Tag 79 / 80 von 116 Pädiatrie II und III



Ich habe meine Laune gestern mal der Menschheit erspart. Besser ging es mir nämlich nicht.
Und die Ankündigung meines Vaters, dass es ab nächsten Monat weniger Unterhalt gibt, ist jetzt auch nicht so die Information die man braucht, wenn man morgens aufs Handy schaut.

Heute habe ich aber zumindest mal ein schönes Bild mitgebracht. 

Sonst habe ich ja eher nicht so den grünen Daumen, aber das sieht doch mal nach etwas aus, oder?
Ich präsentiere nochmal ein Foto, wenn sie dann aufgeblüht ist. 
Und nicht nur die Blumen erwachen langsam wieder zum Leben - auch die Vögel kommen zurück. Ich habe heute gleich drei riesige Vogelschwärme gesehen... 

Kreuzen war in den letzten beiden Tagen aber zumindest einigermaßen erbaulich, wenn auch nicht sehr intellektuell herausfordernd. Ich habe Psychiatrie gekreuzt und die 90 % - Marke überschritten.
Also so manchmal… - wenn ich nicht selbst so daran zu knacken hätte, glaube ich immer noch, dass Psychiatrie das ultimative Fachgebiet für mich wäre. Es interessiert mich einfach wirklich.
Natürlich kann ich nicht alles nachvollziehen, was die Patienten haben. Ich weiß zum Beispiel nicht, wie sich eine Psychose anfühlt. Aber einiges kenne ich eben doch und meine bisher bescheidenen Erfahrungen im Klinikalltag haben gezeigt, dass man dann doch die richtigen Worte findet.

Ansonsten habe ich zwischenzeitlich meinen Lernplatz mal vom Schreibtisch auf den Fußboden verlagert. Ich konnte mich plötzlich erinnern, dass das schon früher manchmal geholfen hat. Zwar weiß ich nicht, wer auf die wahnwitzige Idee gekommen ist, in diesem Studentenwohnheim einen Teppich zu verlegen, der sich kaum absaugen lässt und so noch die Spuren sämtlicher Vorbewohner trägt, aber wenn ich eine Wolldecke drunter lege, geht das schon.

Im Moment bin ich bei Pädiatrie – das ist streckenweise Wiederholung. Kardiologische, neurologische, orthopädische, rheumatologische und im Prinzip sämtliche andere Fachgebiete kommen nämlich auch bei den Kleinsten vor. Zwar in vielerlei Hinsicht doch anders (denn Kinder sind ja keine kleinen Erwachsenen, wie uns im Verlauf des Studiums immer wieder gelehrt wurde), aber ich nutze das direkt zum Anlass den Rest auch nochmal zu wiederholen (was die Lerntage ziemlich lang werden lässt).

Wenn ich nicht gerade lerne, mache ich mir in den letzten Tagen ab und an darüber Gedanken, was der rebellierende Teil in mir wohl möchte. Bisher weiß ich ja nur, was er nicht möchte.
Das Ding ist halt, dass dieser Teil das glaube ich selbst nicht so genau weiß. Oder doch weiß, aber es sich nicht traut zu denken.
Ich glaube, eigentlich ist das gar nicht so viel.
Einerseits möchte es denke ich diesen Zwang nicht mehr. Es möchte ein bisschen mehr Teil dieser Welt sein, ein bisschen mehr fühlen, ein bisschen mehr Frieden mit sich selbst. Ein bisschen mehr genießen können.
„If you’re a heart without a home…“, so besang Westlife es einst. Ich glaube, das ist auch ein wesentlicher Teil. Es möchte einen Platz finden, an dem es sicher akzeptiert wird. An den es gehört, an dem es geschätzt wird, an dem es auffällt, wenn es fehlt. An dem es so akzeptiert wird, wie es eben ist, an dem es sich nicht verstellen muss, an dem es nicht nur immer strebsam und stark sein und alles auf die Reihe bekommen muss. 

Alles Liebe
Mondkind

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