Déjà vu

Zufälligerweise war ich heute mal im Studierendenportal unterwegs. Und zufälligerweise bin ich dabei auf den neuen, vorläufigen Stundenplan gestoßen, der zu dem Zeitpunkt gerade mal zwei Stunden online war.

Ich muss ja nun noch das Gynpraktikum absolvieren und dort ist Anwesenheit ohne Ausnahme Pflicht. Es hätte also innerhalb der ganzen acht Wochen genau eine Woche gegeben, in der weitere Termine ungünstig wären.
Ab und an muss man mal beim Betriebsarzt vorbei – insbesondere wenn man vorhat mit dem PJ zu starten. Ich habe mit denen telefoniert - das sei gar kein Problem – die Bescheinigung sei ein halbes Jahr gültig. Also kann ich das ja jetzt schon machen, dann habe ich im Frühling nicht die Rennerei, wenn ich nebenbei das Examen vorbereiten muss.
Da ich ja dachte, dass ich zu dem Zeitpunkt die Uni nicht mehr besuchen muss, habe ich den Termin auf einen Montagmorgen gelegt.
Und ihr könnt Euch schon vorstellen, was passiert ist: Genau in dieser Woche hat Mondkind ihre Gyn – Woche. Warum auch nicht? Es wäre ja fast ein wenig zu viel Glück, wenn hier mal irgendetwas funktionieren würde.
Ich überlege noch, ob ich mit denen rede – da dauert ja maximal eine halbe Stunde, oder ob ich mir den Stress nicht antue. Die Gynis sind bei uns an der Uni immer ziemlich zickig.

Als nächstes hatte ich die Idee mir den Stundenplan schonmal abzuschreiben, damit ich demnächst meine Termine so planen kann, dass sie in den Stundenplan passen.
Der Stundenplan ist reichlich unübersichtlich und deshalb hatte ich im Frühjahr die Idee mir zum ersten Mal nicht den Stundenplan auszudrucken und die Veranstaltungen anzustreichen, in denen ich eingeteilt bin, sondern ihn einfach neu zu schreiben.

Da ich dieses Dokument zwar auf dem PC habe, aber gerade nicht drucken kann, dachte ich mir, dass ich erstmal nur die jeweilige Woche an den Rand schreibe und den Stundenplan später nochmal abschreibe. Zwar hat sich da zu unseren Vorgängern nicht viel geändert, aber ich habe das lieber in der richtigen Reihenfolge. Ich habe ja mit dem Studienblock schon einmal begonnen, von daher existiert da auch noch ein Stundenplan.

Und dann suche ich die Gruppe heraus, in die ich jetzt eingeteilt wurde und sehe mir unseren Rotationsplan an. Es ist zufällig exakt der Gleiche, wie im letzten Semester.
Ich muss den Stundenplan nicht neu schreiben. Ich kann einfach die Daten ändern. Klar – wenn ein Feiertag ist, verschiebt sich da schon mal etwas, aber dann rücken die Veranstaltungen vom Feiertag auf den sonst freien Mittwoch – das kriege ich auch so hin.

Und irgendwie… - wahrscheinlich kann man sich das als Außenstehender nicht vorstellen – bin ich doch etwas bewegt. Es wird genauso weiter gehen, wie es damals aufgehört hat. Mit genau dem gleichen Stundenplan nur alles viele Wochen später.
Auf meinen alten Zetteln sind die ersten Veranstaltungen schon mit Bleistifthaken versehen. „Absolviert“, heiß das.
Und damit ich es nicht vergesse, steht man Rand der ersten Woche noch der Termin. „12:00 Uhr Ambulanz“.
Jener Termin, von dem ich nicht dachte, dass das für mich das Ende des Studienblocks ist.

Ich kann mich noch genau erinnern – wir saßen gerade in der Geriatrie – Vorlesung, als ich ein paar Minuten eher verschwinden musste. Ich hatte mein Halstuch auf der Bank vergessen und eine Kommilitonin warf es mir noch hinterher.
„Das kann sie mir doch auch nachher geben“, dachte ich und ich glaube, ich habe es sogar gesagt.
Ich glaube, diese Szene hat sich erst im Nachhinein in meinem Kopf eingebrannt. Einfach, weil es so sehr zeigt, dass ich dachte, dass ich fest genug im Semester stehe. „Wenn ich einmal begonnen habe, gehe ich doch nicht in die Klinik“, so meine Überzeugung.

Heute weiß ich, dass ich das Semester ohnehin nicht geschafft hätte und das vielleicht nicht mal überlebt hätte. Ich weiß, dass es die richtige Entscheidung war.
Und dennoch treibt es mir die Tränen in die Augen aus Traurigkeit, Verzweiflung und Wut, wie sehr so eine beschissene (sorry…) Krankheit das normale Leben so umwälzen kann und alle Pläne so über den Haufen werfen kann. 
Und so sehr es auch nötig war - aber ich werde mir das nie verzeihen können. Wenn ich irgendetwas konnte, dann war das die Uni. Und die aufzugeben, war absolutes Versagen.

Aber hoffen wir, dass ich es diesmal zumindest weiter als bis zum Ende der ersten Woche schaffe.

Alles Liebe
Mondkind

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