Tag 66/67 von 116 Neuro I / II und die Biologie



Aktuell habe ich mir die Neurologie vorgeknöpft. Ich dachte, vielleicht motiviert mich das zumindest ein bisschen meine Gedanken auf die Scripte zu fokussieren, denn es ist nach wie vor schwierig.
Heute waren unter anderem Hirntumoren dran… Tumoren sind ja nicht gerade mein Lieblingsthema, aber in der Neuro ist das noch vergleichsweise einfach. Da gibt es nicht für jeden Tumor eine andere TNM – Klassifikation, die wir leider alle komplett auswendig lernen müssen, sondern ein WHO – Schema in das alle Tumoren eingeteilt werden.
Bewegungsstörungen waren heute auch dran – da habe ich mal von meinem Wahlfach profitiert; da hatten wir nämlich eine sehr gute Vorlesung. Und bei Parkinson habe ich heute endlich mal die ganzen Medikamente mitgelernt – die hatte ich in Pharma nämlich seinerzeit an dem entsprechenden Lerntag raus gelassen, weil die Zeit nicht mehr gereicht hat.
Bei den Demenzen war meine Konzentration dann ziemlich im Eimer. Mal sehen, was davon morgen noch da ist. 

Am Ende des Kapitels gab es die Auflösung: Bei Morbus Pick erinnert das Gehirn makroskopisch an eine Walnuss..


Im Kreuzen habe ich mich heute mal neben der HNO an einem Script versucht, das ich noch gar nicht gelernt habe. Es heißt „Leitsymptome“ und ist glaube ich nochmal so ein Rundumschlag. Mal schauen, was die Zeit am Ende her gibt, sonst bleibt es.
Jedenfalls… - da kamen Fragen aus allen Fächern dran und das hat wirklich gut funktioniert. Ich konnte sogar mit einiger Grübelei die Auskultationsbefunde alle richtig zuordnen, auch wenn das IMPP da ziemlich gemeine Fragen stellt. Die Fragen dann irgendwelche Nebengeräusche ab oder so etwas… 

***

„Mondkind, schreib mal wann Du da bist, dann kann ich anfangen zu kochen…“

„Hatten wir nicht gesagt 18 Uhr? Ich bin pünktlich…“



So so… ich ahne… wir werden eher weniger Bio lernen. Oder erst ziemlich spät anfangen und dann – wie immer – ziemlich lange brauchen.



Es ist das erste Mal, dass ich sie besuchen fahre und es noch hell ist. Langsam werden die Tage wieder länger. Heute hat sich die Sonne durchgekämpft und irgendwie meint man fast die ersten Ausläufer des Frühlings zu fühlen, die in mir die gewohnte eigenartige Schwere hinterlassen.

„Wir werden hier keinen Sommer mehr verbringen“, schießt es mir durch den Kopf. Wahrscheinlich werde ich da ganz woanders sein und dort meinen Sommer verleben.



„Mondkind, Du wirst ja immer weniger“, werde ich begrüßt. „Du musst essen Kind… wem es schlecht geht, der muss etwas essen.“

Ich muss ja ehrlich zugeben, dass ich seit Wochen nichts mehr gekocht habe. Obwohl es meinem Bauch in den Abendstunden mittlerweile zumindest so gut geht, dass ich wieder vernünftig essen kann, stelle ich mich im Moment trotzdem nicht an den Herd. Vielleicht ist es einfach Faulheit, aber derzeit steht essen bei mir nicht an erster Stelle. Ich habe aber auch wirklich so überhaupt gar keinen Hunger…



„Und was war da jetzt am Donnerstag genau los?“, fragt sie, als wir mit unseren Tellern am Tisch sitzen. „Ich bin wirklich ein wenig sauer auf mich, dass ich da so für plädiert habe offen mit der Ambulanz zu sein.“

„Es war ja meine Entscheidung“, beruhige ich sie und erzähle. „Ich fühle mich da auch langsam nicht mehr ernst genommen“, schließe ich. „Ich meine vor zwei Wochen kam sie selbst mit der Klinik um die Ecke und jetzt soll ich ab Mitte März mal so ziemlich alleine klar kommen… wenn ich mein Tagebuch nicht hätte, würde ich an mir selbst zweifeln. Also ich weiß nicht, was ich davon halten soll – eine objektive Einschätzung wäre ganz gut…“

„Mh, verstehe ich“, sagt sie. „Und was machst Du mit dem PJ?“

„Weiß ich noch nicht…“

„Oh je, jetzt hast Du aber echt eine verzwickte Situation…“

„Kann man wohl sagen. Ich hatte ja gehofft, dass sich das Problem irgendwie von selbst löst…“

„Da weiß man auch gar nicht, was man Dir raten soll. Einerseits weiß ich wie es ist, hinterher Dinge zu bereuen, weil man sie nicht gemacht hat. Das kann einem viel mehr nachhängen, als wenn Du einfach die acht Monate da runter gehen würdest… Andererseits geht es ja auch darum, dass Du da glaube ich echt ziemlich pragmatisch bist. Also entweder das klappt, oder Du kommst nie wieder hoch… oder so ungefähr… also nimm es mir nicht übel, aber den Eindruck habe ich."

„Nee, genau das ist das Problem…“



„Du Mondkind, mein Arzt hat mir letztens Blut abgenommen und er hat mir gar nichts dazu gesagt. Kannst Du da mal drauf schauen?“, fragt sie. „Klar, wenn Du die Werte irgendwo hier hast…“

Wenig später kommt sie mit dem Zettel an und ich erkläre ihr, was sie wissen möchte und ob Leber und Niere trotz der Medikamente ihren Dienst tun.

Es tut wirklich gut mit einem kurzen Blick auf einen Zettel voller Abkürzungen und Zahlen, helfen zu können.



„Wir haben ja schon super viel Bio gemacht“, sagt sie. Mein Blick wandert auf die Uhr. 20:30 Uhr…

Bis kurz nach 22 Uhr vertiefen wir uns noch in die Biologie, ehe ich mich auf den Weg zurück mache.

Besser als zu Hause über den Büchern zu verzweifeln oder an meinem Gedankenkonglomerat war der Abend allemal.


***
Zum Schluss noch ein paar Ausschweife von gestern Nacht…

Irgendwie kommt es mir vor, als habe man gerade von sämtlichen Töpfen den Deckel gerissen. Es kommt so unfassbar viel hoch und mir wird langsam vieles klarer.
Viele Dinge sind und waren jahrelang nur Zwischenlösungen, die alles irgendwie zusammen geflickt haben. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass die geflickten Stellen alle gleichzeitig kaputt gehen und mir bald alles um die Ohren fliegt.


Und vielleicht ist das auch wieder wahr.
Und vielleicht habe ich noch irgendetwas zu verlieren.
Vielleicht fängt da gerade doch noch mal etwas an zu kämpfen. Etwas, das ahnt, dass es irgendwo noch ein Leben gibt, für das es sich lohnt.
Dieses Etwas muss nur stark genug bleiben und darf nicht in der Negativität, die mich gerade beherrscht, ertrinken.
***

So… jetzt noch die Wiederholung von gestern und dann habe ich es mit der Uni geschafft für heute. 
Dann bleibt nur noch die Wäsche und ich wollte mal anfangen eine Pro- und Contra - Liste zu schreiben bezüglich des PJ...
Wieder mal einen Tag trotz all des Chaos in meinem Kopf geschafft. Manchmal frage ich mich wirklich, wie ich das mache… Aber es geht scheinbar...

Alles Liebe
Mondkind

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