Färbeergebnisse
Nachdem ich heute Nacht ein wenig besser
geschlafen hatte, bin ich auch heute Morgen in aller Frühe ins Labor geradelt.
„Wie geht es Dir?“, begrüßte mich der MTA mit
einer Umarmung.
„Besser als gestern auf jeden Fall“, antwortete
ich, während ich meine Jacke auszog.
„Dir merkt man das aber auch alles überhaupt
nicht an“, meinte er.
Ich rekapitulierte im Kopf, wie ich heute
Morgen angekommen war. Eigentlich wie jeden Morgen mit einem Lächeln auf dem
Gesicht, einer geraden Körperhaltung, ein wenig Schwung in Schritt und Stimme.
„Soll man ja auch nicht“, erwiderte ich. „Man
muss das ja nicht so vor sich hertragen… Aber in der Klinik war das echt ein
Problem. Ich glaube, die wussten am Ende gar nicht mehr, was die mit mir machen
sollen…“
„Das glaube ich“, sagte er. „Es ist aber auch
nicht gut, wenn das alles nur so aufgesetzt ist“, fügte er hinzu.
„Naja so im Alltag… was willst Du machen? Eine
Frohnatur hat man doch lieber um sich herum… Und sonst - wenn dann jemand nachfragt, weißt Du halt auch nicht, was Du sagen sollst“, erklärte ich.
„Okay… wo sind die Proben…“, fragte ich, um die
unangenehm werdende Diskussion abzukürzen.
Aber Recht hat er schon – das muss ich ihm
lassen. Das fanden die in der Klinik auch immer beeindruckend und bisweilen
sogar irritierend. Ich kann über die schwierigsten Themen reden und dabei immer
noch normal – fast fröhlich – aussehen.
Und natürlich merke ich, dass ich sobald ich
einen Fuß vor die Tür setze, ein völlig anderer Mensch werde. Das ist
mittlerweile zum Automatismus geworden, aber ich merke, wie ich da jeden Morgen
in eine Rolle hinein rutsche.
Während wir unsere Proben mit dem
Zweitantiköper, dem Bindeglied und dem Farbstoff versahen, war reichlich
Betrieb im Labor. Die Techniker reparierten unsere Rollläden, ein Professor kam
vorbei und stellte den neuen Praktikanten vor und dann kam auch noch die
Materiallieferung.
Und dann… - der entscheidende Moment.
Abwarten der Farbreaktion. Im Prinzip kann man
da frühestens nach 10 Minuten etwas sehen, aber natürlich waren wir ungeduldig
und haben schon nach wenigen Sekunden den ersten Objektträger unter das
Mikroskop gelegt. Nichts… wie auch?
Nachdem wir einige Minuten gewartet hatten,
legten wir die Positiv – Kontrolle unter das Mikroskop. Immer noch nichts… das
konnte doch nicht sein? Hier musste doch etwas sein… Oder das Gewebe ist
mittlerweile nicht mehr so richtig tauglich.
Wir versuchten es mit einem meiner
Muskelpräparate und bäääm: Ein rotes Gefäß schlug uns ins Auge! Yeah!!!!
Es hat funktioniert!
Es gab dann noch ein paar kleine Probleme mit
der Gegenfärbung, aber ich denke das wird nicht so schlimm sein.
Jetzt habe ich nur ab nächster Woche noch mehr
zu tun. Und… so gut wie das Ergebnis ist – ich hoffe, dass es mich irgendwann
mal irgendwo hin bringt. Ich glaube, mein Doktorvater weiß gerade selbst nicht
so genau, was er damit eigentlich will, weil die ursprünglich angedachte
Versuchsanordnung aus Kosten- und Zeitgründen nicht möglich ist.
Plan für nächste Woche ist es jetzt, jeden Tag 3 Stunden ins Labor zu gehen, um die
Befunde zu dokumentieren und im Anschluss zu Hause ein Script zusammen zu
fassen. Das ist ein straffes Programm und wird schon am Montag schwierig – da hänge
ich nämlich morgens noch in der Ambulanz herum. So ein 10 – Uhr – Termin ist
echt ein bisschen ungünstig. Entweder man steht früh auf, um davor schon etwas
zu schaffen, oder man fängt eben erst mittags an, was ich mir irgendwie nicht
leisten kann.
Ich hoffe, dass ich dann aber mit 15 Stunden im Labor nächster Woche 3/4 der Präparate - das werden rund 12 Stück sein - dokumentiert habe.
Ansonsten habe ich heute den ganzen Tag auf
eine Mail gewartet, die nicht eingetrudelt ist… Bin ich eigentlich die Einzige,
die da so furchtbar ungeduldig ist? Ich hasse das, wenn sich Menschen so irre
viel Zeit lassen. Bei mir ist das immer so: Ich lese jede Mail die kommt meist
recht zeitnah und dann fällt mir aber auch immer etwas dazu ein, was ich meinem
Gegenüber gern dazu sagen möchte und dann bin ich selbst halt immer relativ
flott mit den Antworten.
Aber ich glaube, viele Menschen schieben schon
allein das Lesen der Mails vor sich her… Naja… mir bleibt ja ohnehin nichts
anderes übrig als zu hoffen, dass sie Montag kommt…
So... ich muss jetzt noch ein wenig klar Schiff
in der Wohnung machen, zu Ende formatieren und eigentlich wollte ich noch ein
wenig entspannen, aber das wird denke ich nichts mehr. Am Wochenende steht auch
viel an. Morgen geht es zu Ikea – ich brauche immer noch eine Kommode, damit
hier endlich mal der Boden frei wird. Eigentlich brauche ich auch noch einen
Keyboardständer… Oder ich stelle das Keyboard – wenn es von der Höhe her passt –
auf die Kommode… obwohl das sicher nicht so gut ausschaut… Naja… Studentenbude
halt. Wenn man sein ganzes Hab und Gut
in einem einzigen Raum unterbringen muss, ist es fast unmöglich dass es
wirklich richtig gut aussieht…
Sonntag wollte ein Freund mit mir auf den
Flohmarkt und irgendwie wird es mir glaube ich schon fast wieder ein wenig
viel, wenn ich halt noch an beiden Tagen ein Script schaffen muss. Aber ich
habe ihn schon am Mittwoch versetzt – das kann ich jetzt nicht nochmal bringen…
Und im Prinzip habe ich im Moment Semesterferien… irgendetwas
läuft da gerade schon wieder schief, wenn ich mir jetzt schon wieder Gedanken
mache, wann ich nächste Woche mal 20 Minuten über habe, um in den Supermarkt zu
fahren…
Alles Liebe und ein gutes Wochenende an alle
Leser!
Mondkind
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