr Oberarzt nochmal geduldig
erklärt was ich machen muss und wie ich die Flussprofile auseinander halte.
Ich möchte einfach überhaupt
nicht wissen, was er sich denkt, dass ich zum Sonntag mit einer Freundin in der
Klinik auftauche, um schallen zu üben. Macht man so etwas?
Ich bin mal gespannt, ob ich dann
ab jetzt meine Doppler alleine machen muss.
Am Nachmittag gehen wir noch
einen Kaffee auf dem Marktplatz trinken – für das Moor ist es jetzt nämlich zu
spät – ich hätte nicht erwartet, dass der Herr Oberarzt persönlich vorbei kommt.
Gestern ist mir schon
aufgefallen, dass wir für unsere Süßkartoffelpommes heute Abend das Öl
vergessen haben. Auf dem Rückweg springt meine Freundin deshalb einfach
kurzerhand in die Dönerbude und fragt, ob sie Öl für uns haben.
Ich wäre gern einmal wie sie.
Wirklich.
***
Schematherapie – Laiensession. Irgendwie funktioniert es aber erstaunlich
gut. Auch, wenn wir beide nicht so viel Ahnung haben.
Trauriges Kind und wütendes Kind
sitzen beide mit verschränkten Armen auf dem blauen (was für ein Zufall…),
alten Schreibtischstuhl vor uns. Eigentlich haben sie darauf jetzt mal so gar
keinen Block. Auf die ständigen Ansprachen hier.
Aber irgendwie hat die Freundin
nun mal Recht. Ich habe drei Jahre dafür gearbeitet dort zu sein, wo ich jetzt
bin – ein Leben unabhängig von allem was vorher war und mit einem tollen Job. Und
auch, wenn ich mich im Krankenhaus täglich dafür rechtfertigen darf, wie ich
denn bitte auf die Idee komme, von einer Großstadt aufs Land zu ziehen, um dort
zu arbeiten, rechtfertigt der Arbeitsplatz es eben doch. Es war so viel
Durchhaltevermögen, so viel Arbeit, Timing, Mut und Willen erforderlich. So oft
bin ich über meinen eigenen Schatten gesprungen, über meine eigene
Hasenfüßigkeit, weil nun mal kein Weg daran vorbei führte, um dieses Ziel zu
erreichen.
Das könnten wütendes und
trauriges Kind jetzt auch einfach akzeptieren und wertschätzen. Ja, sie dürfen
traurig und wütend sein und es ist viel schief gelaufen. Aber das ist weder
meine Schuld, noch kann ich es jetzt ändern. Ich kann nur – wie schon mein
ganzes Leben lang – das Beste daraus machen. Und dazu gehört, der ganzen Sache
hier eine Chance zu geben. Sich jeden Tag zu überlegen, warum eigentlich nicht
heute der Tag ist, an dem wir doch sterben könnten, gehört jedenfalls nicht
dazu.
Ein bisschen flexibel darf und
muss ich dazu auch werden. Ja, das ist anstrengend, wenn die primären
Bezugsperssonen nicht die Eltern sein können. Denn dann müsste man nicht
ständig suchen, Angst haben, niemanden zu finden, Sorge haben, die Menschen, die
man hat, wieder zu verlieren. Es ist aber nicht okay, ein paar Leute auszuwählen, die
das sein könnten und allen anderen keine Chance zu geben. Es sind ein paar, die
in Frage kämen. Alte Therapeutin, Klinik – Therapeut, der Seelsorger, Herr
Oberarzt – alle sind gerade wahlweise nicht verfügbar oder haben keine Zeit. Dann
muss ich mir eben neue Leute suchen und mich darauf einlassen. Stattdessen
lieber zu sterben ist jedenfalls keine Lösung – auch wenn sehr viel von meinem
Innenleben das gern als Lösung hätte. Nur so Mondkind – like müsste das jemand
für sie absegnen. Was verständlicherweise keiner tun wird. Und dann rettet
Mondkind ihre eigene Unbeholfenheit.
So… - nachdem die Freundin dem
Herrn Oberarzt erklärt hat, dass ich sie heute bekoche (ohne Küche, ist klar –
ich will auch nicht wissen, was er in dem Moment gedacht hat…), steckt die
Freundin (!) jetzt mal die Süßkartoffel in den Mini – ofen, den sie mitgebracht
hat und ich gehe duschen. Und dann bin ich mal gespannt, was der Mini – Ofen so
kann.
Plan sind Süßkartoffeln mit
Kichererbsen und Sour – Cream und zum Nachtisch habe ich Maronen besorgt.
Und Morgen… - bin ich dann wieder
bereit für den Klinik – Wahnsinn.
Mit Neuron auf dem Schreibtisch.
Ich bin schon etwas verrückt; ich sehe es ja ein ;)
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Ja, ich liebe es sehr😍 |
Mondkind
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