Impressionen und Therapieplanung
Irgendwie wird es wirklich nicht weniger, mit der ganzen Müdigkeit und
den Kopfschmerzen. Ich weiß auch nicht so richtig, was los ist. Aber meine
Schwester – aka des quirligen Wirbelwindes ist hier und fordert Beschäftigung
ein; was auch irgendwie nachvollziehbar ist, wenn sie so eine weite Strecke aus
dem Norden hier herunter gefahren ist. Deshalb bemühe ich mich, mir nicht viel
anmerken zu lassen, sodass wir den „Urlaubsplan“ schaffen.
Gestern waren wir im Umland unterwegs. Im Nachhinein bin ich auch echt
immer froh, dass wir es gemacht haben, auch wenn alle Aktivitäten super
anstrengend sind. Es lenkt aber ein bisschen ab und ich mag die Landschaft hier
einfach sehr gern. Wie oft bin ich morgens auf dem Weg zur Arbeit und schaue
sehnsüchtig in Richtung der Berge (okay, es sind eher Hügel…;) )?
Ein paar Bilder als Impressionen…
Ansonsten habe ich in stillen Nachtstunden nochmal alles gedanklich
hin und her gedreht. Und Mondkind wäre vermutlich nicht Mondkind, wäre ihr
nicht doch noch etwas eingefallen. Die Therapeutin weiß noch gar nicht, dass
das mit der Klinikgeschichte zum jetzigen Zeitpunkt wieder so akut geworden ist.
Wir waren in der Stunde vor zwei Wochen schließlich nicht weiter, als bis zu
fehlenden Lampen an der Decke gekommen.
Also habe ich ihr geschrieben und gefragt, ob sie diese Woche noch
eine Ecke Zeit über hat. Und hinterher geschoben, dass ich ihr gern als
Gesprächsgrundlage eine Mail schreiben würde, weil ich das so sicher nicht
erzählen werde. Ich hatte ehrlich gesagt ein bisschen Bauchschmerzen, weil der letzte
Termin ja etwas schief gelaufen ist, aber vielleicht hatte ich auch einfach nur
einen extrem schlechten Tag und war echt nicht mehr kommunikationsfähig.
(Vielleicht hatten wir auch beide einen schlechten Tag).
Wir haben jetzt für Freitagfrüh noch einen Gesprächstermin und ich
habe auch schon die Mail vorbereitet. Letzten Endes gibt es da zwei Punkte zu
klären – zum Einen müssen wir nochmal auseinander nehmen, ob Klinik wirklich
automatisch Jobverlust bedeutet und noch wichtiger: Ob man das Argument, dass
ich halt lieber den Suizid wählen würde als es zu riskieren, nach der Klinik
ohne Job und Wohnung dazustehen, so stehen lassen kann. (Vermutlich nicht, aber
für mich ist das zum jetzigen Zeitpunkt ein absolut plausibles Argument). Damit
komme ich halt nur weder vorwärts noch rückwärts und renne sehenden Auges in
die Katastrophe ohne, dass mir irgendwer helfen kann, weil vielleicht nicht mal
Jemand von den Helfern wirklich diese Argumentation und die Tragweite davon
begriffen hat. Denn letzten Endes beginnt die kopfmäßige Verstrickung, die schiefe
Argumentation, die Müdigkeit vom Leben natürlich nicht erst nach der
Entscheidung zur Klinik – das ist der Punkt, der vermutlich vergessen wird. Und manchmal reicht es ja schon aus, den
Überlegungen den Schrecken zu nehmen. Zu sagen: „Hey, ich kann Dir auch nicht
garantieren, dass Du den Job danach noch hast, dass die potentielle
Bezugsperson Dir damit dann nicht auch verloren geht – aber wenn das wirklich passiert,
dann haben wir diese und jene Möglichkeiten…“
Ich hoffe jedenfalls sehr, sehr stark darauf, dass da am Freitag etwas
bei raus kommt. Sonst bin ich langsam ganz wirklich am Ende mit meinem Latein.
Aber das… - ist jetzt mal noch eine Chance.Ich versuche das Gespräch mal mutig und ehrlich zu führen und den Kopf, der natürlich rebellieren wird wie verrückt, auszuschalten. Ich muss Chancen langsam nutzen.
Am Rande bemerkt macht mich die Esserei meiner Schwester allmählich
wirklich verrückt und ich bewundere meine Mutter tatsächlich ein bisschen, wie
sie das mit ihr aushält. Zum Einen mache ich mir wirklich extrem Sorgen, zum
Anderen ist das zwar nicht mehr mein Thema, aber ehemals Essgestörte werden von
solchen Verhaltensweisen im unmittelbaren Umfeld vermutlich immer etwas
getriggert. Und manchmal denke ich mir so: „Vielleicht Mondkind, musst Du
einfach wieder aussehen wie sie. Dann könnte das mit dem Helfersystem etwas
einfacher werden. Dann muss niemand mit Dir unsichtbare Gedankengänge
auseinander nehmen, die Dich völlig blockieren und im Prinzip handlungsunfähig
zurück lassen und das aber so weder gesehen noch anerkannt wird. Dann sieht man
ein Problem…“ Ich versuche diese Gedankengänge augenblicklich zu verwerfen.
Aber ganz entziehen kann ich mich ihnen nicht.
Was natürlich abends nicht fehlen darf... - Kuschelstunde...
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Meeri auf dem Bauch... |
Mondkind
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