Tag 54 / 116 Infektionserkrankungen I und Gedanken zum Lernverhalten



So… eigentlich bin ich tatsächlich durch mit dem Stoff für heute und deshalb werde ich mir gleich nochmal ein wenig die Antibiotika zu Gemüte führen.
Obwohl ich heute Morgen echt genervt war. Ich weiß nicht, was mit dem Haus hier los ist. Zwei Mal hatten wir in den letzten beiden Wochen über einen längeren Zeitraum Stromausfall und heute haben die Bauarbeiter zwischen 8:00 Uhr und 9:30 Uhr ununterbrochen an der Wand herum gekloppt. Ich bin echt fast ausgerastet. Lernen so gut wie unmöglich. Mal sehen, was davon morgen noch im Hirn ist.
Heute waren bakterielle Infektionserkrankungen dran. Natürlich kommen dann auch die Exoten vor. Pest zum Beispiel… ob ich wohl jemals einen Pest – Patienten sehe? Aber das ist ja wenigstens noch interessant, es gibt ja auch so komische Lungenerkrankungen die nur irgendwo in den Anden vorkommen…

Kreuzen war eher so semi. Heute war der letzte Teil von Endokrinologie dran und gerade mit den Porphyrien habe ich mich wirklich verstritten. Das muss ich nochmal nachlesen. Hämochromatose lief auch nicht so super – da hatte ich auch meine Startprobleme. Obwohl ich teilweise glaube ich auch einfach unkonzentriert war…
Und die Fragen zum Thema Gicht waren auch nicht so einfach… die wollten nicht wissen, wo sich der akute Schub am häufigsten manifestiert (das Großzehengrundgelenk, das lernt man ja brav), sondern wo es am zweithäufigsten vorkommt. Ich hatte irgendetwas von Kniegelenk im Ohr – das gab es aber nicht zur Auswahl, deshalb habe ich mal „analog“ dazu, das Ellenbogengelenk gewählt, weil in der Abbildung im Buch an der Stelle auf jeden Fall ein Gichttophi abgebildet war. Tja… - war leider falsch, es wäre das Sprunggelenk und das Kniegelenk gewesen - es gab aber nur Sprunggelenk zur Auswahl. Das fand ich aber schon fies.

Meiner Freundin fehlt ein Mathebuch, darum habe ich mich heute Morgen auch noch gekümmert. Ich weiß, dass ich in meinem Elternhaus noch eines von der Oberstufe stehen habe. Das wird meine Schwester jetzt ins Auto legen – dann muss ich es nur Freitag abholen fahren und damit darf ich die Woche jetzt noch drei Mal zur Uni fahren… und dann muss das Buch ja auch noch zu meiner Freundin kommen. Es ist wirklich aufwändig für mich, aber ich kann es auch nicht ertragen die Lösung für ihr Problem quasi zu haben, aber es nicht umzusetzen.

Ich habe heute Nacht viel über das Telefonat gestern mit meiner Mama nachgedacht.
Viel zu sagen haben wir uns ja ohnehin nicht und ich erzähle ihr kaum noch, was ich hier so treibe und vor allem nicht, was ich denke und fühle.
Ich weiß gar nicht mehr, wie wir darauf gekommen sind, aber sie wollte dann wissen, wann ich abends die Bücher zuklappe. Ich habe erklärt, dass ich immer versuche es bis 22 Uhr zu schaffen und dann noch spülen und aufräumen muss, den Schreibtisch für den nächsten Morgen vorbereite, mich bettfertig mache und dann kurz vor 23 Uhr das Licht aus ist (mittlerweile ist es schon etwas später geworden, ich hatte da ja mal 22 Uhr angepeilt).
Und dann hat sie mich doch allen Ernstes gefragt, was ich denn so lange im Bett mache…
Ja, ich liege im Moment knapp acht Stunden im Bett, da hat sie schon Recht (wir wollen mal nicht davon reden, dass ich auch tatsächlich schlafe, aber das ist eine andere Geschichte).
Wieso muss ich mich denn dafür jetzt schon wieder rechtfertigen? Das ist doch genau dieses Denken, das mich in die Situation gebracht hat, in der ich jetzt bin. Mir wird ja ohnehin unterstellt hier die Füße hochzulegen und deshalb erwartet sie auch, dass Dinge sofort wenn sie anruft geschehen. Nein, das werden sie nicht. Ich habe auch meinen Tagesplan.
Jedenfalls… - für das Examen muss man offensichtlich ein bisschen leiden und ich mache das eben nicht in ausreichendem Maß. Vor der Prüfung hat man doch bitte 20 – Stunden – Tage zu absolvieren und muss herum laufen wie der Tod auf Latschen.
Ja… - genau das habe ich jahrelang gemacht und wir sehen, wo es mich hingebracht hat. Meine Schwester schickt mir auch regelmäßig mitten in der Nacht irgendwelche whatsApp – Nachrichten, um zu demonstieren, dass sie sich ja mal top vorbereitet.

Ich glaube, ich kann mich heute nicht mehr gescheit ausdrücken, aber es macht mich einfach wütend, dass die in der Ambulanz versuchen mir klar zu machen, dass es keinen Sinn hat so lange zu lernen und ich das versuche umzusetzen, obwohl ich ein richtig schlechtes Gewissen deshalb habe. Andere mögen den Kopf schütteln und sagen: „Die sitzt doch viel zu viel vor dem Schreibtisch“, aber für mich ist es wirklich zu wenig – und das, obwohl ich mir nur abends mal ein wenig Pause gönne, die ich mit Essen und Blog schreiben fülle.
Und… - ich weiß nicht, ob meine Mama das wirklich nicht schnallt oder ob das beabsichtigt ist, aber warum muss sie unbedingt genau in diese Kerbe hinein schlagen? Das verstehe ich einfach nicht.

Im Moment werden meine Kreuzergebnisse etwas schlechter und ich frage mich wieso. Einige Leute mögen sagen, weil sie langsam den Schreibtisch – Koller hat, aber ich denke mir: Vielleicht lerne ich wirklich zu wenig. Andererseits merke ich ja wenn ich im Bett darüber nachdenke, was ich in der Früh als erstes gelernt habe, dass ich nichts mehr darüber weiß.
Ich weiß es nicht… mich verunsichert das gerade alles so sehr... - früher habe ich mehr ausgehalten, das stimmt schon. Heute kann ich das gar nicht mehr, hier bis tief in die Nacht zu sitzen, im Prinzip fallen mir um 20 Uhr schon die Augen zu... 

Alles Liebe
Mondkind



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