PJ - Organisation und Freundschaften
Mit der Organisation des PJs geht es endlich voran. Mein Oberarzt hat
mir geschrieben, dass er im Urlaub war und sich morgen meldet.
Gestern habe ich aber schon mit der Verwaltung telefoniert und ich
habe endlich meine neue Adresse!!!!
Die wirklich coolste Aussage zum Thema Auswahl der Wohnung war: "Wir
haben Ihnen eine Wohnung gesucht, die in der Mitte zwischen der Neuro und dem
Kreiskrankenhaus liegt, sodass Sie zwischendurch nicht umziehen müssen.“
Ich dachte, ich verhöre mich. Zwischen diesen beiden Krankenhäusern
liegen fünf Kilometer. Wenn die mal wüssten, wie lange ich zwei Jahre lang
gependelt bin. Das ist mit dem Fahrrad wirklich gar nichts… Aber es war sehr
süß.
Ich durfte mir dann sogar aussuchen, wann ich am Dienstag zunächst bei
der Verwaltung auf der Matte stehen möchte. Ich habe mich dann für 9 Uhr
entschieden – ich denke ich werde ohnehin ein wenig nervös sein. Sie meinte,
dass wir dann alles mit dem Mietvertrag, Mitarbeiterausweis und alle
notwendigen Unterlagen für das Praktikum ausfüllen und sie mich dann runter in
die Kreisklinik fährt. Die nächste Stelle an der ich glaubte, mich verhört zu
haben… - im positiven Sinn. Obwohl mir ehrlich gesagt das Fahrrad sogar lieber
wäre, denn ich muss ja noch zurück am Nachmittag.
Es war von vornherein klar, dass nicht alle Freundschaften diese
anstrengende Zeit überleben werden. Erst die Lernzeit für das Examen, dann die
Zeit zwischen Examen und PJ, die auch ganz anders gelaufen ist, als ich mir das
vorgestellt hatte. Und damit meine ich nicht nur, dass ich immer noch nicht
gelernt habe „nein“ zu sagen und viele Dinge gemacht habe, die ich eigentlich
nicht wollte, sondern auch, dass ich kaum Zeit hatte. Und jetzt gehe ich eben.
Eigentlich ist es schon fast erstaunlich, dass ich zwischendurch nur
einen Menschen verloren habe, aber auch das tut weh. Vielleicht sind
Kunststudium und Medizinstudium einfach zu verschieden. Beide Fachrichtungen
erfordern einfach ein völlig anderes Arbeiten und der Job im Anschluss auch.
Ich denke, wir beide verstehen einfach nicht, was der jeweils andere da macht.
Dass ich letztens festgestellt habe, dass er auf eine Beziehung aus
ist, macht es nicht besser. Da ich das definitiv nicht möchte, ist es auch eine
Herausforderung weiterhin eine Freundschaft zu führen, die aber eben wirklich
auf Freundschaftsebene bleibt.
Wahrscheinlich sind das zu viele Schwierigkeiten. Nur habe ich sofort
wieder Angst, dass das mit all den anderen Menschen auch passieren wird. Obwohl
das ja nicht so ein muss. Ich habe auch noch Mediziner – Freunde, die
verstehen, dass nicht beständig Treffen drin sind. Oder eine Freundin, die
gerade Abi macht. Wir werden uns Freitag nochmal treffen, haben uns aber dann
auch seit Mitte Februar nicht gesehen, sondern „nur“ telefoniert und
geschrieben. Aber wir beide hatten in dieser Zeit Verständnis füreinander. Ich
glaube Freundschaften funktionieren auch nur so. Ich kann mich nicht ständig
damit abstressen irgendwo eine Lücke Zeit zu finden, weil mein Gegenüber das so
erwartet. Das ist auch keine Grundlage für eine Freundschaft und ehe ich mich
jetzt noch Monate damit herum ärgere, wird es jetzt vielleicht auch einfach von
meiner Seite aus Zeit, einen Schlussstrich darunter zu ziehen. Und die Zeit,
die wir miteinander verbracht haben, wird ja deshalb nicht wertlos. (Auch so
eine Erkenntnis, die ich irgendwann mal in der Therapie hatte und die es
leichter macht, Dinge zu akzeptieren). Wir haben viel zusammen erlebt, viele
gute Gespräche geführt und ich habe einen kleinen Einblick in die Welt der
Kunst gewonnen. Das sind ja Dinge, die trotz allem bleiben.
Es ist eine Herausforderung für mich. Akzeptieren, dass Dinge im Lauf
der Zeit kommen und gehen. Dass es immer Veränderungen gibt, aber das kein
Grund ist, Dinge gar nicht erst anzunehmen aus der Angst sie wieder zu
verlieren. Das ist normal so. Und wo etwas geht, ist auch immer wieder Platz
für etwas Neues, das kommt.
Ansonsten war ich heute nochmal beim Arzt, um mir ein Rezept
zu organisieren und den Arztbrief ausdrucken zu lassen, falls ich mir dort
einen Psychiater suche. Den Inhalt des Briefes hätte ich echt schlimmer
erwartet, aber der besteht quasi nur aus Textbausteinen. Den zu schreiben, hat
mit Sicherheit keine 20 Minuten gedauert. Ich bin aber auch nicht böse darüber.
Die Ärztin meinte zu mir, wenn alle Stricke reißen, soll ich dort
anrufen – dann könnte ich auch kurz mit meinem Arzt reden und mit ihm einen
Plan machen. Auch kurzfristig Termine zu bekommen, sei in dieser „besonderen" Situation
möglich.
Also wieder ein Stück Sicherheit…
Ich muss sagen… - es gibt immer noch diese Momente von absoluter
Verzweiflung. Und ich denke, wenn ich morgen das vorerst letzte Mal bei meiner
Therapeutin war, wird es auch nochmal schwierig werden. Aber dadurch, dass sich
langsam doch ein relativ enges Sicherheitsnetz aufbaut, kann ich den Blick auf
andere Dinge richten. Und so ganz langsam kommt denke ich ein bisschen Neugier
auf die nächsten Monate hervor. Na wenn das mal kein Erfolg ist…
Mondkind
Kommentare
Kommentar veröffentlichen