Reisetagebuch #1
Mondkind hat sich mal kurz das Internetkabel ihrer Oma geklaut ;)
Einmal quer durch Deutschland. Je älter Mondkind wird, desto kürzer
kommt ihr der Weg vor. Sie kann sich erinnern, dass das früher immer ewig
gedauert hat – ihre Mutter allerdings auch die Königin der Pausen gewesen ist.
Mondkind und ihre Schwester haben sich gestern an einer Raststätte
aber auch ein hoffnungslos überteuertes Eis gegönnt. Wenn man so einen schönen
Sommertag im Auto verbringt, muss das schon wenigstens drin sein ;)
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Chillen im Auto... |
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Auf Empfehlung meiner Schwester...😋 Bei dem Preis aber eine Ausnahme...😳 |
Heute waren ihre Oma, ihre Schwester und Mondkind dann im Park in der
Stadt unterwegs. Ab 13 Uhr war Gewitter angekündigt und obwohl am Morgen jeder
gesagt hatte, dass sie sich beeilen müssten, hat es keiner gemacht.
Das war aber auch nicht schlimm. Es gab tatsächlich einen kleinen
Schauer, aber da waren sie auch gerade Mittag essen. Das Essverhalten ihrer
Schwester geht Mondkind zwar schon jetzt auf die Nerven, aber da wird sie sich
jetzt eine Woche lang dran gewöhnen müssen.
Und als der Sturm vor dem Gewitter einsetze und man das Gefühl hatte
durch einen Schneeschauer aus Kirschblütenblättern zu laufen, waren die drei
schon auf dem Weg zum Auto.
Eines der Highlights ist die „Eichhörnchenecke“. Die Tiere sind halt
wirklich so zahm, dass sie einem quasi zwischen den Füßen herum hüpfen… ;)
Mondkind versucht irgendwie die guten Seiten dieser Reise zu sehen.
Dass sie – wenn sie den Eichhörnchen zuschaut – kurz vergessen kann, was im
Moment eigentlich los ist. Dass jeder Tag immer noch ein Kampf ist. Und das
wohl auch vorerst so bleiben wird.
Ihr Oberarzt aus dem PJ hat ihr heute geschrieben. Sie innerhalb einer
Mail noch drei Mal zum Examen beglückwünscht; auch wenn Mondkind ausdrücklich
dazu geschrieben hat, dass es erst die vorläufigen Ergebnisse sind.
Der Arzt hat außerdem mit dem Chef aus der Inneren – Abteilung
gesprochen und ihm erklärt, dass er ab Mitte Mai eigentlich zu Hause bleiben
könne, weil Mondkind den Laden rocke. Es ist ihr fast ein wenig unangenehm,
dass er die Latte für Mondkind so hoch legt. Sie ist zwar fleißig wann immer es
geht, aber sie weiß mit Sicherheit auch genug Dinge nicht, die sie eigentlich
wissen sollte.
Außerdem bemüht der Oberarzt sich immer noch um die Wohnung. Er
versucht noch Internet für Mondkind zu bekommen, obwohl das bisher immer nicht
geklappt habe (da muss Mondkind sich dann noch um Alternativen bemühen; wegen
jeder Recherche und dem Blog jeden Abend hoch in die Klinik und in das eine
Gebäude fahren zu müssen, in dem es Internet gibt, ist wirklich ein wenig
ätzend).
Mondkind wird allerdings immer mehr klar, dass sie nicht mehr den Funken einer
Chance hat.
„Irgendwie geht das schon noch alles“, hat sie sich noch versucht in
den letzten Tagen zu sagen.
Sowohl Arzt als auch Therapeutin hatten doch etwas wie einen Plan, wie
man das bis zum PJ alles hinbekommen kann.
Ja… - sie hatten.
Das hätte vorausgesetzt, dass sie nicht mindestens drei Wochen Zeit
verloren hätten, bevor irgendetwas wie eine Umsetzung losgeht.
Sie macht sich Vorwürfe. Sie hätte nur einen einzigen Satz über die
Lippen bringen müssen. Dann hätte sie die Chance gehabt, Alternativen dazu zu
entwickeln.
Irgendwie hat sie sich ihrer Familie gebeugt… - was sie wahrscheinlich
nicht hätte tun sollen. Im Endeffekt geht deren Plan auf. Diese Woche bei ihrer
Oma macht den Plänen endgültig ein Strich durch die Rechnung. Ein Freund hatte
ihr angeboten heute mit ihr auch nochmal direkt in die Klinik zu fahren – ohne
vorher da anzurufen. Oder direkt auf der Station anzurufen, auf der sie damals
war.
(So nebenbei bemerkt, hatte Mondkinds Schwester die Versicherung so
geändert, dass Mondkind das Auto ihrer Schwester gar nicht mehr fahren darf.
Egal wie müde sie also zwischendurch geworden wäre – Mondkind hätte trotzdem
nicht ihre Schwester ablösen dürfen…)
Im Zweifel ist es diese Woche, die sie am Ende um ihr Leben bringt. Es
geht ja gar nicht darum, dass sie ihre Oma nicht mag oder so. Sondern darum,
dass es gerade so viel Wichtigeres zu tun gibt. Denn dass sie in weniger als
einem Monat irgendwie zurecht kommen soll, erscheint ihr nach wie vor
undenkbar.
Und manchmal ist sie schon ein wenig sauer auf sich selbst, dass sie
wirklich geglaubt hat dass es reicht, wenn die in der Ambulanz irgendeinen Plan
haben. Denn irgendwie hat das Hoffnung generiert, wo im Endeffekt
wahrscheinlich nie welche war.
Sie hat heute auch nochmal mit der Ambulanz telefoniert. Ihr Arzt ist
jetzt erst krank und dann hat er Urlaub – im Juni könnte sie wieder zu ihm,
aber da ist Mondkind ja nicht mehr da. Sie hat jetzt zumindest nochmal einen
Termin bei einer Vertretung, aber die wird sich sicherlich nicht so sehr für
Mondkind einsetzen.
Mondkind weiß halt, dass sie mit ihrem Oberarzt im PJ verdammt viel Glück
gehabt hat. Und jetzt – wo immer mehr Menschen wissen, dass Mondkind kommt –
und ihr Oberarzt auch noch solche Reden auf sie hält, wäre Mondkind mehr als
dämlich, wenn sie sich das kaputt macht.
Mondkind ist wütend auf sich selbst, dass die Situation im Moment ist,
wie sie eben ist. Aber die Negativität lässt sich nicht abstellen. Und sie hat einfach
verdammt viel Angst. Mondkind hat immer gesehen, dass das eines Tages so kommt.
Und immer gehofft, dass es dieses eine Mal anders wird.
Mondkind
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