Psychiatrie #34 Letzte Einzelsitzung


Doesn't even matter to you
To see what I can see
I'm crawling on the floor to reach you
I'm a wreck you see
When you're far from home now
Makes it hard to believe

So how ya gonna love
How ya gonna feel
How you gonna live your life like the dream you have is real

If you've lost your way
I will keep you safe
Well open up all your world inside
Til you come alive tonight
I will keep you safe

(Westlife – safe)

Wenn Du Deinen Weg verloren hast, dann werde ich Dich sichern.
Schöne Vorstellung irgendwie. Das war auch so ein Lied, das ich auf Dauerschleife gehört habe, als es raus kam. Vor mehr als zehn Jahren schon. Gespürt was fehlt, habe ich schon immer.

Selbst im „distanzierten Beschützer – Modus“ tut es ein kleines bisschen weh. Wahrscheinlich ungefähr ein hundertstel von der eigentlichen Katastrophe, die es ist.

Viel machen konnte ich heute nicht. Obwohl ich mich schonen wollte, um schnell wieder gesund zu werden, habe ich natürlich wieder allerhand organisatorischen Krempel gemacht. Und auf meine letzte Einzeltherapie – Sitzung gewartet.

Viel genützt hat das auch nicht mehr.
Ich habe der Therapeutin erklärt, dass eigentlich gerade um mich herum alles zusammen bricht, für das ich unfassbar lange gekämpft habe. Näher möchte ich darauf auch gar nicht eingehen. Und, dass es seitdem mit der Suizidalität nicht weniger, sondern mehr wird. Dass ich nicht weiß, ob und wann die Sicherungen durchknallen.

Ich weiß auch nicht, was ich erwartet habe. Ich weiß, dass es etwas wie Sicherheit jetzt einfach nicht mehr gibt. „Frau Mondkind, wir können Sie ja nicht ewig hier behalten…“ „Wir würden Ihnen natürlich empfehlen, einen anderen Weg als den Suizid zu wählen…“ Ja, das würde ich mir auch empfehlen. Ich weiß nur absolut nicht wie und die anderen, die das so daher sagen, die leben dieses Leben nicht. Die Welt müsste einmal kurz stehen bleiben. Auf Pause schalten. Mir Ruhe gönnen, bis ich mich zu einem „Ja“ zum Leben durchringen kann. Bis ich mich erholt habe vom ständigen, ermüdenden Kampf gegen mich selbst. Denn wenn ich jetzt nicht vorwärts gehe, dann weiß ich, dass meine Schwester dieses Leben an dem Ort lebt, das ich immer haben wollte. Und damit kann ich auf gar keinen Fall leben.
Aber meine Zeit hier ist abgelaufen. Ich hatte ein paar Wochen die Gelegenheit, das Problem zu lösen. Und das zu versuchen, war sicher richtig und wichtig. Geklappt hat es nicht. Aber es war wenigstens nochmal ein bisschen Pause von dem Wahnsinn. Und vielleicht hat sich das ganze Durchhalten davor, allein dafür gelohnt. 

Eines der letzten Katzenbilder



Es gibt nicht mehr viel zu sagen. Ab Morgen gehe ich zurück in mein eigenes Chaos, aus dem ich vor ein paar Wochen kam. Um ein paar Erfahrungen reicher. Momente, die dieses Leben noch gestützt haben.

Eigentlich wäre ja morgen noch Oberarztvisite und ich war ganz froh, die noch mitnehmen zu können. Allerdings wurde sie nun auf Donnerstag vertagt. Vermutlich hätte das auch nicht mehr viel gebracht. Ich weiß nicht, auf welches Wunder ich da noch warte.
Alle Beteiligten werden sich vermutlich hüten, das Thema Suizidalität nochmal anzusprechen und Mondkind ist ja auch zu scheu, um zu fragen, wie die sich das jetzt eigentlich vorstellen, sie mehr oder weniger suizidal zu entlassen. Wohlwissend, dass es ohnehin keine andere Möglichkeit gibt. Sie muss los – damit das Leben in der Ferne zumindest zeitgleich mit ihrer Schwester starten kann, so das denn je statt findet.
Daher gibt es den nächsten Blogpost dann vom heimischen Schreibtisch.

Mondkind

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Drittes Staatsexamen - ein Erfahrungsbericht

Reise - Tagebuch #2

Von einem Gespräch mit dem Kardiochirurgen