Status und erste Einrichtungsplanungen


Da sitzt Mondkind nun.
Auf einem riesigen, blauen Lederimitat – Sofa, von dem die Farbe langsam abblättert. Die Füße hat sie auf einem wackeligen Holztisch vor sich abgelegt („Legt Ihr zu Hause auch die Füße auf den Tisch…?“ – Ja, mache ich). Neben ihr steht der erste Kaffee, den sie auch bitter nötig hat, weil sie ultra müde ist. Der Blick ist gegen die weiße Wand in diesem recht leeren Raum gerichtet, deren Eintönigkeit lediglich durch ein paar Steckdosen gestört wird.

Wenn sie den Blick nach rechts richtet, schaut sie in den Wintergarten, auf dem es an diesem Morgen recht frisch ist. Deshalb sind auch das Obst und der Quark provisorisch dort gelagert. Mondkind darf nicht vergessen, nachher den Moment abzupassen, in dem es im Wintergarten wärmer als im Rest der Wohnung wird, um die Lebensmittel wieder rein zu holen.
Wenn sie nach links schaut, kann sie über die Sofalehne auf die provisorische Küche schauen. Kaffeemaschine und Wasserkocher stehen auf einer Plastiktüte, das Geschirr ist auf einem auf dem Boden ausliegenden Handtuch gestapelt. Auf der anderen Seite des Raums lagern die Vorräte. Dazwischen stehen Umzugskisten, falls man mal etwas wie eine Anrichte braucht. Als Esstisch dient vorläufig der Boden. Den muss sie gleich mal saugen, weil dort noch ein paar Krümel von gestern Abend liegen.

Gestern war Aktionstag. Das wussten Mondkind und ihre Schwester, die mittlerweile da ist, aber schon vorher und haben den Tag erstmal mit einem gemütlichen Frühstück angefangen. 
💓 - Brötchen. Fand ich sehr genial..😁😋



Danach führte sie der erste Weg in die Drogerie. Dort wurden erstmal ein paar lebenwichtige Haushaltsgegenstände, wie zum Beispiel ein Besen, eingekauft.
Danach ging es zum Elektrofachgeschäft, um mal nach Kühlschränken zu schauen. Wohnung einrichten ist ja gar nichts für Leute, die sich nicht entscheiden können. Solche Geräte behält man ja ein Weilchen und da muss man einfach gut überlegen, wie viel Wert man auf einige Zusatzfunktionen legt, die dann natürlich auch Geld kosten. Nach einigem Suchen hat Mondkind einen ganz guten Kompromiss gefunden – später am Tag sollte ihr allerdings auffallen, dass der Kühlschrank einen Zentimeter zu tief ist und somit minimal vor dem Fenster steht. Die Frage ist, ob das so schlimm ist… Die Kaufentscheidung hat sie auf heute vertagt, nachdem sie das nochmal genau ausmessen wird.

Danach ging es weiter ins Möbelgeschäft, um nach einer Küche zu schauen. Die viel beworbenen günstigen Küchen gibt es aber nur, wenn man sie genauso kauft, wie sie dort ausgestellt sind. Mondkind kann aber keine Küche von der Stange nehmen, da bei ihr Wasseranschluss und Starkstrom an gegenüberliegenden Wänden zu finden sind. Und ehe man dann einzelne Teile austauscht und ersetzt, kann man sich auch direkt eine Küche planen lassen. Das hat Mondkind dann auch machen lassen. Aber puh… - wie soll eigentlich ihre Küche aussehen? Mondkind möchte, dass es ein bisschen „jung“ aussieht, vielleicht mit einigen farblichen Akzenten. Nicht zu aufdringlich – es war auch eine ganze Küche in rot ausgestellt, aber auch nicht, dass es so aussieht wie bei betagten Menschen.
Mondkind sieht eine Variante, in der die Kante der Arbeitsplatte farblich abgesetzt ist und einzelne Elemente farblich hervorgehoben sind. Ausgestellt ist es in grün – Mondkind hätte es natürlich gern in lila. Im Gespräch mit der Verkäuferin stellt sich aber heraus, dass es das in lila nicht gibt. Nur grün, rot, gelb und blau. Mondkind befindet, dass man blau wahrscheinlich noch am Besten mit lila Elementen im Wohnzimmer kombinieren kann und entscheidet sich für die blauen Akzente in einer Küche, die sonst pinienfarben ist. (Blöd nur, dass Mondkind in der Voraussicht einer lila Küche einen rosa Wasserkocher gekauft hat…) Um Wohnzimmer und Küche optisch etwas zu trennen, entscheidet sie sich für ein Barelement. Jetzt steht noch die Frage mit der Finanzierbarkeit des Ganzen, aber preislich hatte Mondkind das schlimmer erwartet.

Wie Mondkind mit dem Rest weiter macht, weiß sie noch nicht. Sie hätte gern relativ flott noch eine Garderobe, einen Kleiderschrank, einen Nachtschrank und einen Esstisch. Das Wohnzimmer kann warten – auch wenn der Typ mit Elektrofachgeschäft, mit dem Mondkind sich nett unterhalten hat, der Auffassung war, dass das Wohnzimmer das Wichtigste ist. Aber Mondkind hatte noch nie ein Wohnzimmer, das eilt nicht.
Im Frühling braucht sie dann auch Möbel für den Wintergarten und Pflanzen. Darauf freut sich Mondkind wirklich. Ein Mitpatient hatte vorgeschlagen, dass Mondkind doch dort ein bisschen Obst und Gemüse pflanzen könnte und Mondkind mag die Idee sehr.

Und wie geht es Mondkind sonst so…?
Gestern habe ich – als wir im Möbelhaus standen – in einer ruhigen Ecke mal mit der Therapeutin telefoniert, weil sie nur da Zeit hatte. Sie meinte, dass es ja gut ist, dass ich mich melde. Ich finde es eher gut, dass sie sich immer noch mit mir beschäftigt.
Wie habe ich es ihr gestern geschildert: „Ich lebe noch – aber die Suizidgedanken auch.“ Das ist im Moment nicht non – stop der Fall, da ich mich ja auch über weite Strecken selbst nicht spüre. Aber dann bricht das temporär so stark über mich herein… Frau Therapeutin versucht Lösungsvorschläge zu vermitteln und hat mir noch ein Buch zur Selbsthilfe empfohlen. Sie möchte wissen, wie es mir mit den Vorschlägen geht. „Ein Teil von mir wehrt sich immer ziemlich dagegen, weil der langsam wirklich keine Gründe dafür finden möchte, es weiterhin zu versuchen. Aber ich weiß, dass es der vernünftige Weg ist“, habe ich erklärt. Das fasst es auch ziemlich gut zusammen. Dass es mir selbst hier – im Ort in der Ferne, in einer eigenen Wohnung und damit, dass sich langsam aber sicher die wichtigsten Dinge klären – nicht gut geht, macht mir schon sehr zu schaffen. Und ich muss mich wirklich sehr anstrengen, Verbesserungsvorschläge anzunehmen und nicht nach immer mehr Gründen zu suchen, die gegen das Leben sprechen.

Meine Schwester ist heute zur Hospitation (und ihr Essverhalten stresst mich mehr, als ich das erwartet hatte…) und ich besuche heute Mittag mal die Neuro. Ich hoffe, dass das wenigstens für den Moment mal etwas Positives auslöst.
Ich werde berichten.

Mondkind

P.S.
Mit dem Internet ist es immer noch schwierig. Es gibt wohl einige Ausnahmefälle, in denen sich der wlan – Router nicht von der Ferne im Netz registiert und ein Techniker kommen muss. Und wer hätte es gedacht – Mondkind ist der Ausnahmefall. Der Techniker hat aber erst nächsten Montag Zeit. Also muss es bis dahin mit dem Surfstick gehen. Bis dahin gibt es also auf jeden Fall keine Bilderflut.

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