Gedanken zum Wochenende


Es ist alles sehr  schwankend gerade… So sehr, dass ich da selbst kaum hinterher komme.
Manchmal denke ich, dass ich das schon alles irgendwie machen werde. Ich habe schon so viel geschafft in den letzten Jahren, dann werden die nächsten Monate auch gehen.

Und fünf Minuten später denke ich dann wieder, dass es alles doch nicht gehen wird. Ich habe ja schon Probleme mit den Wochenenden – wie soll das denn wochenlang gehen? Und selbst wenn es geht, wird es halt ziemlich viel Quälerei werden.

Die letzten beiden Tage waren von dem Versuch geprägt, so viel Alltag und Aktivitäten wie möglich aufzubauen, um hier nicht zu versacken.
Es ist schwierig, weil ja gerade Entspannungsphasen nach einer sehr anstrengenden Zeit dazu verleiten, in ein Loch zu fallen. Aber dessen bin ich mir ja bewusst und das versuche ich zu verhindern.

Es hat auch soweit ganz gut geklappt. Ich musste mich morgens wirklich ziemlich treten endlich aufzustehen, auch wenn ich schon lange wach war und generell bin ich gerade ziemlich müde. Aber ich war gestern grillen und den Meeris Hallo sagen und heute mit einem Freund auf der Büchermeile – und das nachdem ich schon heute Morgen einen langen Spaziergang gemacht habe und mich dann mit einem Buch in die Sonne auf eine Bank gesetzt habe. Inhaltlich hat die Konzentration da nicht ganz gereicht – ich muss mir eher etwas mit kurzen Kapiteln suchen im Moment.


Cuties... 💕


Das Problem ist, dass da eben emotional so gut wie nichts ankommt (eine winzige Ausnahme bilden da tatäschlich Tiere...). Ich mache das alles, ja. Aber es macht eben keinen Unterschied, ob ich in eine Vorlesung fahre, oder mich in die Sonne chille. Und dann bin ich ganz schnell wieder bei dem „warum“?
Das macht aber nicht nur das Erleben, sondern auch dieses Zwischenmenschliche ganz schwierig. Mir fällt das im Moment ganz schwer einen Menschen zu mögen. Zwar merke ich, wenn mir das irgendwie zu nah und zu viel wird – und dafür ist derzeit nicht viel nötig – aber es ist eben im Moment unmöglich für mich zu sagen, was ich für eine Person empfinde (von daher ist der in der Klinik viel gepredigte Tipp mit „Suchen Sie sich einen Freund“ auch absolut sinnlos, weil ich das derzeit wahrscheinlich nicht mal merken würde, wenn es mehr als ein gewöhnlicher Freund für mich wäre).

Jedenfalls bringen mich die Erfahrungen der letzten Tage – die bei solchen Versuchen immer auftreten – wieder zu der Frage, wie man mir überhaupt noch helfen kann. Wenn man mal ehrlich ist, könnten die in der Klinik ja auch nicht mehr machen. Das läuft halt alles in einem anderen Rahmen, aber am Ende geht es eben auch um Tagesstruktur, Ausprobieren, soziale Kontakte. Im besten Fall hat man noch Gespräche mit Ärzten und Therapeuten, aufgrund von Personalmangel klappt das aber eben oft nicht wie gewünscht.
Wenn bei mir aber emotional so wenig ankommt – da kann auch kein Therapeut und kein Medikament irgendetwas dran drehen. Das war ja auch der Punkt in der Klinik das letzte Mal, an dem sie alle nicht mehr weiter wussten. Man kann sich viel einreden, aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, ist da einfach nichts anderes als Leere.

Das ist schon ein bisschen bitter wenn man bedenkt, dass das hier quasi mein Jahresurlaub ist. Und wenn das dann nicht funktioniert, setzt mich das nur noch mehr unter Druck.

Ansonsten werde ich nächstes Wochenende noch nach Paris fahren. Ehrlich gesagt ist mir das nicht so Recht – und schon mal gar nicht, weil mein Geburtstag in dem Zeitraum liegt und ich den lieber hier mit „meinen“ Leuten gefeiert hätte.
Meine Family kam dann aber wieder mit dem Argument: „Mondkind, wenn Du nicht mitfährst, können wir alle nicht fahren und wir haben und schon so gefreut“ um die Ecke.
Ich weiß nicht, warum die sich da so abhängig von mir machen müssen. Das ist ja schon wieder eine ganz miese Nummer. Ich bin doch nicht für deren Glück verantwortlich.
Denn auch hier weiß ich: Das ist eine teure Reise und hat keinen Sinn, wenn mich das dann alles nur noch mehr stresst.
Letzter zu lösender Punkt war es dann noch, einen Parkplatz in einem Außenbezirk von Paris zu finden, weil sie gern mit dem Auto fahren wollen. Und dann hieß es: „Nur weil die Mondkind ja so lange nicht wusste, was Sache ist, konnten wir uns nicht darum kümmern und jetzt haben wir den Salat.“ Vielleicht bin ich ja zu empfindlich, aber ich fand es nur fair sie darauf hinzuweisen, dass es eben hätte sein können, dass ich dieses Wochenende nicht da bin, weil ja ursprünglich die Überlegung Klinik im Raum stand, die sie ja ganz gut vereitelt haben.
Und ganz im Ernst: Ich glaube meine Mutter hat das immer noch nicht verstanden. Hätte man jemanden für schuldig am Parkplatzproblem erklärt, wenn ein Familienmitglied eine Lungenentzündung gehabt hätte und die Frage im Raum gestanden hätte, ob sie bis dahin gesund wird? Wohl eher nicht…

Mit der Suizidalität ist es gerade extrem schwierig – eben weil durch die genannten Erfahrungen und Überlegungen die Gedanken der Hoffnungslosigkeit auch immer wieder befeuert werden. Ich überlege wirklich, ob ich meine Therapeutin nochmal um einen Termin bitte… Aber vielleicht warte ich mal, bis nach Paris…

Ansonsten ist morgen wieder „magic Monday“. So habe ich die Montage früher immer genannt, weil sich am Anfang einer Woche immer viel tun kann. Ich warte immer noch auf einen Anruf von der Genesungsbegleiterin und auch hinsichtlich des PJs muss ich ab morgen nochmal einiges klären. Außerdem versuche ich morgen den Mietvertrag genehmigen zu lassen – wenn das klappt, bin ich die Wohnung hier ab dem 21. Mai los. Komisches Gefühl irgendwie, keinen Schlafplatz in der Stadt mehr zu haben. Das wird morgen bestimmt nochmal heftig…

Mondkind

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