Tag 91 / 92 von 116 Kardiologie und Gedankenschleifen



Ich bin jetzt bei der Wiederholung von Kardio. Das läuft eigentlich ganz gut, aber die Kardio ist ja ohnehin mein Steckenpferd. Das bringt mich dann aber schon wieder zu der Überlegung, ob das überhaupt sinnig ist, oder ob ich lieber nochmal diesen ganzen Rheuma – Kram und Endokrinologie und so alles wiederholen sollte. Das kommt alles noch – ich habe mir überlegt, ich wiederhole von den Dingen, die ich gut kann hin zu denen, die ich nicht gut kann. Dann sind die Dinge, die ich nicht so gut kann hoffentlich noch frischer und an Kardio erinnere ich mich dann vielleicht auch noch, obwohl die Infos dann schon wieder von so viel anderem überschattet wurden…
Aber man muss sich halt mit allem sehr beeilen und was mache ich wenn hinten raus die Zeit nicht mehr reicht… ?
Grr… ich sollte weniger mein Handeln in Frage stellen und mehr machen. Ich denke mir ja schon etwas dabei und wenn ich das für gut befinde, wird es schon okay sein. Bisher war es hinsichtlich der Uni noch nie so verkehrt, auf mich selbst zu hören.

Jedenfalls… ich habe heute auch noch mal EKG wiederholt und ich kann mich erinnern, dass das alles mal böhmische Dörfer für mich waren und ich in einem EKG – Kurs, den ich mal in einer Famulatur hatte, einfach nichts begriffen habe. Mittlerweile macht es mir echt Spaß, die Beispiel – EKGs zu befunden… Mal sehen, wie das dann in der Klinik später läuft. Da haben die Menschen ja meistens mehrere Sachen, da wird es dann wieder unübersichtlich. (Vielleicht wünsche ich mir dann, ich hätte so etwas nie gesagt…)

Ich habe heute auch mal Umweltmedizin gekreuzt. Ich war ja sehr überrascht, wie gut das lief. Das IMPP bedient sich da aus einem - zum Glück - relativ konstant gleich bleibenden Fundus von Chemikalien. Die kann man zwar teilweise nicht mal aussprechen, aber es reicht ja, sie visuell zu erkennen. Und wenn nach einer Falschaussage gesucht ist und man einfach mal den Stoff ankreuzt, von dem man vorher noch nie etwas gehört hat, fährt man damit ganz gut, habe ich herausgefunden.
Das ist halt eigentlich nicht meine bevorzugte Lernmethode. Denn wenn sie dann doch mal andere Dinge aussuchen, stehe ich ziemlich auf der Leitung, aber ich kann eben auch nicht die ganze Energie in Umweltmedizin stecken.
Na mal sehen… hoffen wir mal, dass das IMPP sich treu bleibt…

***
Ursprünglich wollte ich ja ein wenig mehr thematisieren, wie sich die Vorbereitung hier gestaltet. Durch die Titel habe ich zumindest einen groben Überblick, wann ich was gemacht habe und anhand der Daten suche ich mir tatsächlich oft Dokumente zusammen, die ich schon irgendwann im Halbschlaf gespeichert habe und dessen Titel dann nicht sehr aussagekräftig sind.

Aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich einfach keine Lust habe mich in den wenigen Minuten des bloggens, auch noch so viel mit der Lernerei zu beschäftigen. Das mache ich ja schon den ganzen Tag und dann mag ich das eigentlich mehr, meine Gedanken ein wenig ziehen zu lassen.



Im Moment – ich glaube, da muss ich mich langsam auch nicht mehr heraus reden – bin ich echt im tiefsten Loch seit Beginn des Jahres (falls ich seit Januar jemals draußen war…).



Und ich glaube, die Hauptproblematik warum mir das gerade so schwer fällt, ist wieder mal die fehlende Krankheitsakzeptanz.

Ich meine… - was soll ich jetzt machen? Klar kann ich mich verfluchen, dass mein Hirn gerade jetzt so durchdreht und eigentlich mehr denkt als lernt, aber das bringt mich auch nicht weiter.

Von den Ärzten habe ich oft gehört, dass sie das schon sehr erstaunlich finden, was ich trotz dieser Problematik, die nun mal das komplette Leben irgendwo beherrscht, auf die Beine gestellt habe. Es hieß auch oft, dass ich das eben nicht alles so vor mir her trage. Dass ich mich nicht hinter dem Chaos in meinem Kopf verstecke, sondern trotzdem alles dafür tue, einen „normalen“ Alltag zu leben.

Und das muss ich mir eben auch mal bewusst machen – auch wenn ich die Auffassung der Ärzte oft nicht teile und da eher im Defizitdenken bin.

Aber gerade wenn ich hier bei mir alleine bin, dann darf ich auch heulend am Schreibtisch sitzen. Das sieht ja keiner. Ich muss mich ja nicht für mich selbst zusammen reißen und ich muss mich auch vor niemanden für meinen Lernplan und meine Lernmethoden rechtfertigen.

Was ich sagen will: Wenn man die schwierigen Zeiten einfach akzeptiert, dann wird es vielleicht einfacher. An mich wurde so oft das Argument heran getragen, dass ich doch selbst an allem Schuld sei und ich glaube ein wenig habe ich die Ansicht auch für mich selbst übernommen. Aber das stimmt so einfach nicht. Keiner sucht sich das aus. Und ganz im Ernst: Der „sekundäre Krankheitsgewinn“, wie man das so schön nennt, liegt Lichtjahre unter dem, was einem das abverlangt.



Schwierige Zeiten ziehen bei mir auch immer Schlaflosigkeit mit sich (okay, das fällt jetzt nicht so auf, weil ich immer schlecht schlafe), aber meistens auch die Tatsache, dass ich das Essen ziemlich einstelle. Ich habe einfach so gar keinen Hunger. Ich glaube gewichtstechnisch ist das jetzt nicht so das Problem – im Moment bin ich ohnehin am Schreibtisch festgewachsen. Ich habe zwar keine Waage hier, aber ich vermute, dass ein Couchpotato – Dasein dem Gewicht nicht zuträglich ist.

Jedenfalls habe ich jetzt heute mal alle Zutaten für Bananenpancakes organisiert. Vielleicht kann ich mich ja morgen dazu aufraffen. Ein bisschen Gehirnfutter braucht mein Körper ja und unter normalen Umständen habe ich Bananenpancakes ganz gern und ein bisschen „soulfood“ wäre eventuell mal ein Anfang.



Ansonsten springt mein Hirn halt viel durch die Themen. Wir haben mittlerweile festgestellt, was fehlt. Aber das ist nichts, das man an jeder Straßenecke findet… Wie komme ich dahin?

Zwischendurch sind die Tage im Moment so schwer, dass im Prinzip jede Stunde streckenweise ein Gewinn ist. Jetzt ist wieder Wochenende und das stresst mich mal wieder. Und so manches Mal stelle ich mir die Frage: Selbst, wenn es klappt mit dem PJ, aber ist es das wert? Was soll ich denn in ein paar Jahren mal erzählen, was ich gemacht habe? Ich habe mich versucht von Punkt zu Punkt zu hangeln, wenn möglich zu überleben und nebenbei habe ich noch irgendwie den Alltag balanciert. Es ist nicht so, dass das nichts wäre. Aber wo ist da mal Platz für Schönes? Für Erinnerungen die bleiben? Sollte ich nicht solange, wie ich es noch irgendwie halbwegs „unkompliziert“ machen kann (also Fehlzeiten im Studium verstecken kann) versuchen, das zu ändern?

Ob mir die Klinik dabei helfen könnte? Das Wort ist so oft gefallen in den letzten Stunden – ich glaube in der Ambulanz sieht man mich ohnehin noch nicht im PJ… sollte ich der Sache nochmal eine Chance geben? Nur weil es einmal nicht geklappt hat, muss das ja nicht heißen, dass es nie funktioniert. Ich kenne viele Negativ – Beispiele; viele Menschen die wie auch ich nach der Klinik wieder viel kämpfen und mittlerweile schon teilweise mehr als ein Mal wieder dort waren. Aber ich kenne auch ein Positiv – Beispiel. Und wer sagt, dass ich nicht so ein Positiv – Beispiel werden kann?

Was würde passieren, wenn ich mit dem Oberarzt vom PJ Klartext reden würde? Dass ich einfach noch Zeit brauche… - was würde er denken? Vielleicht würde er es sogar mutig finden und ich mache mich hier deshalb völlig fertig… - wir sind ja alle Mediziner und sollten der Auffassung sein, dass solche Krankheiten behandelt gehören.

Und zu guter Letzt: Wie kann ich erreichen, nach dem Examen nicht „durch die Maschen zu gleiten“, wie meine Therapeutin es formulierte? Durch die Maschen zu gleiten ist nämlich definitiv einfacher möglich, als das nicht zu tun. Es kann sich ja noch ändern, aber vom jetzigen Zeitpunkt aus glaube ich nicht, dass ich das schaffe… Wäre es nicht eine Idee vielleicht nicht unbedingt zu warten, bis das ganze mehr oder weniger ungeplant abrutscht? Vielleicht ist es einfach die bescheuertste Idee, die ich je hatte, aber könnte man nicht vielleicht schon vorher vereinbaren, dass ich nach dem Examen ein paar Tage in die Klinik gehe und einfach schaue wie es läuft. Das hätte den Vorteil, dass diesem destruktiven Teil in mir ein wenig die Hände gebunden wären – denn nach dem Examen ist erst mal Wochenende und 48 Stunden können unter Umständen sehr lang werden, wenn man nicht mehr „Du darfst keine Aktionen bringen, die das Examen gefährden“ im Kopf hat.

Abgesehen davon habe ich dann mehr Chancen auf der Station zu landen, auf der ich schon war, statt im allgemeinen Auffangbecken. Und ich vertraue einfach dem Oberarzt dort total. Der wirkt zwar immer etwas theatralisch und unnahbar, setzt sich aber sehr für seine Patienten ein. Er kennt mich seit fast drei Jahren, weiß wie sehr ich mit mir und um den Alltag und für dieses Studium kämpfe und bei ihm hätte ich das Vertrauen, dass wir beide mit aller Kraft daran arbeiten, es bis zum PJ – Anfang zu schaffen. Und es würde mir bei ihm glaube ich auch zumindest leichter fallen zu akzeptieren, wenn wir irgendwann beschließend würden, dass es doch nicht geht, weil er das nicht aus logistischen Gründen, Arbeitsersparnis, mangelnder Auseinandersetzung mit dem Fall oder sonst was machen würde, sondern weil er dann wirklich glauben würde, dass es schwierig werden würde. Ich fürchte nur, das kann ich in der Ambulanz echt nicht so vorschlagen. Ich kann ja nicht noch Sonderwünsche anbringen. Und vielleicht ist die Idee auch generell ziemlich dämlich, denn wenn man schon einmal in der Klinik ist… - obwohl der Gedanke dahinter bei mir halt ist, das dann die vier Wochen vielleicht wirklich reichen, um mich startklar fürs PJ zu machen… - aber ich Hasenfuß würde die Idee ohnehin nie meiner Therapeutin vortragen…



Ich könnte glaube ich noch 10 Seiten weiter schreiben, muss mich jetzt aber noch ein wenig dem Kreuzen widmen und mein Chaos hier ein wenig aufräumen.



Ich wünsche allen einen guten Start ins Wochenende (und denjenigen, denen es auch schwer fällt, ein gutes Durchhaltevermögen).

Mondkind

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