Examen Tag 2


Examen.
Eine komische Zeit.
Ein komischer Schwebezustand.

Panik und Ruhe gleichzeitig. Nervöses Kneten der Finger, im Kreis laufen.
Und dennoch fehlt das schnelle Schlagen des Pulses, das früher manchmal da war. Das Gefühl, dass es einfach irre wichtig ist. Dass das jetzt diese Tage sind, auf die sie die letzten Monate hin gearbeitet hat. Der letzte Endspurt. Und das danach ein Ziel kommt. Und eine bessere Zeit.

Sie fällt durch die Tage. Unabhängig davon, ob Examen ist oder nicht. Jeder Tag muss gelebt werden und jeder Tag ist ungefähr gleich schwer.

Sie merkt nicht, was sich in ihrem Kopf abspielt. Sieht nach außen so souverän aus.
Nur, wenn sie nachmittags hier sitzt. Wenn ihr Körper wieder ruhiger wird, wenn er sich anfühlt, als würde er zu ihr gehören, dann merkt sie es.
Anfälle von Verzweiflung. Aus dem Nichts heraus findet sie sich mit Tränen in den Augen vor ihrer Heizung wieder. Zur Beruhigung duschen gehen. Dann ist ein paar Minuten Ruhe, bevor das von vorne los geht.

Es ist nicht mehr steuerbar.
Wenn das Examen morgen vorbei ist, dann wird sich in den nächsten Tagen nach und nach alles ändern. Es wird langfristig gesehen nichts mehr sein, wie es mal war und mehr als alles andere beschäftigt Mondkind immer noch, wo sie ihr Gleichgewicht wieder finden soll.

Wird es ein Leben danach geben? Das ist eine Frage, die sie sich sogar im Examen stellt.
Weil es so essentiell ist.

***
Die ersten beiden Tage sind ja nun vorbei und ich habe noch nicht in die Auswertungen geschaut. Gestern hatte ich während der Prüfung mal das Gefühl, dass es 60 % geworden sein könnten, je länger ich allerdings über die Fragen nachgedacht habe, desto mehr Fehler sind mir aufgefallen. Die meisten aufgrund mangelnder Konzentration.
Heute lief es wirklich ganz gut an und nach der Hälfte dachte ich, dass es echt gut aussieht, aber die restlichen 50 Fragen waren dann nicht mehr so nett… mal sehen, wie sich mein Gefühl dazu heute im Lauf des Tages noch verhält. Ich versuche nicht so viel darüber nachzudenken.

Ich weiß wirklich nicht, ob es reichen wird.
Das kommt sehr auf den morgigen Tag an. Uns fehlt immer noch Neuro und Psychiatrie – mal sehen, wie groß dieser Teil sein wird und was dran kommt. Zwei große Falldarstellungen mit vielen Fragen zum Thema Schlaganfall und affektiven Störungen wären ganz gut. Das könnte es wirklich raus reißen.

Ansonsten sind die Nachmittage zwischen den Tagen schon blöd. Man versucht noch das zu wiederholen, das noch nicht abgefragt wurde, aber nach 6 Stunden Prüfung ist man eben durch... Also ich zumindest. Ich habe einfach nur Kopfschmerzen und bin müde.

Ich hoffe, dass ich heute Nacht etwas besser schlafe als letzte Nacht. Es hat überhaupt nicht geklappt trotz Mirtazapin und Tavor…

Ich werde jetzt nochmal flott das Wichtigste in Neuro, Psychiatrie und Auge wiederholen – das kommt nämlich morgen auf jeden Fall!

Mondkind

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Drittes Staatsexamen - ein Erfahrungsbericht

Reise - Tagebuch #2

Von einem Gespräch mit dem Kardiochirurgen